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Bestand Goethe, Johann Wolfgang / Ausgegangene BriefeGoethe- und Schiller-Archiv / Klassik Stiftung WeimarBestand Goethe, Johann Wolfgang / Ausgegangene Briefe

Bestand Goethe, Johann Wolfgang / Ausgegangene BriefeGoethe- und Schiller-Archiv / Klassik Stiftung Weimar ; Bestand Goethe, Johann Wolfgang / Ausgegangene Briefe


35 Archivkästen

Einleitung: Innerhalb des Goethes-Nachlasses, der seit der Gründung des Archivs 1885 dessen wichtigster und umfangreichster Bestand ist, bilden die ausgegangenen Briefe Goethes einen eigenen, heute unter der Nummer 29 geführten Bestand. (Die folgenden Ausführungen beruhen – wenn nicht anders angegeben – v.a. auf Richter/Rosenbaum 2015.)Um die geordnete Aufbewahrung seiner Handschriften und Briefe hatte sich Goethe mit unterschiedlicher Intensität vor allem ab der zweiten Lebenshälfte bemüht. 1822 beauftragte er schließlich seinen langjährigen Sekretär, den Bibliothekar Friedrich Theodor Kräuter (1790-1856) mit der Ordnung und Verzeichnung seines persönlichen Archivs. Im Ergebnis dieser Tätigkeiten entstand das "Kräutersche Repertorium" (Repertorium über die Goethesche Repositur von Friedrich Theodor David Kräuter, 1822, Signatur: GSA 39/I,1a), das Goethes Papiere in 27 Rubriken gliederte, wobei die "Korrespondenz" an siebenter Stelle geführt wurde. Spürbar wird hier das Bemühen des sich allmählich "selbst historisch" werdenden Dichters, die Zeugnisse seiner über Jahrzehnte hin währenden geistigen Tätigkeit dauerhaft zu bewahren, und zwar in einer Form, in der sie von der Nachwelt übernommen und genutzt werden konnten. Ganz sicher hat Goethe dabei gestaltend eingegriffen, hat sekretiert und arrangiert, um ein Bild seiner selbst vorzugeben, das ihm angemessen schien.Bei der Entstehung seines persönlichen Archivs bildeten die Briefe einen besonderen Schwerpunkt. Insgesamt haben sich 157 chronologisch geordnete Quartalshefte aus der Zeit von 1792 bis März 1832 erhalten, die sich heute im Bestand 28 (Goethe / Eingegangene Briefe) befinden. In den Jahrgängen bis 1804, als Goethes Sekretär Johann Ludwig Geist (1776-1854) die Ablage führte, sind in den Faszikeln nicht nur Briefe an Goethe einschließlich der Beilagen enthalten, sondern auch Konzepte von Goethes eigenen Briefen. In späteren Jahren wurden zunächst von Goethe selbst Briefe aus den Quartalsheften entnommen, so spätestens 1823 aus den Jahrgängen 1794 bis 1805 die Briefe Schillers in Vorbereitung der Ausgabe seines Briefwechsels mit dem Dichterfreund. Die Quartalshefte dienten Goethe als Grundlage für die Überarbeitung der entsprechenden Teile der "Tag- und Jahres-Hefte". Aber auch nach Goethes Tod blieb "kein einziges Heft unangetastet" (Schäfer 2012, S. 322f.), als z. B. sogenannte "wichtige" Briefe entnommen wurden und neben der chronologischen Ablage – gegen Goethes Intention – eine alphabetische entstand (ebd).Im Unterschied zu den "Eingegangenen Briefen" (GSA Bestand 28) wurden die "Abgesendeten Briefe" (GSA Bestand 29) erst ab August 1807 chronologisch abgelegt und in gehefteten Faszikeln aufbewahrt, dann aber durchgehend bis zum März 1832. Natürlich wurden in den Heften nicht die ausgefertigten Briefe selbst archiviert, sondern deren Konzepte, in späteren Jahrgängen auch Abschriften. Sie stehen meist halbbrüchig auf Foliobögen von Schreiberhand, wurden also diktiert und häufig eigenhändig von Goethe korrigiert. Nicht selten sind mehrere Konzepte zu einem Brief enthalten. Allerdings sind längst nicht zu allen Briefen Konzepte oder Abschriften überliefert, die Hefte stellen also keine lückenlose Repositur der ausgehenden Briefe dar. Insgesamt sind 53 chronologische Faszikel "Abgesendeter Briefe" erhalten. Obgleich zu mehr als 2.000 bisher nur nach frühen Drucken oder Konzepten veröffentlichten Briefen inzwischen die Handschriften der Ausfertigungen aufgefunden worden, sind bei einer noch immer großen Zahl von Briefen Goethes die in den chronologischen Faszikeln überlieferten Konzepte oder Abschriften die einzigen Textzeugen.Neben diesen chronologischen Brief-Faszikeln haben sich in Goethes Nachlass 15 thematisch geordnete Konvolute oder, da sie meist geheftet sind, Faszikel erhalten, deren Anlage ebenfalls auf den Dichter selbst zurückgeht. Während der Aufbau der chronologischen Brief-Repositur aus der nachvollziehbaren Intention hervorging, den Überblick über die sich immer weiter verzweigende Korrespondenz zu behalten und sich darin auch Jahre später noch zurecht zu finden, spielten für die Anlage der thematischen Konvolute offenbar andere Überlegungen eine Rolle. Sicher war auch hier die amtliche Registratur Vorbild, wo neben der chronologischen Ablage auch die nach Sachthemen üblich ist. Dennoch waren die Gründe für die Zusammenfassung von Korrespondenzen und Beilagen unter bestimmten thematischen Aspekten durchaus verschiedenartig und hängen mit der Goethe eigenen Arbeitsökonomie zusammen, seiner Praxis des Wieder- und Neuverwendens sowie der Sammlung und Archivierung von verschiedenen Materialien für die eigene Arbeit. Die unterschiedlichen Intentionen bei der Anlage der thematischen Brief-Faszikel zeigen schon die mehr oder weniger sprechenden Beschriftungen auf den Umschlägen, die von Goethes Sekretären, nach 1813 meist von Friedrich John (1814-1832), stammen: Das zeitlich früheste Faszikel trägt den Titel "Correspondenz mit Herrn von Humboldt in Rom 1803" (GSA 29/60). Es enthält Briefe Wilhelm von Humboldts (1767-1835) und Konzepte zu Briefen Goethes an Humboldt aus den Jahren 1802 bis 1804. Um die Unterstützung der Nachkommen Johanne Susanne Bohls (1738-1806), der Witwe des Jenaer Bürgermeisters Johann Justin Bohl (1727-1795), Verfasserin von Gedichten und Mitarbeiterin an Wielands "Teutschem Merkur", geht es im Faszikel "Bürgermeister Bohl. 1814" (GSA 29/56). Den Briefwechsel Goethes mit Caspar Friedrich von Schuckmann (1755-1834) und Johann August Sack (1764-1831) enthält das Faszikel "Correspondenz mit Sr. Excellenz dem Herrn Staats-Minister von Schuckmann in Berlin, die Wiederbelebung der Künste und Wissenschaften in den Rheingegenden betreff. nicht weniger mit H. v. Sack zu Aachen 1815. 1816" (GSA 29/68). Auch ein Teil der überaus umfangreichen Korrespondenz mit Goethes "Urfreund" Carl Ludwig von Knebel (1744-1834), die bereits 1774 begann, fast bis zu Goethes Lebensende geführt wurde und rund 700 Briefe Goethes umfasst, wurde gesondert in einem thematischen Faszikel aufbewahrt. Es trägt den Titel "Herrn von Knebels Uebersetzungen des Lukrez 1821" (GSA 29/61) und enthält Konzepte zu Briefen Goethes an Knebel, Briefe Knebels an Goethe sowie Lukrez-Übersetzungen Knebels aus den Jahren 1821 bis 1832. Anzumerken ist, dass das Goethe- und Schiller-Archiv kontinuierlich den Autographenmarkt sondiert, um originale Goethe-Briefe aus Privatbesitz zu erwerben und damit den Bestand 29 (Goethe / Ausgegangene Briefe) anzureichern. Weiterführende Quellen:Johann Wolfgang Goethe: Briefe. Historisch-kritische Ausgabe. Im Auftrag der Klassik-Stiftung Weimar/Goethe- und Schiller-Archiv / (ab 2017:) In Verbindung mit der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig und der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur im Auftrag der Klassik Stiftung Weimar/Goethe- und Schiller-Archiv hrsg. von Georg Kurscheidt, Norbert Oellers und Elke Richter. Berlin 2008 ff. Bd. 1 I-II: 23. Mai 1764-30. Dezember 1772. Text und Kommentar. Hrsg. von Elke Richter und Georg Kurscheidt (2008); Bd. 2 I-II: Anfang 1773-Ende Oktober 1775. Text und Kommentar. Hrsg. von Georg Kurscheidt und Elke Richter (2008); Bd. 3 I-II: 8. November 1775-Ende 1779. Text und Kommentar. Hrsg. von Georg Kurscheidt und Elke Richter unter Mitarbeit von Gerhard Müller und Bettina Zschiedrich (Kommentar) (2014); Bd. 6 I-II: Anfang 1785-3. September 1786. Text und Kommentar. Hrsg. von Volker Giel unter Mitarbeit von Susanne Fenske und Yvonne Pietsch (Text); unter Mitarbeit von Yvonne Pietsch, Markus Bernauer und Gerhard Müller (Kommentar) (2010); Bd. 7 I-II: 18. September 1786-10. Juni 1788. Text und Kommentar. Hrsg. von Volker Giel unter Mitarbeit von Susanne Fenske und Yvonne Pietsch (Text); unter Mitarbeit von Yvonne Pietsch, Markus Bernauer und Gerhard Müller (Kommentar) (2012); Bd. 8 I-II: 20. Juni 1788-Ende 1790. Text und Kommentar. Hrsg. von Volker Giel und Norbert Oellers unter Mitarbeit von Yvonne Pietsch (Text); unter Mitarbeit von Gerhard Müller und Yvonne Pietsch (Kommentar) (2017); Bd. 9 I-II: 1791–1793. Text und Kommentar. Hrsg. von Volker Giel und Norbert Oellers unter Mitarbeit von Yvonne Pietsch (Text); unter Mitarbeit von Gerhard Müller und Yvonne Pietsch (Kommentar) (2020); Bd. 10 I–II: 1794–1795. Text und Kommentar. Hrsg. von Jutta Eckle und Georg Kurscheidt (2019). Bd. 11 I–II: 1796. Text und Kommentar. Hrsg. von Jutta Eckle und Georg Kurscheidt (2021). Bd. 14 I–II: 1799–1800.Text und Kommentar. Hrsg. von Johannes Barth und Georg Kurscheidt (2021)PROPYLÄEN: www.goethe-biographica.deElke Richter, Alexander Rosenbaum: Ein "buntes, wunderbares, sehr verschiedenartiges Ganzes" – Goethes thematische Faszikel und neue Möglichkeiten ihrer Edition. In: editio. Internationales Jahrbuch für Editionswissenschaft 29 (2015), S. 103–129.Sabine Schäfer: Zwischen Briefregistratur und Internet – Die Regestausgabe "Briefe an Goethe". In: Weimar-Jena. Die große Stadt. 5/4 (2012)Eva Beck: Das erste Findbuch des Archivs – Kräuters "Repertorium über die Goethesche Repositur". In: Manuskripte, Bd. 5 (2012) (https://ores.klassik-stiftung.de/ksw/FG_GSA/manuskripte_5.pdf), S. 47-62.Jochen Golz (Hg.): Das Goethe- und Schiller-Archiv 1896–1996. Beiträge aus dem ältesten deutschen Literaturarchiv. Weimar 1996.Gerhard Schmid: 100 Jahre Goethe- und Schiller-Archiv. In: Goethe-Jahrbuch 102 (1985), S. 251–264.WA = Weimarer Ausgabe: Goethes Werke. 143 Bände. Hrsg. im Auftrag der Großherzogin Sophie von Sachsen. Weimar 1887-1919.

https://ores.klassik-stiftung.de/ords/f?p=401:70:::::p70_region,p70_seite,p_bnr:2,1,29 (Bestand Goethe, Johann Wolfgang / Ausgegangene Briefe in der Online-Archivdatenbank des Goethe- und Schiller-Archivs)

DE-2060-BE-29, http://kalliope-verbund.info/DE-2060-BE-29

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