Detailinformationen

Voyage de Cumana à Caracas, Calabozo et S. Fernando de Apure de Nov. 1799 à Mars 1799 [sic!] Tagebuch III der Amerikanischen Reise Staatsbibliothek zu Berlin. HandschriftenabteilungNachl. Alexander von HumboldtSignatur: Nachl. Alexander von Humboldt (Tagebücher) III

Funktionen

Voyage de Cumana à Caracas, Calabozo et S. Fernando de Apure de Nov. 1799 à Mars 1799 [sic!]Staatsbibliothek zu Berlin. Handschriftenabteilung ; Nachl. Alexander von Humboldt

Signatur: Nachl. Alexander von Humboldt (Tagebücher) III


Tagebuch III der Amerikanischen Reise

1799-1800. - Deutsch Französisch. - Werk, Tagebuch

Inhaltsangabe: "Auch leuchtet in der Tat der Bimsstein wie Schnee."Tagebuch III1799-1800Auf dem Einband von Humboldt eigenhändig beschriftet:Voyage de Cumana à Caracas, Calabozo et S. Fernando de Apurede Nov. 1799 à Mars 1799 [sic!]Auch in Tagebuch III kann von einer chronologischen Reisebeschreibung nicht die Rede sein. Es geht aber um die Weiterreise von Cumaná nach Caracas, Calabozo und zum Apure. Zunächst ist man in Caracas (Bl. 3v): "Dieser Geldmangel und diese Ungewißheit hielt mich nun bis zum 18ten November in Cumana zurück, sie zwang mich, die finsternis [Sonnenfinsternis] dort zu beobachten, sie verschaffte mir Gelegenheit Augenzeuge eines heftigen Erdbebens zu sein und in einer Gesellschaft nach Caraccas zu reisen, die für meine dortige gute Aufnahme und angenehme Existenz wichtig wurde." Humboldt beschreibt Caracas (Bl. 10r): "Caraccas. Die beiden solidesten Gebäude das Quartel (die Caserne) u die Casa de S. Lazaro, beide ungeheuer kostbar u verschwenderisch aufgeführt. Letzteres leider! mit Geld des Hospitals de S. Lazaro in dem troz der großen Einkünfte die bestolenen Kranken im Schmuz umkommen." Humboldt kommt in Amerika zurück auf seinen Aufenthalt auf Teneriffa (Bl. 59r): "Alle Welt hat den Gipfel des Pics den pan d'assucar mit eignen Augen mit Schnee bedeckt gesehen. Hartnäckig haben es Personen in Amerika gegen mich behauptet. Auch leuchtet in der Tat der Bimsstein wie Schnee. [...] Wahrscheinlich von einem Beobachter mitgetheilt der am mole von Santa Cruz den Gipfel durch ein Opern=Teleskop betrachtete!" Schließlich folgt die berühmte Passage über den Zitteraal. Zunächst treibt man Pferde in den mit Zitteraalen bevölkerten Teich Caño de Bera, diese werden jedoch, statt die Aale zu vertreiben, von diesen attackiert, sodass sie aus dem Wasser fliehen (Bl. 96r): "l'effroi peint dans l'oeil, la crinière herissée, ressemblant à ce cheval (estampe) qui entre dans une caverne ou il trouve un Lion." Danach stellt man keinen Selbstversuch mit der Elektrizität der Aale an, sondern beobachtet sie nur.Bereits vor seiner Reise nach Amerika interessierte sich Humboldt für die organische Elektrizität, die er in einer ersten Abhandlung über "Die gereizte Muskel- und Nervenfaser" (1797) behandelte. Galvanische Versuche beschäftigten ihn auch nach der Reise noch. So besuchte er Luigi Galvani 1805 in Neapel und stellte Versuche mit Zitterrochen an.Darüber hinaus enthält dieses Tagebuch mehrere Handzeichnungen Humboldts zu den Zitteraalen.Auf einem losen Blatt (Tagebuch III, Bl. 67 v) befindet sich ein von Humboldt mit Feder und Tinte auf Papier gezeichneter Querschnitt durch den Körper eines Zitteraals (Electrophorus electricus). Diese Skizze Humboldts wurde von Leopold Müller in eine neue Zeichnung übertragen und geringfügig ergänzt, um dann von Louis Bouquet in eine Kupferplatte gestochen zu werden, deren Abdruck als Tafel 10 im zoologischen Band des Reisewerks den Text mit Beschreibungen zur Anatomie des Fisches illustriert.Neben dem Blatt mit der Querschnittszeichnung gibt es in den Seiten des gebundenen Tagebuchs III weitere Skizzen zum Zitteraal, wie beispielsweise ein kleines Piktogramm der Schwimmblase des Fisches (Tagebuch III, 96 v) sowie Skizzen zu mehreren Versuchsanordnungen mit den Tieren (Tagebuch III, Bl. 98 v).Humboldt gibt die Passage zum Zitteraal in verschiedenen Publikationen wieder, unter anderem im Recueil d'observations de zoologie et d'anatomie comparée (1811), in den Annalen der Physik (1806 und 1807) und in den Ansichten der Natur (1808).Etliche Autoren haben sich auf Humboldts Schilderungen bezogen, so beispielsweise Johann Friedrich Blumenbach (1821), Alfred Brehm (1884) und Emil Du Bois-Reymond (1849).Humboldts Beschreibung des aggressiven Verhaltens der Zitteraale gegenüber den Pferden wurde lange Zeit angezweifelt. Erst 2016 konnten seine Beobachtungen durch den Biologen Kenneth Catania belegt werden.Literatur:Blumenbach, Johann Friedrich, Handbuch der Naturgeschichte, 10. Auflage, Dieterichsche Buchhandlung, Göttingen 1821Brehm, Alfred, Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Achter Band, Dritte Abtheilung: Kriechthiere, Lurche und Fische, Zweiter Band: Fische. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884, S. 317-320Catania, Kenneth, Leaping eels electrify threats, supporting Humboldt's account of a battle with horses, in: PNAS, Vol. 113, Nr. 25, 21. Juni 2016, S. 6979-6984Du Bois-Reymond, Emil, Untersuchungen über Thierische Electricität, Verlag von G.Reimer, Berlin 1849Ette, Ottmar, Bayerl, Julia (Hg.), Die Bilder-Welten der Amerikanischen Reisetagebücher: Alexander von Humboldts Kunst und Wissenschaft aus der Bewegung, Prestel Verlag, München 2018 (in Vorbereitung)Humboldt, Alexander von, Reise durch Venezuela. Auswahl aus den amerikanischen Reisetagebüchern, hrsg. von Margot Faak, Akademie-Verlag, Berlin 2000?Humboldt / Bonpland, Recueil d'observations de zoologie et d'anatomie comparée, faites dans l'océan atlantique, dans l'intérieur du nouveau continent et dans la mer du sud pendant les années 1799, 1800, 1801, 1802 et 1803; par Al. de Humboldt et A. Bonpland, 1. Band, Schoell et Dufour, Paris 1811Humboldt, Alexander von, Jagd und Kampf der electrischen Aale mit Pferden. Aus den Reiseberichten des Hrn. Freiherrn Alexander v. Humboldt, Annalen der Physik, herausgegeben von Ludwig Wilhelm Gilbert, Band 25, Erstes Stück, Rengersche Buchhandlung, Halle 1807, S. 34 -43Humboldt, Alexander von, Versuche über die electrischen Fische, Annalen der Physik, herausgegeben von Ludwig Wilhelm Gilbert, Band 25, Erstes Stück, Rengersche Buchhandlung, Halle 1806, S. 1-13Humboldt, Alexander von. Ansichten der Natur. Mit wissenschaftlichen Erläuterungen. Band 1. Stuttgart, Tübingen: J. G. Cotta'scher Verlag, Dritte Auflage, 1849, S. 32-34Humboldt, Alexander von, Versuche über die gereizte Muskel- und Nervenfaser, Erster Band, Posen, bei Decker und Compagnie, und Berlin, bei Heinrich August Rottmann, 1799BI. 46r-46v enthält eine Abhandlung mit der Überschrift "Missionen" über die 'wahren', aber damals in Europa nicht bekannten Zustände in diesen Anstalten. Er konnte als Gast und Begleiter der Missionsmönche persönliche Erfahrungen in Cumaná, bei den Exkursionen ins Landesinnere Venezuelas sowie während der Orinokoreise sammeln. Humboldt erwähnt den negativen, zum Teil aber auch den positiven Einfluss der Missionen auf die lateinamerikanischen Gesellschaften. Er beschreibt dabei den Reichtum und prangert die Despotie der Mönche an, die Indigene wie Sklaven behandelten: "Der reichste hier wer Arme hat, und des Missionars Sklaven sind alle Indianer seines Dorfes." Auch Reformvorschläge für die Missionen werden formuliert. Bl. 46 v: Die Ausführungen werden durch einen Einschub unterbrochen, der auf einen Bootsunfall und Rettung der Reisenden hinweist: "(in dem ich dies lezte Wort schrieb auf dem Oronoco schiffend, schlug unser Boot um, und der Strohm lief über den Tisch. Wie wir gerettet wurden, S. oben p. ?)" Dann kehrt Humboldt zum eigentlichen Thema zurück. Es werden am Ende sogenannte Jornadas (span. Tagewerk = Expedition zur Gefangennahme freier Indigener) geschildert, die noch zu Humboldts Zeiten zuweilen erfolgten:"Eine schändliche Sache, obgleich selten jezt, doch Schande des Jahrhunderts sind Jornadas der Missionäre. Ein Mönch bietet, um sein Dorf zu vergrößern oder neue anzulegen, alle Mannschaft in der Nähe auf, ihm bewafnet gegen die Indios bravos zu folgen. [...] Man überfällt unschuldige Indianer, sie retten sich meist nur durch Flucht, man sezt ihnen nach, tötet alles, was sich widersezt, oft ein l5 50-60 Männer und Weiber, raubt Kinder und schlept alt und jung, oft ein 200-300 triumphierend in das Dorf."Veröffentlicht in:Lateinamerika am Vor- abend der Unabhängigkeitsrevolution. Eine Anthologie von Impressionen und Urteilen aus seinen Reisetagebüchern zusammengest. u. erläutert durch Margot Faak. Mit einem Vorwort v. Manfred Kossok, Berlin: Akademie Verlag 2003, S. 160f. [=Beiträge zur Alexander von Humboldt-Forschung 5].

Editionshinweise: Teiledition in: Alexander von Humboldt, Reise durch Venezuela. Auswahl aus den amerikanischen Reisetagebüchern. Hrsg. von Margot Faak. Berlin 2000

http://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/SBB0001527400000000 (Digitalisat des ganzen Tagebuchs)http://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/SBB0001527400000012 (Bl. 3v: "Dieser Geldmangel und diese Ungewißheit hielt mich nun bis zum 18ten November in Cumana zurück, sie zwang mich, die finsternis [Sonnenfinsternis] dort zu beobachten, sie verschaffte mir Gelegenheit Augenzeuge eines heftigen Erdbebens zu sein und in einer Gesellschaft nach Caraccas zu reisen, die für meine dortige gute Aufnahme und angenehme Existenz wichtig wurde.")http://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/SBB0001527400000023 (Bl. 10r: "Caraccas. Die beiden solidesten Gebäude das Quartel (die Caserne) u die Casa de S. Lazaro, beide ungeheuer kostbar u verschwenderisch aufgeführt. Letzteres leider! mit Geld des Hospitals de S. Lazaro in dem troz der großen Einkünfte die bestolenen Kranken im Schmuz umkommen.")http://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/SBB0001527400000115 (Bl. 59r: "Alle Welt hat den Gipfel des Pics den pan d'assucar mit eignen Augen mit Schnee bedeckt gesehen. Hartnäckig haben es Personen in Amerika gegen mich behauptet. Auch leuchtet in der Tat der Bimsstein wie Schnee. [...] Wahrscheinlich von einem Beobachter mitgetheilt der am mole von Santa Cruz den Gipfel durch ein Opern=Teleskop betrachtete!")http://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/SBB0001527400000181 (Bl. 96r: "l'effroi peint dans l'oeil, la crinière herissée, ressemblant à ce cheval (estampe) qui entre dans une caverne ou il trouve un Lion.")http://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/SBB0001527400000212 (Bl. 67v: Zeichnung eines Zitteraals im Querschnitt: "Corps du Gymnotus electricus.")http://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/SBB0001527400000186 (Bl. 98v: Versuchsanordnungen mit Zitteraalen)

Objekteigenschaften: Handschrift

Pfad: Nachl. Alexander von Humboldt / (Tagebücher)

DE-611-HS-2350321, http://kalliope-verbund.info/DE-611-HS-2350321

Erfassung: 10. Dezember 2013 ; Modifikation: 4. April 2017 ; Synchronisierungsdatum: 2024-03-29T15:16:17+01:00