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    Vorlass Norbert Johannimloh

    Signatur: 1039

    Vorlass Norbert Johannimloh

    Johannimloh, Norbert (1930-2022) [Bestandsbildner]

    1946-2011. - Nachlass

    Inhaltsangabe: Norbert Johannimloh wurde am 21. Januar 1930 als Sohn eines Maurers in Verl bei Gütersloh geboren, wo er auch, zusammen mit neun Geschwistern, aufwuchs. Die ersten acht Schuljahre besuchte er die einklassige Volksschule in Verl-Widei, von 1945 bis 1951 die Gymnasien in Rietberg, Großkotzenburg und Bielefeld. Sein Abitur legte er am Ratsgymnasium in Bielefeld ab.Seine ursprünglichen Berufswünsche Pastor bzw. Afrikamissionar zu werden, verfolgte er schon vor Ende seiner Schulzeit nicht mehr und nahm 1951 das Studium an der Universität Münster auf; nach einem Semester wechselte er von katholischer Theologie zur Germanistik und schloss 1956 das Studium in den Fächern Deutsch, Latein und Kunstgeschichte mit dem ersten Staatsexamen ab. Bis 1958 war er als Studienreferendar in Hamm und Münster tätig. Nach dem zweiten Staatsexamen 1959 (mit einer Abschlussarbeit über Gottfried Benn) begann seine Zeit als Studienassessor in Münster und Gütersloh. In den Jahren 1962 bis 1972 arbeitete Johannimloh als Studienrat bzw. Oberstudienrat am Konrad-Schlaun-Gymnasium in Münster und ab August 1972 als Akademischer Oberrat im Fach Deutsch an der Pädagogischen Hochschule in Münster. Sein Lehr- und Forschungsschwerpunkt lag seither auf der Niederdeutschen Literatur, was sich auch während seiner späteren Tätigkeit an der Universität Münster als Studiendirektor im Hochschuldienst bis zur Pensionierung fortsetzte (vgl. WLA 1039/114; WLA 1039/65).Ab 1965 war er zudem 25 Jahre lang als Redakteur für den Literaturteil der Zeitschrift "Westfalenspiegel" verantwortlich. Ende 1989 gab Johannimloh seinen Posten frei, da er der Meinung war, einem jüngeren Publikum möglicherweise nicht mehr gerecht werden zu können (vgl. den Beitrag "In eigener Sache", in: "Westfalenspiegel" 38, 1989, Heft 4, S. 45; WLA 1039/108).Seine schriftstellerische Tätigkeit begann um 1960 (vgl. WLA 1039/65), wobei er zunächst Versuche in hochdeutscher Lyrik unternahm, beeinflusst etwa von Gottfried Benn. Erst danach entdeckte er die Möglichkeiten seiner eigenen, niederdeutschen Muttersprache. Anders als das Hochdeutsche empfand er Niederdeutsch als ”literarisch noch ganz unbelastet“, es bestand die Möglichkeit etwas zu schaffen, was ”noch eigenständig war“ (vgl. WLA 1039/65). Die Gedichte, die von nun an entstanden, wurden 1963 in dem Band ”En Handvöll Rägen“ (Emsdetten/Westf. : Lechte, 1963) veröffentlicht. Bereits sein erster Lyrikband wurde in Fachkreisen niederdeutscher Literatur positiv aufgenommen. Im selben Jahr erhielt Johannimloh für dieses Werk den Klaus-Groth-Preis. Von Ernst Meister wurde Johannimloh ”als [der] ‚jung[e] Lorca Westfalens‘ gerühmt“ (Jürgen P. Wallmann: Wein und Wasser. Literatur in Westfalen und westfälische Literatur. Münster: Neues Literaturkontor, 2000, S. 71; WLA 1039/117).Johannimloh veröffentlichte noch zwei weitere Gedichtsammlungen: 1969 schuf er ein Werk mit ausschließlich hochdeutschen Gedichten (Wir haben seit langem abnehmenden Mond. Gedichte. Darmstadt: Bläschke, 1969), von denen einige zusammen mit einer Auswahl früherer Gedichte in den dritten Lyrikband "Riete - Risse" übernommen wurden (Paderborn u.a.: Schöningh, 1991).Doch nicht nur Lyrik zeichnet die schriftstellerische Arbeit Johannimlohs aus. Nach der Ursendung seines ersten Hörspiels im Jahr 1962 wurden bis "Wi sind dr jä na" (2005) insgesamt 14 Hörspiele von den Sendern WDR, NDR und Radio Bremen produziert und gesendet. Alle Stücke wurden aus Johannimlohs Verler Heimatdialekt sowohl in das münsterländische als auch in das nordniedersächsische Platt übertragen (vgl. WLA 1039/65). Darüber hinaus beteiligte sich Johannimloh 1969 an einem Preisausschreiben des Niederdeutschen Bühnenbundes. Für sein Bühnenstück "Nix to maken" erhielt er eine Anerkennungsprämie (WLA 1039/37).Zum erzählenden Schreiben kam Johannimloh erst spät, was zum Teil auch durch seine Herkunft aus einem ”eher wortkargen“ Elternhaus beeinflusst wurde. Da dort mehr das Schweigen als das Sprechen geübt wurde, vertraute er seiner Kompetenz als Erzähler zunächst nicht. Er entdeckte jedoch, wenn auch recht spät, dass ”erzählendes Reden und erzählendes Schreiben zwei ganz verschiedene Dinge sind, und daß vielleicht just der am besten schriftlich erzählen kann, der in der mündlichen Alltagskommunikation nicht viel zu verkaufen hat“ (vgl. WLA 1039/65). 1983 veröffentlichte er mit "Appelbaumchaussee - Geschichten vom Großundstarkwerden" (Zürich: Haffmans Verlag) sein erstes Prosa-Werk. Entgegen einiger Vermutungen handelt es sich dabei um keine Autobiographie. Trotzdem beinhaltet es realistische Geschichten aus Kindheit und Jugend in den 1930er und 1940er Jahren, wie sie jemand wie Norbert Johannimloh hätte erleben können (vgl. WLA 1039/65). Der Autor begeisterte die Leser mit seinen Erzählungen und wurde schließlich auch über das niederdeutsche Publikum hinaus bekannt (vgl. Wallmann 2000:71; WLA 1039/117). 1996 erschien "Roggenkämper macht Geschichten" (Zürich: Haffmans Verlag), dessen Handlung sich, ähnlich wie das Leben des Autors auch, teilweise an der Universität Münster abspielt; im Herbst 2000 die "Die zweite Judith", sein jüngster und bislang letzter Roman (Zürich: Haffmans Verlag). Dieses ”literarische Triptychon“, wie der Autor es selbst nennt (vgl. WLA 1039/65), erzählt in drei Teilen die Geschichten von drei Frauen, die 1534/35, zur Zeit der Wiedertäufer, in Münster lebten und aufgrund ihrer Überzeugungen hingerichtet wurden. Mit diesem Werk schuf Johannimloh das hochdeutsche Gegenstück zu seinem niederdeutschen Hörspiel "Judith van Mönster". Gleichzeitig schlägt er einen Bogen zu einem seiner ersten Hörspiele, denn bereits in "Künink un Duahlen un Weind" (1964) beschäftigte er sich mit dem Reich der Wiedertäufer (vgl. WLA 1039/65). 1969 wurde ihm für dieses Stück der Rottendorf-Preis verliehen, um ein Werk zu würdigen, ”in dem durch beispielhafte Gestaltung ein Motiv der westfälischen Geschichte, die Wiedertäufer in Münster, zum Träger eines bedeutenden Themas wird“; es zeichne das Bild des Menschen ”als Gefangener seines eigenen Seins, seiner Ichbezogenheit und seines Geltungsbedürfnisses, eines Erlösungsgedankens und eines Sendungsbewusstseins“ (Siegfried Kessemeier (Hrsg.): Mut zur eigenen Sprache. Der Rottendorf-Preis 1963-1997, Ennigerloh: Rottendorf-Stiftung, 1997, S. 23). Auch später wurde er für ein weiteres Hörspiel ausgezeichnet. Das Stück "Echt Strauh oder Ferien auf dem Bauernhof" erreichte 1991 in dem vom WDR ausgeschriebenen Wettbewerb ”Geschichten von Land und Leuten“ den zweiten Platz (vgl. Wallmann 2000:76; WLA 1039/117).Die Werke Johannimlohs sind heute größtenteils vergriffen, eine Sammlung seiner bisherigen Arbeiten liegt mit "Regenbogen über der Appelbaumchaussee" (Frankfurt am Main: Haffmans bei Zweitausendeins, 2006) vor. Dieser Auswahlband vereint Stücke aus "Appelbaumchaussee", alle drei Erzählungen aus "Die zweite Judith" sowie zahlreiche über viele Jahre entstandene Gedichte, die, wie Jürgen P. Wallmann in einer Rezension beschreibt, ”eindrucksvoll den Rang des Lyrikers Norbert Johannimloh [als wichtigsten niederdeutschen Dichter der letzten Jahrzehnte] bestätigen“ (in: "Westfalenspiegel" 3/2006, S. 46). Gedichte und Ausschnitte seiner Romane publizierte Johannimloh über die Jahre hinweg außerdem in Sammelbänden/Anthologien, Zeitschriften und Zeitungen. Er schrieb zahlreiche Rezensionen und beteiligte sich mit verschiedenen Aufsätzen in Fachzeitschriften zudem am wissenschaftlichen Diskurs zu Literatur und Pädagogik. Neben dem Schreiben widmete sich Norbert Johannimloh gerne der Malerei (vgl. Jürgen Hein: "Norbert Johannimloh zum 80. Geburtstag", in: "Quickborn", Zeitschrift für plattdeutsche Sprache und Literatur 99, 2009, Heft 4, S. 18-26; WLA 1039/110). Norbert Johannimloh starb am 22. September 2022.

    https://www.archive.nrw.de/archivsuche?link=FINDBUCH-Find_DE6D91EB-2759-4C17-87FF-44033EA66F14ACTAPRO (Online-Findbuch)

    Bemerkung: Der Bestand ist benutzbar entsprechend der aktuell gültigen Benutzungsordnung für das Archiv des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe; er ist zu bestellen bzw. zu zitieren als: Westfälisches Literaturarchiv im LWL-Archivamt für Westfalen (WLA), Bestand 1039/Nr. [...].

    Angaben zur Herkunft:Der literarische Vorlass von Norbert Johannimloh wurde aufgrund eines Depositalvertrages vom 9./15. August 2012 in das Westfälische Literaturarchiv im LWL-Archivamt für Westfalen übernommen. Der Vorlass umfasst (bislang) 139 Verzeichnungseinheiten mit einer Laufzeit von 1946 bis 2011. Der Vorlass von Norbert Johannimloh war zu Beginn der Bearbeitung bereits vorsortiert. Thematische Einheiten bildeten u.a. frühe Fassungen und Druckvorbereitungen zu den einzelnen Werken, Beiträge von und über Johannimloh, Hörspiele, Belegexemplare von selbständigen und unselbständigen Veröffentlichungen sowie verschiedene Tonträger (Tonbänder, Kassetten, CDs) mit aufgezeichneten Rundfunkbeiträgen. Das durch den Autor zur Verfügung gestellte Material war in Heftern und Sammelmappen bereits geordnet und durch eigenhändige Beschriftung betitelt. Die vorgefundene Ordnung wurde bei der Verzeichnung weitgehend beibehalten; beispielsweise Korrespondenzen, die zusammen mit Werkmanuskripten in einem Hefter abgelegt waren, in diesem Zusammenhang belassen. Die eigenhändige Beschriftung der Hefter wurde möglichst in das Titelfeld der Verzeichnungseinheiten übernommen. Für die Verzeichnung wurden drei Klassifizierungsgruppen gebildet: 01. Werke, 02. Lebensdokumente und 03. Sammlungen. Die der Klassifikation vorangestellten Werke Johannimlohs wurden untergliedert in: 01.01. Prosa, 01.02. Lyrik, 01.03. Hörspiele, 01.04. kleinere Rundfunkbeiträge, 01.05. Bühnenstücke und 01.06. Fernsehspiel. Insgesamt umfasst die erste Hauptgruppe Manu- und Typoskripte, Korrekturfahnen, Druckvorlagen sowie Notizen, aber auch Korrespondenzen, die sich auf die jeweiligen Werke beziehen und entsprechend abgelegt waren. Eine letzte Untergruppe, 01.07. Arbeitsmaterialien, umschließt Entwürfe sowie Notizen des Autors zu Prosa, Lyrik und unselbständigen Veröffentlichungen. Erschlossene Datierungen bei den Werken, wie auch den anderen Klassifizierungsgruppen, wurden durch eckige Klammern gekennzeichnet. Lebensdokumente (Klassifizierungsgruppe 02.), bestehend aus Texten für Seminare, Ausweiskopien und einem Antrag auf eine Professur, befanden sich zusammen mit anderen Materialien in Sammelheftern. Sie wurden jedoch den Sammlungen entnommen und einzeln verzeichnet. Zu den Sammlungen (Klassifizierungsgruppe 03.) zählen Tonträger sowie Belegexemplare, Presseausschnitte und Kopien selbständiger und unselbständiger Veröffentlichungen von bzw. über Johannimloh. Die Tonträger liegen im Original vor, eine Digitalisierung wurde noch nicht vorgenommen.

    DE-611-BF-42772