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Brief von Friedrich von Schlegel an Johann Carl Fürchtegott Schlegel, 28.03.1817Universitätsbibliothek LeipzigAutographensammlung KestnerSignatur: Slg. Kestner/II/A/IV/1859/Nr. 1

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Brief von Friedrich von Schlegel an Johann Carl Fürchtegott Schlegel, 28.03.1817Universitätsbibliothek Leipzig ; Autographensammlung Kestner

Signatur: Slg. Kestner/II/A/IV/1859/Nr. 1; Mappe 1859; Blatt Nr. 1


Frankfurt, 28.03.1817. - 3 Bl. (6 hs. S.) / 2 Bl. (2 hs. S.), Deutsch. - Brief

Inhaltsangabe: "Ich benutze die Abreise des Hannöverschen Gesandten, Hrn. v. Martens, um Dich von hieraus wenigstens schriftlich freundschaftlich zu begrüßen und Dich zu bitten, daß du mir doch auch einmal Nachricht von Dir und den Deinigen zu geben möchtest. Wenn es wahr ist, was mir dieser gemeinschaftliche Freund, der Präsident Burg, neulich sagte, daß Du im Begriff seyest, deine Pflegetochter zu verheyrathen, so wünsche ich Dir von Herzen Glück dazu. Wenn man nur so könnte, wie man wollte so wäre ich schon im vorigen Jahre einmal nach Hannover gekommen, mich selbst nach deinem Befinden zu erkundigen und die alte Bekanntschaft zu erneuern. Der Sommer aber verging gar schnell, in Hinsicht des Wetters trübe, und ohne eigentliche Ferien für mich; was sich diesen Sommer wird machen laßen, dessen habe ich noch gar keine bestimmte Aussicht. Recht leid ist es mir indessen, daß Moritz nicht mehr in Göttingen ist; diesen von hieraus so nahen Ausflug, hätte ich gewiß einmal machen können und unbeschreiblich würde ich mich gefreut haben, ihn wieder zu sehen. Hast Du denn allen Reise-Projekten für immer entsagt? Wenn Du uns hier besuchtest, dann von hier bis Kölln den Rhein entlang oder herab führest, und von da über Düsseldorf und Osnabrück zu Haus; so wäre dieß keine sehr weite und doch gewiß eine der angenehmsten und schönsten Reisen, die man nur immer in Deutschland machen kann. Ueberlege Dir doch einmal diesen Gedanken und laß mich wißen ob er Dir ausführbar scheint. Meine Lage hier ist recht glücklich und angenehm, obwohl es bey einem so neuen Fuhrwerk als der deutsche Bund ist, auch nicht an Reibungen fehlt. Ich muß es dem Fürsten Metternich ewig Dank wißen, daß er mich in eine mir so angemeßne Lage versetzt hat; und ich denke auch, es wird sich alles mehr und mehr ruhig gestalten, so daß man in der Folge auch des Lebens mehr froh werden und für sich selbst thätig seyn kann. Was denkt man denn in Hannover vom Deutschen Bunde? Ich hoffe doch, Du liesest unsre Protokolle, deren 4t Ausgabe ich für jetzt besorge. Schreibe mir doch Deine Meynung darüber; manches könnte vielleicht anders seyn, im Inhalt und in der Form. Indessen hege ich immer noch die besten Hoffnungen für die fernere Entwicklung freyer und rechlichter Verfassungs Verhältnisse durch ganz Deutschland. Wie geht es denn mit den Landständen bey Euch? Jetzt, da man selbst in Baiern und in Preußen mit dem Verfassungswerk anfangen will, darf Hannover doch auch nicht zurückbleiben.Daß Auguste Buttlar vorigen Sommer von Dresden aus hier bey uns war, wirst Du wohl schon wissen. Ich habe sie ungemein lieb gewonnen und sie hat sich auch sehr liebenswürdig und geistvoll entwickelt. Ihre Gesundheit ist nicht stark, doch leidentlich; wenn es nur mit Buttlars äußrer Lage erst in Ordnung wäre. Mit allem Verdienst, welches er sich als Officier erworben, hat er sich doch ziemlich un[...?], oder wenigstens unglücklich zwischen Rußland u Preußen wie zwischen zwey Stühlen niedergesetzt und ist nun ohne Anstellung, die jetzt auch sehr schwer für ihn zu finden ist. Nach meiner Ueberzeugung taugt er eigentlich nur zum Soldaten; nachdem aber seine Gesundheit durch die vielen Fatiguen u das Nervenfieber sehr gelitten, so hat er zum Militärdienst, wo jetzt auch alles überzählig besetzt ist, eben keine Lust. Wenn man doch nur etwas für ihn thun könnte! - Vor Wilhelmen habe ich noch ziemlich kürzlich Nachricht. Er lebt wie gewöhnlich, seinen Studien in Paris. Ich lade ihn so dringend ein, wie möglich, doch einmal wieder nach Deutschland zurück zu kommen; bis jetzt aber vergeblich. Die Fr v Stael mach immer noch Reisepläne, die dann auch ihn mit frotziehen; künftigen Herbst wollen Sie nun gar nach Sicilien, und von da wohl noch weiter, vermuthlich nach dem Vaterlande Kalypso. - Lieber Bruder, ich hoffe recht bald einmal Nachricht von Dir zu erhalten. Empfiehl mich den Deinigen und auch unserm alten Freudne, der mir immwer noch unvergeßlich ist, Hrn. v Pape. - Meine Frau empfhielt sich ebenfalls deiner Freundschaft." Gruß"Wenn Du mir, wie hoffe bald, schreiben willst, so ist weiter keine Addresse nöthig als: J.S.Kais Oesterr. GesandschaftsRath beym deutschen Bundestage Frankf. Im Tayischen Palais.

Begleitmaterial:Biogr. Notizen.; Ausleihhinweise von 1922 für eine Ausstellung

Objekteigenschaften: Handschrift

Pfad: Autographensammlung Kestner / Merkwürdige Deutsche (Slg. Kestner/II/A/IV)

[Slg. Kestner/II/A/IV/1584 (Frühere Signatur)]

DE-611-HS-3055283, http://kalliope-verbund.info/DE-611-HS-3055283

Erfassung: 14. Oktober 2016 ; Modifikation: 22. Oktober 2019 ; Synchronisierungsdatum: 2024-04-09T16:27:47+01:00