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Online-Ansicht des Findbuchs Vorlass S. J. Schmidt

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    Vorlass S. J. Schmidt

    Signatur: 1034

    Vorlass S. J. Schmidt

    Schmidt, Siegfried J. (1940-) [Bestandsbildner]

    1941-2020. - Nachlass

    Biographische Notiz: Siegfried J[ohannes] Schmidt wurde am 28.10.1940 in Jülich geboren; in den Nachkriegsjahren kam er mit seiner Familie nach Essen, verbrachte dort Jugend und Schulzeit. Ab 1960 studierte er Philosophie, Germanistik, Linguistik, Geschichte und Kunstgeschichte in Freiburg/Breisgau, Göttingen und Münster. 1966 promovierte er im Fach Philosophie an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster ("Die Beschreibung des Zusammenhangs von Sprache und Denken in der Sprachphilosophie von Locke bis Wittgenstein [unter besonderer Berücksichtigung des 19. Jahrhunderts]". Masch. Diss., Münster 1965; Referenten: Hermann Lübbe, Peter Hartmann). Seit 1965 war er wissenschaftlicher Assistent am Philosophischen Seminar der TH Karlsruhe und habilitierte sich dort ("Bedeutung und Begriff. Zur Fundierung einer sprachphilosophischen Semantik". Habil.-Schrift, Karlsruhe 1968; Referenten: Simon Moser, Peter Hartmann). 1971 wurde Siegfried J. Schmidt berufen auf eine Professur für Texttheorie an der neu gegründeten Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft der Universität Bielefeld; 1973 dort Professor für Theorie der Literatur. Seit 1979 hatte er einen Lehrstuhl für Germanistik/Allgemeine Literaturwissenschaft an der Universität-Gesamthochschule Siegen; ab 1984 Direktor des von ihm mitbegründeten Instituts für Empirische Literatur- und Medienforschung (LUMIS). 1997 übernahm er eine Professur für Kommunikationstheorie und Medienkultur an der Universität Münster und war von 1998 bis 2002 Geschäftsführender Direktor des Instituts für Kommunikationswissenschaft. Gastprofessuren führten ihn ab 1979 u. a. an die University of Alberta/Edmonton, die Monash University/Melbourne, an die Universitäten Hiroshima, Innsbruck, Klagenfurt und Bozen/Brixen. Von Oktober 2002 bis Februar 2003 war er Visiting Fellow am Internationalen Forschungszentrum Kulturwissenschaften in Wien (Forschungsprojekt: "Kultur als Attraktor gesellschaftlichen Handelns"). Im März 2004 wurde ihm die Ehrendoktorwürde der Universität Klagenfurt verliehen. Nach dem Wintersemester 2005/2006 wurde Siegfried J. Schmidt an der Westfälischen Wilhelms-Universität emeritiert. In Münster hat er auch seit Jahrzehnten seinen privaten Lebensmittelpunkt.Eine Aussage S. J. Schmidts zu seiner Mehrfachbegabung als Wissenschaftler, Schriftsteller und Künstler: "Ich bin auf Formen experimenteller Literatur nicht über Literaturwissenschaftler aufmerksam geworden, sondern über Schriftsteller und Maler", verweist auf sein großes bildnerisches Interesse, entsprechende Neigungen und Fähigkeiten (vgl. den Beitrag in: "Schriftstellerwissenschaftler. Erfahrungen und Konzepte". Hrsg. v. Peter Gendolla und Karl Riha. Heidelberg 1991, S. 23-26; Belegexemplar in 1034/Nr.293). Nach ersten Ausstellungserfolgen schon zu Schulzeiten wollte Schmidt sich an einer Kunstakademie einschreiben; das Studium der Philosophie, Germanistik und (Kunst-) Geschichte ist zunächst ein Zugeständnis an die Eltern. Auftragsarbeiten, vor allem Portraits, entstehen weiterhin und helfen, das Studium zu finanzieren. Beeinflusst von konkreter Kunst und Konzeptkunst verfasst S. J. Schmidt seit Mitte der 1960er Jahre Texte, in denen er versucht, Theorie und Kunst in ihren Erkenntnispotentialen aufeinander zu beziehen. Bis Mitte der 1970er Jahre bleibt er dem Konzept der konkreten Poesie verpflichtet; neben Max Bense, Eugen Gomringer und Helmut Heißenbüttel zählt er zu den wichtigsten (deutschsprachigen) Theoretikern. Eine zunehmend kritische Haltung gegenüber einseitig rationalistischen Prämissen der konkreten Poesie führt zur Einbeziehung metaphorischer und assoziativer Sprechweisen sowie zu einer Auseinandersetzung mit tradierten literarischen Formen. 1977 sagt er zu seinen Intentionen: "Meine Themen: Problematisierung der Grenzen zwischen Kunst und Wissenschaft; Weiterentwicklung der konkreten Kunst und Aufhebung der Schranken zwischen Gattungen im Kunstbereich, Entwicklung einer konzeptionellen Literatur; Visualisierung von Denk-, Vorstellungs- und Empfindungsprozessen, Transformation von Ich in Texte. Mein Ziel: Aktivierung der Kreativität des Rezipienten, Sensibilisierung des Rezipienten für Sprache und andere Ausdruckssysteme." Der künstlerischen Entwicklung entspricht der von S. J. Schmidt in den 1980er Jahren adaptierte erkenntnistheoretische Ansatz eines "Radikalen Konstruktivismus", für den 'Wirklichkeiten' Konstrukte der Erkenntnis sind. (Zur Entwicklung seines literarischen bzw. künstlerischen Werkes vgl. den Beitrag von Hermann Wallmann: "Umfahrungen um S. J. Schmidt", in: Schreibheft, Nr. 31, 1988, S. 148f.; Belegexemplar in 1034/Nr. 274).Seinen Intentionen folgend ist Schmidt auch (Mit-) Initiator und Organisator von künstlerisch programmatischen und wegweisenden Veranstaltungen wie den "Karlsruher Tagen für experimentelle Kunst und Kunstwissenschaft" (1968-1976) und dem "Bielefelder Colloquium Neue Poesie", das er 1978 zusammen mit Klaus Ramm und Jörg Drews bei einer Tagung im ZiF - Zentrum für interdisziplinäre Forschung - an der Universität Bielefeld initiiert (bis 2003 fortgeführt). Mit den Zeitschriften "Bogawus" (1964-1968) und später vor allem "Delfin" (1983-1990) begründet er fachübergreifende Foren für Literatur, Kunst und Philosophie bzw. - in erkenntnistheoretischer Entsprechung - für Konstruktivismus.

    Literaturhinweise: Die wichtigsten bio-bibliographischen Angaben enthält der Eintrag in der Datenbank "Lexikon Westfälischer Autorinnen und Autoren" (www.lwl.org/literaturkommission/alex/index.php), auf der Grundlage und in Fortführung des vierbändigen "Westfälischen Autorenlexikons 1750-1950" (im Auftrag des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe hrsg. und bearb. von Walter Gödden und Iris Nölle-Hornkamp, Paderborn: Schöningh Verlag, 1993-2002). Hingewiesen sei ferner auf die Festsite für S. J. Schmidt, ein Internetprojekt aus Anlass seines 60. Geburtstages, bis 2005 von den Autoren als Dialog-Projekt fortgeführt (www.sjschmidt.net). Eine vollständige Publikationsliste, Nachweis der Veröffentlichungen von 1964-2010, ist abrufbar über die Website des Instituts für Kommunikationswissenschaft der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (egora.uni-muenster.de/ifk/personen/siegfriedschmidt.shtml).

    https://www.archive.nrw.de/archivsuche?link=FINDBUCH-Find_797AB603-A29C-419C-B72A-B8CA79903770ACTAPRO (Online-Findbuch)

    Bemerkung: Der Bestand ist benutzbar im Lesesaal des LWL-Archivamtes und zu bestellen bzw. zu zitieren als: Westfälisches Literaturarchiv im LWL-Archivamt für Westfalen (WLA), Bestand 1034/Nr. [...]. Ein Online-Findbuch kann auf der Website des LWL-Archivamtes bzw. über das Internetportal NRW-Archive abgerufen werden.

    Angaben zur Herkunft:Der literarische, literaturwissenschaftliche und bildkünstlerische Vorlass von Universitäts-Professor em. Dr. Dr. h. c. Siegfried J. Schmidt wurde aufgrund eines Depositalvertrages vom 24./25. Juni 2010 als Bestand 1034 in das Westfälische Literaturarchiv im LWL-Archivamt für Westfalen übernommen. Der Vorlass umfasst (bislang) 448 Verzeichnungseinheiten mit Unterlagen von 1941 bis 2020. Der Vorlass Siegfried J. Schmidts wurde ab Juni 2010 übernommen und war nur teilweise vorgeordnet: So waren die Korrespondenzen entweder nach Sachbetreffen (Pertinenzen) - vgl. etwa 1034/Nr. 55, Schriftwechsel zu den "Karlsruher Tagen" - oder alphabetisch nach Briefpartnern abgelegt; sogenannte "Presse-Mappen" versammelten Rezensionen, Mitteilungen, Berichte, Interviews, Programme, Buchanzeigen u. a. m.; bildnerische Arbeiten und Plakate waren gesondert in Graphikmappen aufbewahrt. Bei der Bestandsklassifikation wurden die Unterlagen zum Werk vorangestellt, wobei die Grenzziehung insbesondere zwischen den Systematikgruppen 1.1 literarische Texte und 1.7 bildkünstlerische Arbeiten teilweise nur hypothetisch ist: Schmidts Literatur und Kunst spielt sich ab in Zwischenbereichen, Grenzen werden überschritten oder sogar aufgehoben, konkrete Poesie verbindet sich mit bildender Kunst und auch mit Musik (vgl. dazu den Hörtext: "die kopie ist das original der wirklichkeit", 1034/Nr. 4 [Typoskript] und 1034/Nr. 103 [Audiokassette]). Bei der Bestimmung der Einzelarbeiten und Serien in 1.7 waren die Kataloge und Werkverzeichnisse zu S. J. Schmidts retrospektiven Ausstellungen im Museum Bochum, Kunstsammlung, 1976 und 1987, sehr hilfreich (Belegexemplare in 1034/Nr. 377). Die Systematikgruppe 1.5 enthält Materialsammlungen zu literarischen, künstlerischen Werken sowie auch zu wissenschaftlichen Projekten (vgl. etwa 1034/Nr. 58, Arbeitsmaterialien zu einer Werbekampagne für das "Museion", Museum für moderne und zeitgenössische Kunst Bozen). Unter 1.6 sind Materialien subsumiert, die sich einer Zuordnung zu einer Werkgruppe entziehen. Bei den Korrespondenzen (Systematikgruppe 2) wurde die vorgegebene Ordnung nach Pertinenzen bzw. alphabetisch nach Briefpartnern beibehalten; Betreffe erschließen die Inhalte. Briefe, die in Sammlungen (vor allem von Rezeptionszeugnissen) überliefert waren, wurden in dieser Ordnung belassen und sind im Findbuch jeweils im "Darin"-Feld ausgewiesen. Systematikgruppe 3 führt Lebensdokumente aus privater Lebensführung sowie aus wissenschaftlicher/literarischer/künstlerischer Tätigkeit zusammen; frühestes privates Textzeugnis ist das Tagebuch einer Reise des Oberschülers nach Frankreich (1957; 1034/Nr. 9); Zeugnisse aus akademischer Ausbildung und Tätigkeit sind z. B. Seminararbeiten (1034/Nr. 60 und Nr. 66), eine Mappe mit Gutachten (1034/Nr. 39) oder auch Beiträge zu Festschriften für S. J. Schmidt (1034/83). Bei den Sammlungen wurden die zahlreichen Belegexemplare von eigenen Publikationen gesondert aufgeführt (Systematikgruppe 5); wegen der Überschreitungen von (Text-) Gattungsgrenzen wurde lediglich eine formale Unterscheidung zwischen selbständigen Veröffentlichungen mit Herausgaben und unselbständigen Veröffentlichungen gewählt. Hinzuweisen ist auf die zahlreichen audiovisuellen und digitalen Medien im Bestand. Diese wurden entsprechend der Systematik verzeichnet und zunächst als Quellenmedien magaziniert; eine vollständige Digitalisierung und Sicherung der digitalen Formate zum dauerhaften Erhalt ist vorgesehen. Die Groß- und Kleinschreibung im Titelfeld des Findbuches richtet sich nach der Vorlage (ausgewiesen durch Anführungszeichen); bei den bibliographischen Angaben wurde jedoch i. d. R. eine Angleichung an die geltende Rechtschreibung vorgenommen.

    DE-611-BF-33195