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Online-Ansicht des Findbuchs Nachlass Gerhard Mensching

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    Nachlass Gerhard Mensching (Titel)

    Signatur: 1042

    Nachlass Gerhard Mensching (Titel)

    Mensching, Gerhard (1932-1992) [Bestandsbildner]

    1946-1992. - 198 Verzeichnungseinheiten. - Nachlass

    Biographische Notiz: Gerhard Mensching wurde am 11. Oktober 1932 in Riga geboren als Sohn von Erika Dombrowski und Gustav Mensching. Sein Vater war evangelischer Theologe und vergleichender Religionswissenschaftler. Er hatte von 1928 bis 1936 eine außerordentliche Professur an der lettischen Universität Riga. Gerhard Mensching hat nach eigenen Angaben im Nachlass nur vage Erinnerungen an die frühe Kindheit in Riga; die Eltern bezeichnen die acht Jahre in Lettland als glückliche Zeit.1936 erfolgte der Umzug nach Bonn, wohin der Vater berufen wurde. Von 1936 bis 1972 war Gustav Mensching Professor für vergleichende Religionswissenschaften an der Philosophischen Fakultät der Universität Bonn.Gerhard Mensching wuchs in Bonn auf und besuchte von 1942 bis 1953 das Staatliche Beethoven-Gymnasium. Sein literarisches Interesse wurde geweckt durch eine Theatervorstellung von "Hamlet", zu der ihn seine Mutter 1942 mitnahm. Seine Kindheit hat Mensching in sehr glücklicher Erinnerung; seinen Vater hat er geliebt und bewundert.Nachdem der Vater noch im Sommer 1944 für einige Monate eingezogen wurde, lebte die Familie kurzzeitig bei Verwandten in Halle an der Saale. Nach seiner Entlassung hielt Gustav Mensching Vorlesungen in Göttingen, wohin ein Teil des Bonner Lehrkörpers verlagert worden war. Die Familie begleitete ihn dorthin und kehrte 1945 zurück nach Bonn-Bad Godesberg.Gerhard Mensching begann bereits als Gymnasiast, dramatische Stücke zu schreiben und mit Mitschülern aufzuführen. Zu seinem Stück "Der Tanz geht weiter" bekam Mensching eine positive Resonanz von Stefan Andres, der ihn ermutigte, das Manuskript der Hörspielabteilung des NWDR zu schicken, wo es allerdings abgelehnt wurde.1953 bestand Gerhard Mensching sein Abitur. Sein ursprüngliches Ziel, Schauspieler zu werden, verwarf er, da ihn die Abhängigkeit von Intendanten, Regisseuren, Intrigen und Zufällen abschreckte. Nachdem er ein begonnenes Germanistik-Studium abgebrochen hatte, studierte er Jurisprudenz in Bonn und Berlin. Nach drei Semestern wechselte er wiederum zu Germanistik, allgemeine Sprachwissenschaft und vergleichende Religionswissenschaften in Bonn. Das Studium bereitete ihm wenig Freude, da er glaubte, davon für seine schriftstellerische Tätigkeit nicht profitieren zu können.Schon während des Studiums wandte er sich, angeregt durch einen Tagebucheintrag von Max Frisch über einen Besuch im Züricher Marionettentheater, dem Puppenspiel zu. Erste Aufführungen erfolgten bereits 1957. Anregungen dazu erhielt er von Wladimir von Zalozieckyj, auf den er im Fernsehen aufmerksam geworden war. Dessen besonders simple Spielweise mit Kugeln und den eigenen Händen faszinierte ihn derart, dass er ihn an die Bonner Universität einlud, wo Mensching eine kleine Arbeitsgemeinschaft für Puppenspiel leitete. Da diese Begegnung fruchtbar verlief, blieb Mensching dieser Art des Puppentheaters treu und nannte seine Bühne, mit der er ab 1958 auf Reisen ging, "Taschentheater". Zunächst assistierte sein Bruder Günther, im Lauf der Zeit Studienfreunde. Das Puppenspiel wurde für Mensching zu einem einträglichen Nebenverdienst. Durch das Puppenspiel lernte Mensching auch seine spätere Ehefrau Kathrin Sandermann kennen.1959 wurde mit "Handarbeiten" ein Kulturfilm über einzelne Puppenspiel-Szenen für das Kino-Beiprogramm produziert.Gerhard Mensching beendete sein Studium 1961 in Bonn mit einer Dissertation bei Wilhelm Grenzmann und Benno von Wiese über "Die Groteske im modernen Drama".1963 unternahm er mit dem "Taschentheater" im Auftrag des Goethe-Instituts eine erste Gastspielreise nach Spanien; spätere Reisen in die Niederlande, nach Dänemark, Norwegen, Schweden, Finnland, Belgien, Frankreich, Italien, Griechenland, Zypern, Jordanien und in die Türkei folgten.Ebenfalls 1963 arbeitete Mensching für ein Sommersemester als wissenschaftliche Hilfskraft für Peter Otten, Lektor für Sprecherziehung an der Universität Münster.1964 heiratete er Kathrin Sandermann und im gleichen Jahr wurde seine Tochter Cora geboren.Obwohl er ursprünglich keine Neigung hatte, als Germanist an einer Hochschule tätig zu werden, nahm er 1965 ein Angebot von Hans-Joachim Schrimpf an und wurde dessen Assistent, als dieser an die neugegründete Universität Bochum wechselte. Später avancierte er dort zum Akademischen Rat. Wesentlicher Teil seiner Lehrtätigkeit waren kreatives Schreiben, Theater und Puppenspiel. Ab 1967 war Bochum auch der Wohnort der Familie; 1973 wurde dort der Sohn Nicolai geboren.Zusammen mit seiner Frau und einem Freund produzierte er für das Nachmittagsprogramm des WDR in einer eigenen kleinen Filmproduktion weit über hundert Puppenfilme.1971 wurde "Das Tosen der Schurkerey und andere Lustbarkeiten" bei den Schlossfestspielen in Moers unter der Regie von Holk Freytag uraufgeführt.Von 1976 bis 1985 war Mensching Präsident des Deutschen Bundes für Puppenspiel und von 1977 bis 1979 Vorstandsmitglied der Union Internationale de la Marionnette.1978 schrieb Mensching "Jean Jacques Rousseau demonstriert unter Aufsicht des Intendanten de Cury sein Singspiel vom 'Dorfwahrsager'" für die Wilhelmsbader Produktionen des Hessischen Rundfunks.Ebenfalls 1978 begann er mit der Niederschrift seines ersten Romans "Löwe in Aspik", der vor allem unterhaltend sein sollte.1979 schrieb er das Stück "Der Schauplatz ist ein Gasthaus", inspiriert von einem Motiv E.T.A. Hoffmanns;1981 entstanden zwei Einakter, aufgeführt unter Regie und Mitwirken von Werner Platzek im gemeinsam gegründeten "Grünen Studio" in Bochum ("Die Dichterlesung", 1981) sowie zusammen mit Kathrin Mensching in der Musikschule Bochum ("Der Charakterdarsteller", 1982).1982 wurde "Löwe in Aspik" nach mehreren Überarbeitungen abgeschlossen und war die erste von vielen weiteren Veröffentlichungen im Haffmans Verlag in Zürich, auch in dessen Literaturmagazin "Der Rabe"; die enge freundschaftliche Beziehung zum Verleger Gerd Haffmans ist dokumentiert in einer umfangreichen Verlagskorrespondenz und -sammlung.Den Kinderroman "Der Gespensterfreund" publizierte Mensching 1987 im Ravensburger Buchverlag, ebenso wie die Fortsetzungen "Der Gespensterfreund und die Verschwörer" (1988) und "Der Gespensterfreund auf Reisen" (1989). Bei Ravensburg erschien 1991 auch eine Neuausgabe der Ferienabenteuergeschichte "Die Insel der sprechenden Tiere" sowie "Großvaters Geschichten vom Nilpferd und der Raupe", jeweils mit Illustrationen von Nikolaus Heidelbach und Dietrich Lange.1989 wurde Mensching als erster mit dem Literaturpreis der Bonner "Lese" (Lese- und Erholungsgesellschaft) ausgezeichnet.Gerhard Mensching verstarb in der Nacht vom 7. auf den 8. Januar 1992 an den Folgen eines Herzinfarktes in Bochum; posthum wurde 1994 im Haffmans Verlag der Sammelband "Komm rüber. Erotische, kriminelle, sagenhafte und futuristische Erzählungen nebst einem Einakter" herausgegeben.

    Literaturhinweise: Verwiesen sei auf den Eintrag im Online-Lexikon Westfälischer Autorinnen und Autoren (www.autorenlexikon-westfalen.lwl.org) mit den umfassendsten bio-bibliographischen Angaben zu Gerhard Mensching.

    https://www.archive.nrw.de/archivsuche?link=FINDBUCH-Find_C9D825AD-8AAF-4253-B65C-3D5C9B9C8DC5P325RA22 (Online-Findbuch)

    Angaben zur Herkunft:Der literarische Nachlass von Gerhard Mensching wurde aufgrund eines Depositalvertrages vom 17.9./21.10.2013 in das Westfälische Literaturarchiv im LWL-Archivamt für Westfalen übernommen. Der Nachlass umfasst 198 Verzeichnungseinheiten mit einer Laufzeit von 1946 bis 1992. Der Bestand ist benutzbar entsprechend der aktuell gültigen Benutzungsordnung für das Archiv des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe; er ist zu bestellen bzw. zu zitieren als: Westfälisches Literaturarchiv im LWL-Archivamt für Westfalen (WLA), Bestand 1042/Nr. [...]. Der Nachlass von Gerhard Mensching war bereits zu Beginn der Bearbeitung vorsortiert. Die Werkmanuskripte waren in Ordnern und zwei Sammelmappen mit Kollegheften aus der Schulzeit weitgehend chronologisch geordnet. Separiert waren Puppenspielentwürfe, Fernseh- und Rundfunkproduktionen, gesammelte Rezensionen sowie die Korrespondenz. Bei der Verzeichnung wurde diese Ordnung nach Möglichkeit beibehalten, beispielsweise einzelne Verlagskorrespondenzen bei den Werkmanuskripten belassen und entsprechend verzeichnet. Es wurden vier Klassifikationsgruppen gebildet: 01. Werke, 02. Korrespondenzen, 03. Lebensdokumente und 04. Sammlungen. Die Werkmanuskripte wurden nach Genres untergliedert: 01.01 Drama, 01.02 Hörspiel, 01.03 Fernsehen, 01.04 Puppenspiele, 01.05 Prosa, 01.06 Lyrik, 01.07 Essays, 01.08 Vorträge/Reden und 01.09 Arbeitsmaterialien. Die Datierung der Werkmanuskripte konnte oft nur aus der chronologischen Vorsortierung durch Mensching erschlossen werden (in eckigen Klammern angegeben und im Bemerkfeld erläutert). Die ersten fünf Untergruppen umfassen Handschriften und Typoskripte, sowie Druckvorlagen, Werknotizen und in Ausnahmefällen einzelne werkbezogene Korrespondenzen. Gruppe 01.06 umfasst in der Hauptsache Gedichtentwürfe aus der Schulzeit, später war Mensching kaum lyrisch tätig. 01.07 enthält Essays, die sich vielfach mit Marionetten- bzw. Puppenspiel befassen, aber auch einige philosophische Exkurse. Die Vorträge unter 01.08 entstanden vor allem durch seine Tätigkeit als Universitätsdozent und die Aktivität für den Deutschen Bund für Puppenspiel. Die Arbeitsmaterialien (01.09) umfassen Werkentwürfe und -skizzen. Die Korrespondenzen unter 02. waren vorsortiert in fünf Ordnern: Ein Ordner sammelte Korrespondenzen im Rahmen des Deutschen Bundes für Puppenspiel ab 1983. Diese Briefwechsel waren chronologisch geordnet und wurden in zwei Einheiten mit je einem fünf-Jahres-Zeitraum verzeichnet. Ein weiterer Ordner enthielt Korrespondenz mit dem Ravensburger Buchverlag; der Schriftwechsel wurde in zwei chronologisch geordneten Einheiten verzeichnet, die ebenfalls enthaltenen Korrespondenzen mit anderen Verlagen, Redaktionen und einzelnen Schriftstellern/Künstlern sind jeweils im Darin-Feld ausgewiesen. Drei Ordner enthielten Korrespondenzen mit dem Haffmans Verlag. Zwei davon waren chronologisch geordnet jeweils mit Schriftwechsel, Verträgen, Abrechnungen des Haffmans Verlags; Korrespondenzen mit anderen Verlagen und Redaktionen werden im Darin-Feld aufgeführt. Der dritte Haffmans-Ordner enthielt Korrespondenzen zu "Löwe in Aspik" und "Dichterlesung" sowie Prospekte, Rezensionen und Leserpost. In der Kategorie 03. Lebensdokumente überliefert sind frühe Schulhefte und erste Schreibversuche sowie private, anlassbezogene Reden und Vorträge. Auch ein kurzer Briefwechsel mit Thomas Mann aus dem Jahr 1954 wurde hier eingeordnet, da Mensching den Brief sehr viel später (1984) gesondert kommentiert und darin die Bedeutung für sein eigenes schriftstellerisches Selbstverständnis betont; ebenso der ablehnende Brief des NWDR zu einem von Stefan Andres empfohlenen Dramen-Manuskript, ebenfalls aus dem Jahr 1954. Zu den Sammlungen unter 04. zählen vor allem Rezensionen, Ankündigungen und Zeitungsausschnitte zu Texten G. Menschings; diese wurden meist werkbezogen verzeichnet und enthalten in Einzelfällen auch Druckbelege. Überliefert sind ferner Sammlungen zu speziellen Themen sowie zum Verlag Gerd Haffmans. Im Rahmen eines studiumbegleitenden Praktikums im LWL-Archivamt für Westfalen wurde der Bestand von Annika Herrmann im September 2014 erstverzeichnet; eine Revision der Verzeichnung und Redaktion des Findbuchs wurde im Juli/August 2017 von der Facharchivarin besorgt.

    DE-611-BF-69619