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Brief von Alfred von Meißner an Alexander Jung, [14.5.[1858]]Franz-Michael-Felder-Archiv (Bregenz)Sammlung AutographenSignatur: AU : 16 : 33 (2)

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Brief von Alfred von Meißner an Alexander Jung, [14.5.[1858]]Franz-Michael-Felder-Archiv (Bregenz) ; Sammlung Autographen

Signatur: AU : 16 : 33 (2)


Karlsbad. - 1 Br., 3 Bl., 5 S. beschr. Tinte, m. e. U.. - Brief

Inhaltsangabe: Umfangreicher Brief an den Schriftsteller Alexander Jung in Königsberg, der ihn gebeten hatte, ihm bei der Suche nach einem Verleger für sein zweibändiges Werk "Das Geheimnis der Lebenskunst" zu helfen. Er habe bereits mit dem Verleger Junker gesprochen. "... Den Brief an H. Bellmann habe ich einstweilen noch zurückgehalten, denn ich hielt ihn nicht für praktisch, diesem Mann gegenüber ... H. Bellmann ist ein reicher, in der Literatur völlig unerfahrener Mensch (vor ein paar Jahren noch Glockengiesser) dessen Handeln von allen idealen Triebfedern nie beirrt ward! Er hat nur gute Geschäfte im Auge, ... achtet den, der ihn cavaliermässig behandelt, wird aber, wie ich glaube Jeden belächeln der von seinem Herzen etwas erwartet. Im Ganzen genommen ist er ein ehrenwerther Mann & gewiß nicht schlechter als die große Mehrzahl seiner Collegen. Bei diesem Mann nun werden Sie, wie ich glaube, am besten gehn d. h. das beste Honorar erhalten, wenn Sie nicht von Verlegenheiten sprechen & ihn etwa hoch schrauben. Wenn Sie ihm 100 Subscribenten zuführen, so könnten Sie, denke ich, recht gut 300 fl. C. M. für den Band verlangen, ich würde aber nur einen Band herausgeben, den andern folgen lassen. Je mehr Bände man zugleich bringt, um so niedriger rechnen die Buchhändler. Man kommt allmälig dahinter & lernt rechnen! ... Im Ganzen fassen Sie Muth Verehrter, Alles was Sie bedrängt, war vielleicht nur das Weh & Ach einer Durchgangszeit & die Sonne bricht nur um so heller aus dem schweren Gewittergewölk hervor. Wie oft lag ich schon schwer, hoffnungslos, wie an Händen & Füssen gebunden, am Boden & glaubte, mich nimmer wieder erheben zu können! Ihr so reiches Talent wird zu immer vollerer Geltung kommen & damit wird Lebensfreude, Freiheit, Wohlsein bei Ihnen einziehn. Aber Concessionen müssen wir machen, wenn wir nicht Märtyrer werden wollen! Unsere Zeit ist dem Idealismus durchaus feindlich & bereitet jedem Idealisten ein tragisches Ende. Welchen Ekel hatte ich einst vor dem Markten & Handeln mit Verlegern, wie thöricht; nobel warf ich alles weg, wie verächtlich schien es mir, Gewinn zu ziehen aus etwas, das ich wie mein Herzblut ansah! ... Bedenken Sie fernerhin Oesterreich mit Manuscript, Oesterreich ist ein terrain vierge, die Empfänglichkeit größer, die Honorarverhältnisse besser. Ich bin ganz außerordentlich gespannt auf Ihre Lebenskunst (Was ist das?!). Wir wollen sie übrigens in österr. Blättern sogleich gehörig besprechen. - Der 4te Band meines Sansara erscheint noch in dieser Woche. Möchte der Roman einigen Anklang finden! Es ist ein hübsches, in Schmerzen geborenes Kind. Ich weiß, daß ich lange nicht wieder etwas relativ so Gutes werde bringen können. Persönliche Stimmungen aus vielen Jahren liegen darin, Erlebnisse, mehr [oder] minder masquirt, & Portraits so guter Bekannter! ... In diesem Jahre erschien von mir herausgegeben & mit einer Einleitung begleitet Novellen von Moritz Reich. Er war ein außerordentlich talentvoller jüdischer Knabe & lebte in großer Noth. Ich hatte endlich mit großer Mühe einen Verleger (Bellmann) für ihn gefunden & sandte ihm 200 fl. zu. Eine Woche später erhing er sich! ...". - Bestellt Grüße an den Philosophen Karl Rosenkranz.

Pfad: Sammlung Autographen

DE-611-HS-3834784, http://kalliope-verbund.info/DE-611-HS-3834784

Erfassung: 12. Dezember 2014 ; Modifikation: 9. Januar 2015 ; Synchronisierungsdatum: 2024-03-29T15:09:51+01:00