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Brief von Unbekannt an Unbekannt, 01.05.1940Universitätsbibliothek LeipzigNachlass Arthur SeitzSignatur: NL 333/2/Nr. 14

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Brief von Unbekannt an Unbekannt, 01.05.1940Universitätsbibliothek Leipzig ; Nachlass Arthur Seitz

Signatur: NL 333/2/Nr. 14


Unbekannt [Verfasser],Unbekannt [Adressat]

Antwerpen, 01.05.1940. - 2 Bl. (3 hs. S.), Deutsch. - Brief

Inhaltsangabe: Die unbekannte Schreiberin bemerkt, dass sie und Käthe sehr lange nichts mehr von einander gehört haben. Sie nimmt an das ein kurzer Kartengruß zu Weihnachten sie nicht erreicht hat. Sie fragt sich, ob Käthe ihren Wohnsitz nach Wiesbaden verlegt hat. Sie schreibt aber vor allem, um ihr von dem traurigen Schicksal von Henriette zu berichten. Henriettes Mann wurde von seinem eigenen Chauffeur im eigenen Haus erschossen. Er glaubte, dass ihn Albert L., nachdem er Anfang Januar eingezogen dann aber wieder entlassen worden, nicht wieder einstellen möchte. Inzwischen hatte L. einen neuen Chauffeur engagiert und einen neuen Wagen gekauft. Der alt Chauffeur wollte unbedingt den neuen Wagen fahren und keinen zweiten Chauffeur neben sich dulden. Henriette telefonierte abends nach 9.00 Uhr mit ihrer Mutter, als sie hörte wie der Chauffeur, nachdem er eine Aussprache mit seinem Herrn hatte, die Tür aufreissen und zwei Schüsse fallen. Sie entrissdem "Wüterich" die noch geladene Waffe und ging in ein Nebenzimmer, wobei sie noch die Geistesgegenwart hatte, die Tür hinter sich abzuschließen. Um L. bemühte sich die Pflegerin, die schon seit Jahren mit im Hause wohnte und auch im Zimmer war. Sie versuchte den Chauffeur noch festzuhalten. Er hatte auf sie eine fürchterliche Wut und wollte sie überhaupt nicht fahren. Er muß ein sonderbarer Mensch gewesen sein, den Henriette auch nicht leiden konnte, aber von dem sich L. nicht trennen wollte oder konnte. Er wußte wohl zu genau über den Lebenswandel und die Seitensprünge von L. Bescheid. Obwohl Henriette in den letzten zwei Jahren sehr viel Schweres durch gemacht hatte, hing sie mit einer fast unfassbaren Liebe und Verehrung an ihm. Die Verfasserin bringt ihr großen Mitgefühl zum Ausdruck, zumal sie in dem großen Haus vorläufig wohnen bleiben möchte. Sie berichtet von der Tochter und dem jüngsten Sohn, die zwar kommen wollten, aber der auch eingezogen worden ist. Es werden die Familienverhältnisse beleuchtet auch in Bezug zu der Tochter ihres Mannes aus dessen erster Ehe. Als die Schreiberin bei Henriette war, hatte sie ihre Mutter zu Besuch und sie teilt ihre Gedanken über Henriette mit. Sie hat ihr versprochen diesen Brief zu schreiben. Henriette würde sich freuen von ihr zu hören, auch sie selbst wünscht sich Post von ihr. Von sich kann sie nur Gutes berichten. Maggie sieht sie jetzt öffters, da sie in einem hübschen und gemütlichen Appartement wohnt, aber bald nach Ostern möchte sie wieder in ihre Villa an der See. Von Anna ist sie ohne Nachrichten, auch die eigene Schwester hört fast nichts von ihr. Sie ist in Buenos Aires und wird wohl in den Sommermonaten ins Gebirge gegangen sein, als es dort so unerträglich heiß war. Da war es in Antwerpen gerade so kalt, dass Lieschen Ski fahren und Schlittschuh laufen konnte. Sie hofft, dass es Käthe wohl ergeht und unterschreibt mit "Deiner alten Freundin Lippe".

Bemerkung: Meine liebe Käthe

Objekteigenschaften: Handschrift

Pfad: Nachlass Arthur Seitz

DE-611-HS-3067482, http://kalliope-verbund.info/DE-611-HS-3067482

Erfassung: 15. November 2016 ; Modifikation: 13. Dezember 2016 ; Synchronisierungsdatum: 2024-09-27T17:10:04+01:00