Detailinformationen

"Einleitung" [Mappe vornehmlich mit Vorreden-Varianten]Staatsbibliothek zu Berlin. HandschriftenabteilungNachlaß Leopold von Ranke

Funktionen

"Einleitung" [Mappe vornehmlich mit Vorreden-Varianten]Staatsbibliothek zu Berlin. Handschriftenabteilung ; Nachlaß Leopold von Ranke


Berlin, 1878 [24.October 1878(Bl.47)]-1880 [20.August 1880(Bl.16)]. - 51Bl., diverse Zählungen., Bl.1-40: 16,9 x 21cm (Bl.22 8,5 x 21cm; Bl.38/39 13,1 x 21cm); Bl.41-48: 16,8 x 20,4; Bl.49-51: 16,5 x 21., Deutsch Altgriechisch

Inhaltsangabe: Der Spurenlese Ernst Schulins folgend, sammelt Mappe 1 Vorreden-Fragmente zur WG, deren Konzentrat sich teils wortgleich in der tatsächlich gedruckten Weltgeschichts-Vorrede von 1880 findet. Die Text-Fragmente reichen von 1878-1880, und zu ihrer Verfertigung war teils auf früheste Arbeiten Rankes zurückgegriffen worden - all dies bestätigt, was Schulin so zusammenfasst: "Die konzentrierte Knappheit der endgültigen Vorrede zur Weltgeschichte ist also das Ergebnis langen Ringens um einen bündigen Ansatzpunkt für die universalhistorische Ansicht.":Bl.1-40 enthalten Vorreden-Varianten zunächst in der Handschrift Theodor Wiedemanns: Neben dem Haupttitel "Einleitung. p. I-XII" trägt Bl.1 weitere Nebentitel wie "Regulativ p. a-d", "Zur Vorrede p.1-8" und dazu am oberen linken Rand von Bl.1 die Bemerkung "Meist verwendet" (bzw. auf Bl.40v "ungiltig"); unter der Einzelüberschrift "Vorerinnerung" zeigt Bl.16 die Datierung "20.August 1880"; auf Bl.17v findet sich folgende, ganzseitige Ergänzung in der schwerleserlichen Handschrift des alten Ranke: "Auch ohne auf diese Untersuchungen einzugehen, hat die Historie ihr unendlich umfassendes Gebiet. Die schriftlichen Aufzeichnungen auf die sie allein angewiesen ist, erreichen zwar nicht die Anfänge, aber sie reichen in ein hohes Alterthum zurück und führen dann durch lange Zeiträume bis in die Gegenwardt. Werden aber diese Überlieferungen sich wieder zu einer Einheit verknüpfen lassen? Sie umfaßte alle Nationen, wird es genügen, die Nachrichten zusammenzustellen Ist die Geschichte nicht die Geschichte Aller [Einschub am Rand: "sie ist vielmehr das Allen Gemeinschaftliche. Das aber ist selbst wieder Geschichte"].(vgl. WG I.1.(1880; Vorrede S.VIf.)). Bl.33-36 folgt unter dem Titel "Regulativ (zur Vorrede)" eine Bestimmung des Weltgeschichtsbegriffs, die Schulin bereits entdeckt und 1958 ediert hat - ein Leit-Satz Bl.35/36 lautet: "Das vornehmste, was in einer Vorrede zur Anschauung zu bringen wäre, ist eben der Begriff der Weltgeschichte selbst;" - die Bl.37-40 präzisieren das "Regulativ" weiter: "(..) Geschichtswissenschaft u. Weltgeschichte sind keineswegs identische Begriffe: Jene umfaßt die Alterthümer jeder Nation (..), diese hat die allgemeinen Beziehungen derselben zu ihrem Gegenstand."(Bl.33-40 sind mitgeschrieben von Georg Winter)Bl.41-48 folgt ein offenbar aus einem Quart-Band - ebfs. in der Mitschrift Georg Winters - herausgetrenntes Reststück zunächst der Ranke'schen Untersuchung "Zur Chronologie des Eusebius"(WG I.2(1880; S.281f., hier S.286f.), das Bl.46v f. in eine (Ur?)Einleitungs-Variante mündet, die ebenfalls bereits Schulin entdeckt und 1958 ediert hat: "Titel und Einleitung. Das historische Leben des menschlichen Geschlechtes. Entwurf einer allgemeinen Geschichte. Es ist von jeher die Art und Weise deutscher Historiker, schon in den Zeiten des Mittelaters, gewesen, nachdem sie das ihnen Naheliegende, so viel als möglich authentisch berichtet haben, auf das Allgemeine zurückzugehen, u. dies zu einer großen Ansicht zusammenzufassen. Seit den ersten Jahren, daß ich mich mit dem allgemeinen Naturrecht beschäftigte, habe ich diesen letzten Zweck niemals aus den Augen verloren. Man wird mir entgegnen, daß darin mehr eine Entschuldigung als eine Rechtfertigung liege - denn, wo hat Ranke, so höre ich fragen, die Studien über allgemeine Sprachphilosophie(?) u. Mythologie gemacht, um die frühe Entwicklung der Menschheit, die sich unter dieser Hülle verbirgt, anschaulich zu machen. Es fehlt ihm vielleicht nicht an Studien, die sich in jeder Hinsicht machen lassen, aber an den Vorkenntnissen, um auf der gewaltigen Arena mit den Mitkämpfenden einzutreten. Aber ich antworte: Es gibt einen wesentlichen Unterschied zwischen den anderen Studien, die nur die Hilfswissenschaften der Geschichte sind, u den geschichtl.[Studien] selbst. Diese beziehen sich allein auf das durch die Mittel der allgemein- [Ende Bl.46v; Beginn Bl.47:] en historischen Wissenschaften zu Erkennende. Jene schließen eine unendliche Menge von Notizen ein, für deren Wahrheit die Autoren selbst einzustehen haben. Beides so ganz zu vereinigen, daß kein Unterschied bemerkbar würde, ist ein Ding der Unmöglichkeit. (...) Die Aufgabe ist nun das Allgemeine zu fassen, ohne das Besondere zu vernachlässigen. 24.October 1878."(vgl. WG I.1.(1881, S.VIf.)) Bl.49f. zeigen eine von Wiedemann aufgezeichnete Beschreibung des Weltgeschichts-Projektes, beginnend mit "Das Ganze würde vielleicht 12Bände von mäßigem Umfang ausmachen, die ersten 4 würden die Geschichte der alten Welt umfassen(..).", beigelegt mit Bl.50 eine vorläufige, knappe Disposition der ersten 4 WG-Bände: Vermutlich ist beides für den Verleger Geibel entworfen (Vgl. C.Geibel (Hg.): Aus den Briefen Rankes an seinen Verleger, Leipzig 1886, Brief 155/9.April 1880, S.129).

Editionshinweise: Ranke WG I.1(1881; Vorrede), WG I.2(1881; "Beilage: Zur Chronologie des Eusebius", S.281f.); WG IX.2(1888; Vorwort von Alfred Dove); vgl. Schieder (Hg.): Ranke: Über die Epochen (WuN II/1971), S.80f.; Ernst Schulin: Die weltgeschichtliche Erfassung des Orients bei Hegel und Ranke, Göttingen 1958, S.147f., bes. S.188f.(Zitat S.190) und S.318f.(Edition: "Titel und Einleitung. Das historische Leben des menschlichen Geschlechtes. Entwurf einer allgemeinen Geschichte."(hier Bl.46v-47) und "Regulativ"(hier Bl.33-36)); zu diesem "Regulativ"(und Rankes darin enthaltenem Weltgeschichts-Begriff) vgl. auch Gunter Berg: Ranke als akademischer Lehrer, Göttingen 1968, S.188f.

In: "Vorläufige Zusammenstellungen" zur Weltgeschichte - von den ältesten Völkergruppen bis zu den Karolingern [Reste der Quart-Hefte bzw. -Mappen I - X]

Bemerkung: chamoisfarbenes Masch.-Papier; z.B. Bl.41-48 zeigen deutlich, daß sie aus einem Band herausgetrennt wurden; Bl.1 unten rechts mit dreieckigem Ausriss (4cm x 5cm), Bl.1 trägt u.a. den mit Bleistift geschriebenen Haupttitel "Einleitung"; während der Katalogisierung unter Joachimsen 1925/26 wurde Bl.1 zudem ein Papierstreifen mit der Faszikel-Nr.29.1 angeklebt.

Ausreifungsgrad: Vorwiegend Dictate Rankes zur Einleitung in die Weltgeschichte - mitgeschrieben von Theodor Wiedemann, Georg Winter, Ignaz Jastrow; Bl. 48f. die Schriftzüge Ernst Constantin Rankes; Bl.17v. einige Addenda Rankes.

Objekteigenschaften: Handschrift

Pfad: Nachlaß Leopold von Ranke / Segment VII: Welt-Geschichten / "Vorläufige Zusammenstellungen" zur Weltgeschichte - von den ältesten Völkergruppen bis zu den Karolingern [Reste der Quart-Hefte bzw. -Mappen I - X]

DE-611-HS-1653777, http://kalliope-verbund.info/DE-611-HS-1653777

Erfassung: 4. Juni 2010 ; Modifikation: 29. September 2010 ; Synchronisierungsdatum: 2024-03-29T17:18:16+01:00