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System 1931/32 (1) I Vorbemerkungen System der Philosophie (Weltanschauungslehre). Vorbemerkungen Universitätsbibliothek HeidelbergNachlass Heinrich RickertSignatur: Heid. Hs. 2740 II C - 75

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System 1931/32 (1) I VorbemerkungenUniversitätsbibliothek Heidelberg ; Nachlass Heinrich Rickert

Signatur: Heid. Hs. 2740 II C - 75; Blatt 1-98


System der Philosophie (Weltanschauungslehre). Vorbemerkungen

Heidelberg [ermittelt], 1931 [1928/29?]-1932. - Umschl. mit 96 Bl., masch., mit zahlr. hs. Korrekturen und Ergänzungen (Pag.: 1-21, 22/1-22/3, 23-53, 53/1, 54-55 (49)-(56) 56-85), Deutsch. - Vorlesung, Vorlesungsmanuskript

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Inhaltsangabe: "System der Philosophie" meint "Weltanschauungslehre", will sich aber begrifflich vom "Schlagwort Weltanschauung" im zeitgenössischen Sprachgebrauch abgrenzen. Die Aufgabe der Philosophie als "Theorie der Welt" soll es sein, Weltanschauung wissenschaftlich zu begründen. Erläuterung der Begriffe "System", "Weltanschauung", "Philosophie". R. unterstellt der Universitätsphilosophie seiner Zeit trotz der langen geschichtlichen Tradition philosophischer Systeme einen Mangel an Systematik. Anschließend Darstellung unwissenschaftlicher "antisystematischer Tendenzen" (Nietzsche, Wilde, Kierkegaard). "Grund" der Philosophie soll die Wissenschaft und ihre Maxime der "Mut zur Wahrheit" sein. Philosophie sucht auf wissenschaftlichem Wege "Weltanschauung" und ändert dazu zunächst den Begriff der "Welt". Theoretische Philosophie hat "prinzipiell universalen Charakter". Das System der Philosophie leiste "theoretische Erkenntnis des Weltganzen und Stellung des Menschen in ihm". Aus den Erkenntnissen der Wissenschaft ließe sich jedoch ableiten, dass die Welt "keine übersehbare" Einheit, kein systematisch abzubildender "Kosmos" ist. Daher darf die philosophische "Gedankenordnung" nicht der "Weltordnung" entsprechen. Das Objekt "Welt" ist "unendlich", das Subjekt "begrenzt". R. macht hier Zugeständnisse an die "antisystematische Philosophie": Auch er gehe von der "Unabgeschlossenheit" der Welt und der Wissenschaft aus. Die Philosophie werde außerdem nie eine "abgeschlossene Erkenntnis der Wirklichkeitstotalität" leisten können. Aus diesen Annahmen soll dennoch keine antisystematische, rein "perspektivische" Philosophie folgen. Das System als Maxime philosophischen Denkens werde im Gegenteil durch die Unendlichkeit des Gegenstandes nicht in Frage gestellt. Es kann ein "System der Form" trotz der "Unendlichkeit des Materials" geben; dies sei jedoch nicht mit "Formalismus" zu verwechseln. Die Ordnung des Systems soll die Weltordnung nicht "widerspiegeln". "Weltanschauung" ist kein Abbild, keine Entsprechung der Welt. R. sucht die Welt "radikal pluralistisch als Vielheit und doch systematisch" zu denken. An dieser Stelle bezieht er sich auf das frühromantische Systemverständnis Friedrich Schlegels. Ziel der Philosophie sei ein "unsystematisches, offenes System", das als System zugleich "in irgendeiner Hinsicht auch geschlossen" sein soll.Das "unmittelbare Erleben" ohne systematische Gliederung durch das Denken ist reines Chaos, ein "heterogenes Continuum". Nach R. erleben wir die "Welt" jedoch nicht in einer solchen "Formfreiheit". "Welt" ist nicht das, was "unabhängig von unserer Auffassung unmittelbar erlebt wird". Die Welt ist immer schon durch "generalisierende" und "individualisierende" Auffassungen vorstrukturiert. Die von der "Auffassung" unabhängige "reale Welt" hat für das "praktische Leben" keine Bedeutung. R. spricht sich klar gegen eine "Abbildtheorie des Erkennens" aus, die jede philosophische Erkenntnis verhindere.Die "eine" Welt gebe es nicht, sondern eine "Vielheit der Welten". Die Welt stellt sich für das Individuum als "Mischprodukt" unterschiedlicher Auffassungen von Welt dar. Die "Einheit" verschiedener Weltauffassungen kann "überpersönlichen Traditionen" entstammen. Die Getrenntheit der einzelnen "Welten" ist in Frage zu stellen. Die Aufgabe der Philosophie sei es, innerhalb des "unübersehbaren Weltinhalts" eine wissenschaftlich gestützte, noch unbekannte "theoretische Welt" zu schaffen; diese "wahre Weltordnung" vereinheitlicht und systematisiert alle "Weltauffassungen".Auch Lebensbereiche, die die Philosophie sonst vernachlässigt, sollen im System berücksichtigt werden: neben "Ethik" und "Ästhetik" werde der erweiterte Bereich von "Erotik" gestellt. Der Begriff "System der Philosophie" kann auch durch "Weltanschauungslehre" ersetzt werden. Sie soll die Welt in ihrer "Totalität" erfassen und dabei das "Verhältnis des Menschen zur Welt" berücksichtigen.

In: System der Philosophie [Titel lt. Vorlesungsverz. der Univ. Heidelberg 1931/32] [Vorlesung]

Bemerkung: Soweit aufgrund des Papieres und der Mehrfach-Pag. zu beurteilen, enth. das Konvolut mind. eine (ältere) Textfassung.

Objekteigenschaften: Handschrift

Pfad: Nachlass Heinrich Rickert / Nachlass Heinrich Rickert II. Werk / Nachlass Heinrich Rickert II. Werk C / System der Philosophie [Titel lt. Vorlesungsverz. der Univ. Heidelberg 1931/32]

[Standort: Handschriftenabteilung ; Heid. Hs. 2740/72 (Frühere Signatur)]

DE-611-HS-2941779, http://kalliope-verbund.info/DE-611-HS-2941779

Erfassung: 27. November 2015 ; Modifikation: 10. März 2017 ; Synchronisierungsdatum: 2024-04-26T02:31:59+01:00