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System 1931/32 (2) Systematischer Begriff der Welt. Vorläufige Übersicht über OntologieUniversitätsbibliothek HeidelbergNachlass Heinrich RickertSignatur: Heid. Hs. 2740 II C - 75

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System 1931/32 (2) Systematischer Begriff der Welt. Vorläufige Übersicht über OntologieUniversitätsbibliothek Heidelberg ; Nachlass Heinrich Rickert

Signatur: Heid. Hs. 2740 II C - 75; Blatt 99-292


Heidelberg [ermittelt], 1931-1932. - Umschl. mit 194 Bl., masch., mit zahlr. hs. Korrekturen und Ergänzungen (Pag.: 86-95, 96/1-96/2, 97-159, 159/1-159/2, 160-163, 164/1-164/8, 165/1-165/2, 166/1-166/2, 167, 168, 168, 169-175, 176/1-176/4, 177-217, 217/1-217/2, 218-227, 227a3, 227a4, 228/1-228/2, 229-232, 233/1-233/2, 234-241, 241/1, 242-246, 246/1, 247-255), Deutsch. - Vorlesung, Vorlesungsmanuskript

Benutzbar - Verfügbar, am Standort.

Inhaltsangabe: Umfangreiche Beschäftigung mit Begriff des "Erkennens"; dabei zunächst Abgrenzung von der phänomenologischen Erkenntnistheorie Husserls. R. setzt den Begriff der "Anschauung", der nicht mit der "Erscheinung" der Phänomenologie verwechselt werden soll, ins Zentrum seiner Theorie. Außerdem Überlegungen zum "Weltganzen" und seinen Teilen. R. besteht auf der "heterothetischen" Trennung von Subjekt und Objekt. Das "heterothetische Prinzip" sei konstitutiv für die Bildung eines "Weltbegriffes". Der für den Menschen erkennbare "Teil der Welt" ist dabei noch nicht das "Weltganze", das über die Grenzen der menschlichen Erkenntnis hinausgeht. Die "Welt" ist also nicht mit der "für uns erkennbaren Welt identisch". Das System soll auch das, was jenseits der Grenze des menschlichen Erkennens liegt, erfassen können. R. geht von einem erkenntnistheoretischen "Primat der praktischen Vernunft" aus: der erkennende Mensch stehe immer in Distanz zur Welt, der "sittlich wollende gelangt in ihr Zentrum"."Erkenntnis" kann über "Erfahrung" und "Denken" erfolgen. Die Erfahrung beruht auf Erscheinungen der erkennbaren Welt, das Denken erkennt auch jenseits der Grenzen der Erfahrung; es begründet somit eine "Metaphysik". Die Philosophie geht von der "Erfahrungswelt" aus, die Gegenstand der Einzelwissenschaften darstellt. Rückgriff auf Descartes: Jede Erfahrung ist entweder "physisch" oder "psychisch"; ebenso muss jedes philosophische System auf dem "psycho-physischen Dualismus" beruhen. Unterscheidung zwischen "wahrnehmen" und "verstehen"; die "Erfahrungswelt" setzt sich aus "Wahrnehmbaren" und "Verstehbaren" zusammen ("Erfahrungsdualismus").Vergleich des Weltbegriffs Platons mit dem von Descartes; bei Platon teile sich die Welt nicht in "physisch" und "psychisch", sondern in eine Welt "der körperlichen und seelischen Vorgänge" und die "Ideenwelt". Platon sei Descartes in der "Weite des Weltbegriffes überlegen", R. will seinen Begriff jedoch noch weiter fassen, um die beiden verschiedenen Welten "systematisch wissenschaftlich" zu vereinen ("Welteinheit"). Zur Klärung der Frage nach dem Verhältnis der beiden Welten zueinander führt R. seinen Wertbegriff ein. "Bedeutung" und "Sinn" sind durch das Gelten eines "Wertes" bedingt. Der "Wert" kann nicht "begrifflich bestimmt" werden, er gehört zu den "letzten und elementarsten Elementen der Welt". Die wahrnehmbare Welt ist über eine "Welt der Werte" verstehbar. Sinn wird über das System der Werte konstituiert. Die Begründung eines solchen "Wertsystems" hat in der systematischen Philosophie besondere Stellung; nur über ein Wertsystem gelinge die "Totalerkenntnis der verstehbaren Welt". Trotz der pluralistischen "Gebiete des Seins" sei der Anspruch der Philosophie auf "Universalismus" legitim. Es gehe dabei um die wissenschaftliche "Wiederherstellung" der "durch die Erfahrungswissenschaften zerstörten Einheit des unmittelbaren Erlebens". Das "noch nicht gespaltene Sein", das der Erfahrungswelt vorangeht, ist die "prophysische Sphäre" (auch "Vorderwelt"). "Erkenntnis" ist an den Akt der Stellungnahme des Subjekts zu einem Wert gebunden. Diese "Wertung" ist eine im "praktischen Leben" allgegenwärtige Handlung. Die Einheit von "Wirklichkeit" und "Wert" besteht in den "Gütern" (z.B. in Kunst, Wissenschaft, Politik). Mit dem "Weltproblem" hängt das Problem der "Freiheit" zusammen: sie wird als "Freiheit des Handelns" bzw. des "Entschlusses oder des Willens" bestimmt. "Subjektakte", die nicht kausal, sondern durch einen "Wert bestimmt" werden, sind frei. Daraus folgt eine nichtdeterministische Vorstellung von Handlungen, die der "Verantwortlichkeit" des Subjekts unterliegen. Es sei eine theoretische Voraussetzung, dass "Werte" reale "Macht über das Wirkliche" haben. Dies wird über den notwendigen "religiösen Glauben" begründet, dass die "Welt, in der wir leben, so eingerichtet ist, dass Wirken in ihr Sinn und Erfolg hat." Die "Religion" wird dabei sehr weit als "Verbunden-Sein des Menschen mit außermenschlicher Weltmacht" gedacht. Diese Macht ist für R. die "Macht der Werte", die "vielleicht die intimste, tiefste und menschlichste Symbolik" seien.Vier "Arten" oder "Sphären des Seins": 1. "Vorderwelt", 2. "Sinnenwelt", 3. "intelligible Welt", 4. "metaphysische Welt". Die Metaphysik steht am Schluss des Systems, die ist "überwissenschaftlich" und "symbolisch". Den wissenschaftlichen Charakter des restlichen Systems kann die "Metaphysik nie antasten"."Frei in jeder Hinsicht ist erst der Akt, der sich selbst das Werten befiehlt oder der autonom macht." Die Wertung erfolgt hier um der "Geltung der Werte willen"; eine autonome Wertung bestätigt den "Sinn des Lebens". Ein Kritikpunkt an der zeitgenössischen "modischen" Lebens- und Existenzphilosophie: diese lasse die Frage nach dem "Sinn des menschlichen Daseins" unbeantwortet.

In: System der Philosophie [Titel lt. Vorlesungsverz. der Univ. Heidelberg 1931/32] [Vorlesung]

Objekteigenschaften: Handschrift

Pfad: Nachlass Heinrich Rickert / Nachlass Heinrich Rickert II. Werk / Nachlass Heinrich Rickert II. Werk C / System der Philosophie [Titel lt. Vorlesungsverz. der Univ. Heidelberg 1931/32]

[Standort: Handschriftenabteilung ; Heid. Hs. 2740/72 (Frühere Signatur)]

DE-611-HS-2941784, http://kalliope-verbund.info/DE-611-HS-2941784

Erfassung: 27. November 2015 ; Modifikation: 10. März 2017 ; Synchronisierungsdatum: 2024-04-26T22:03:12+01:00