Bestand SchillerGoethe- und Schiller-Archiv / Klassik Stiftung Weimar ; Bestand Schiller


90 Archivkästen

Einleitung: Das von Friedrich Schiller hinterlassene persönliche Archiv umfasst Vorarbeiten und Manuskripte zu den poetischen Werken des Dichters, Materialien zu seiner Tätigkeit als Herausgeber, Briefe, Schreibkalender sowie persönliche Unterlagen zu seinem Lebensweg. Bei den Vorarbeiten und Manuskripten zu den poetischen Werken handelt es sich vor allem um Aufzeichnungen zu unvollendeten Werken. Da der Dichter die Spuren der Entstehung seiner Werke nach ihrer Fertigstellung in der Regel vernichtete, sind kaum eigenhändige Manuskripte zu den vollendeten Dramen und Abhandlungen überliefert. Eine Ausnahme bilden Manuskripte, die für die Aufführung von Stücken entstanden, bevor sie gedruckt und damit allgemein zugänglich wurden. Dagegen sind zu Schillers unvollendeten Werken zahlreiche handschriftliche Vorarbeiten und Fragmente vorhanden, wie die umfangreiche Überlieferung zu den Stücken „Demetrius“, „Die Maltheser“, „Die Polizei“, „Die Kinder des Hauses“ und „Warbeck“ belegt.Seit 1803 bereitete Schiller eine „Prachtausgabe“ mit einer umfangreichen Auswahl seiner Gedichte vor, die er zu seinen Lebzeiten nicht mehr vollendete. Das Manuskript dieser Ausgabe von der Hand seines Schreibers Georg Gottfried Rudolph ist im Nachlass überliefert.Von mehr als 500 Absendern liegen Briefe an Schiller vor, die einen Eindruck vom geistesgeschichtlichen Panorama seiner Zeit vermitteln. Zu Schillers namhaften Briefpartnern gehören Johann Wolfgang Goethe, Christian Gottfried Körner, Wilhelm Reinwald, Wilhelm von Humboldt, Karl Theodor von Dalberg, Gottlieb Hufeland, Franz Kirms, Johann Heinrich Meyer, August Wilhelm Iffland, Georg Joachim Göschen, Karoline von Beulwitz, Herzog Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach, Graf und Gräfin von Schimmelmann sowie August Wilhelm und Friedrich Schlegel. Seine Briefe an Goethe werden zusammen mit den Briefen Goethes an Schiller im Goethe-Bestand aufbewahrt. Schiller führte einen Nachweis über seine Korrespondenzen in seinen Schreibkalendern, die aus den Jahren 1795 bis 1805 überliefert sind. Der schriftliche Nachlass des Dichters verblieb nach seinem Tod bei der Witwe Charlotte von Schiller, die ihn für ihre Kinder aufbewahrte. Nach Charlottes Tod wurde der Nachlass unter die vier Kinder Schillers aufgeteilt. Bereits Charlotte hatte einzelne Autographen ihres Mannes als wertvolle Andenken an Freunde und Verehrer des Dichters gegeben, und auch die Kinder verschenkten gelegentlich Schiller-Autographen. Die Vereinigung großer Teile des im 19. Jahrhundert weit verstreuten Nachlasses ist vor allem Schillers jüngster Tochter Emilie von Gleichen-Rußwurm zu verdanken. Emilie ergänzte den von ihr ererbten Teil der Überlieferung um weitere Schiller-Autographen, die sie sich von ihren Geschwistern erbat oder über den Autographenhandel erwarb.In Weimar ging 1885 der handschriftliche Nachlass Johann Wolfgang Goethes und das Goethesche Familienarchiv nach testamentarischer Verfügung von Goethes letztem Enkel Walther von Goethe in die Obhut der Großherzogin Sophie von Sachsen-Weimar-Eisenach über. Vier Jahre nach Gründung des Goethe-Archivs bestimmten im Mai 1889 Ludwig von Gleichen-Rußwurm und sein Sohn Alexander, Enkel und Urenkel Schillers, dass der handschriftliche Nachlass Schillers dem Goethes durch Schenkung hinzugefügt werden sollte. „Zum Zeichen unzertrennlicher Vereinigung“ beider Nachlässe trägt das Archiv von dieser Zeit an den Namen „Goethe- und Schiller-Archiv“. Mit dem persönlichen Archiv Friedrich Schillers übergaben Ludwig und Alexander von Gleichen-Rußwurm auch die Nachlasspapiere zur Verwaltung des Schillerarchivs durch Emilie von Gleichen-Rußwurm und Unterlagen von Angehörigen der Familie Schiller nach Weimar. Neben Weimar bewahrt das Deutsche Literaturarchiv in Marbach die bedeutendste Überlieferung zu Friedrich Schiller auf.Die umfassende Bearbeitung und wissenschaftliche Auswertung der gesamten Weimarer Überlieferung zu Schillers Werk und Leben setzte mit der Entstehung der seit 1943 erscheinenden Schiller-Nationalausgabe ein. Nach Begründung der Nationalausgabe hatte zunächst Günter Schulz den Nachlass Schillers geordnet und die Handschriften erschlossen. Die Textdarbietung der Nationalausgabe erfolgt unter Berücksichtigung der gesamten handschriftlichen und gedruckten Überlieferung. 1955 erschien das von Hans-Joachim Schreckenbach angelegte archivinterne Findbuch zum Schillerbestand. Wenige Jahre später 1961 veröffentlichte Karl-Heinz Hahn ein erstes Gesamtverzeichnis über alle Archivbestände, das eine detaillierte Übersicht über den Schillerbestand einschließt. Damit waren die Grundlagen für die umfassende Inventarisierung des Bestandes geschaffen, die 1989 mit der Veröffentlichung des ersten Bandes der Inventare des Goethe- und Schiller-Archivs abgeschlossen wurde. Die Gliederung des persönlichen Archivs Schillers folgt den Ordnungsgruppen: Werke (Gedichte, dramatische Werke, Erzählungen, historische, philosophische und vermischte Schriften), geschäftlich-berufliche Unterlagen, allgemeines Arbeitsmaterial, eingegangene und ausgegangene Briefe, Tagebücher sowie geschäftlich-berufliche und persönliche Unterlagen. Als Teilbestände schließen sich die Materialien zur Verwaltung des Schiller-Nachlasses, Sammlungen zu Schillers Leben, Werk und Nachwirkung sowie die Bestände von Familienangehörigen, darunter die von Charlotte von Schiller und Karoline von Wolzogen, an. 2019 wurden sämtliche Handschriften des Teilbestandes Friedrich Schiller im Zuge einer durch EFRE-Mittel geförderten Bestandsdigitalisierung im Goethe- und Schiller-Archiv durch einen externen Dienstleister digital reproduziert. Im Ergebnis können die insgesamt 15.900 Digitalisate zusammen mit den Erschließungsdaten über die Archivdatenbank Online eingesehen werden.Literaturhinweise:Karl-Heinz Hahn: Der handschriftliche Nachlass Friedrich Schillers im Goethe- und Schiller-Archiv in Weimar. In: Jahrbuch der Deutsche Schillergesellschaft. 3. Jg., Stuttgart 1959, S. 368-385.Silke Henke: Der handschriftliche Nachlass Friedrich Schillers im Goethe- und Schiller-Archiv am Beginn des 21. Jahrhunderts. In: Mitteldeutsches Jahrbuch für Kultur und Geschichte. Bd. 16. Bonn 2009, S. 65-74.Inventare des Goethe- und Schiller-Archivs. Hrsg. von den Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur in Weimar. Bd. 1: Schillerbestand. Redaktor Gerhard Schmid. Weimar 1989.Schillers Werke. Nationalausgabe. Historisch-kritische Ausgabe. 1940 begründet von Julius Petersen, fortgesetzt von Lieselotte Blumenthal, Benno von Wiese und Siegfried Seidel, seit 1991 hrsg. von Norbert Oellers. Bde. 1-43. Weimar 1943 ff.

https://ores.klassik-stiftung.de/ords/f?p=401:70:::::p70_region,p70_seite,p_bnr:2,1,83 (Bestand Schiller in der Online-Archivdatenbank des Goethe- und Schiller-Archivs)

DE-2060-BE-83, http://kalliope-verbund.info/DE-2060-BE-83

Modifikation: 5. Juli 2005 ; Synchronisierungsdatum: 2022-05-04T16:49:39+01:00