Deutsches ReichStaatsbibliothek zu Berlin. Handschriftenabteilung ; Nachlaß Leopold von Ranke


Ranke, Leopold von (1795-1886) [Bestandsbildner]

1827-1868. - 22 Haupt-Mappen mit zusammen 1477Bl.. - Rekonstruierter Nachlass

Inhaltsangabe: Auch wenn Rankes Beschäftigung mit "Deutschen Geschichten" weit zurückreicht, so beginnt auch hier das umfassende Quellen-Studium wesentlich mit der italienischen Reise: Wie in Florenz mit Carl V und seiner Epoche (vgl. u.a Rankes Kommentar in "Italienische Quellen zur Reichsgeschichte II (Florentinische Depeschen)" Nr.I.13: "Der Fortgang der Dinge ist groß, ja erhaben. Das Unglück kommt, allmählich aber höchst fühlbar"; vgl. BW 214) - so beginnt sich Ranke nach Vorarbeiten in Venedig, Florenz und Rom zumal auf der Rückkehr Anfang 1831 in München intensiv mit Wallenstein zu beschäftigen (NB S.143; BW 221). Quellen-Anstöße hierzu gaben u.a. die Nuntiatur-Berichte dieser Epoche in der Bibliothek der Corsini zu Rom (vgl. Rankes daraus hervorgegangenes Concept, beginnend mit: "Aus den Correspondenzen päpstl[icher] Nunzien ergeben sich für die europäische Entwicklung des dreißigjähr[igen] Krieges die wichtigsten Momente" unten folgend in "Vornehmlich italienische Quellen zur Reichsgeschichte VI", Nr.12; vgl. BW S.200/204): Wieder sucht Ranke seine Forschungen auf die Zeit 1517 - 1648 und die damit in Europa einhergehenden Verwerfungen bzw. Verheerungen zu konzentrieren - Ranke kehrt damit zu seinem Arbeitsfeld von 1820 zurück(vgl. etwa DS Nr. 537553 in Segment I "Geschichten der romanischen und germanischen Völker: Abgebrochene Vorarbeiten: Dreissigjähriger Krieg"), doch zielt unser Segment "Deutsche Geschichten/Deutsches Reich" auf die Reichs-Verfassungs-Reform bzw. die Versuche, das Konflikt-Management im Reich zu modernisieren, oder wie Ranke sich ausdrückt, "eine Gewalt über der Gewalt" zu konstituieren: Schon in seinen "Geschichten" hatte Ranke 1824 bedauert, daß dies alles "so gut wie vergessen worden" - Brandi hat darauf hingewiesen, daß Ranke dieser Bemerkung 1874 hinzufügte: "(hieraus) erwuchsen meine späteren Studien, die ich in dem ersten Bande der deutschen Geschichte mitgetheilt habe"(SW 33/34 S.183). Entsprechend schreibt Ranke 1832, daß die Fragen, die uns die "Zeiten Ferdinands" stellen, "in gar manchem Bezug an unsere Zustände und Bedürfnisse der Gegenwardt erinnern" - vgl. etwa auch Rankes Brief an den Sekretär des bairischen Königs, Franz Pfistermeister vom 6.Sept.1857: "Ich habe selbst die [Reichstags]Akten des fünfzehnten und angehenden sechszehnten Jahrhunderts, studiert und bin erstaunt, wieviel Anklänge sich (..) an die Bestrebungen unserer Zeit finden" - das ist ein durchgehendes Motiv.Rankes Publikationen und Vorträge hierzu reichen von 1832 "Über die Zeiten Ferdinands I. und Maximilians II" aus der Historisch-politischen Zeitschrift sowie Buch VII Kap.1 der Päpste "Fortschritte der katholischen Restauration. Deutschland"(Bd.II, 1835/36; dort S.408 ein erster Hinweis auf die Frankfurter Reichstagsakten), über den Akademie-Vortrag "Über einige noch unbenutzte Sammlungen deutscher Reichstagsacten"(1.Feb.1838, vgl. NB S.256; keine 3 Monate nach der Entlassung der Göttinger Sieben) und eng folgend die "Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation", spätere Akademie-Vorträge zu Wallenstein und Gustav Adolph Ende der 1850er bzw. Beginn der 1860er, bis endlich zum Beitrag "Zur Reichsgeschichte. Von der Wahl Rudolfs II. bis zur Wahl Ferdinands II." in SW 7(1868) und der "Geschichte Wallensteins" von 1869 (vgl. die entsprechenden DS): Geschichten, die weit über Reich und Kaiser und Päpste, 30jährigen Krieg und Wallenstein hinaus bis hinein in Rankes Gegenwardt und seine eigenen, historisch-politischen Motive reichen - was hier dem Begriff Reichsgeschichten einigen Doppelsinn geben mag.Die Einordnung der Quellen folgt möglichst Rankes 1849/50 gefertigten und mit "Deutsches Reich" (daher der Titel dieses Unter-Segmentes) überschriebenen Quellen-Listen bzw. Rankes 1867f. in Vorbereitung der SW entsprechend angelegten Mappen - soweit diese überlebt haben, sind sie auch hier wieder an ihren alten Platz zurückgeführt (vgl. etwa "Blaue Mappen"). Da Rankes Quellen-Listen indeß nichts über dessen Werk-MS bzw. Vor-Arbeiten dazu aussagen, ist deren Zuordnung schwieriger - nurmehr 3 Werk-MS (Fragmente) sind hier im Segment Deutsches Reich/Reichsgeschichten eingeordnet. Dies deshalb, weil selbst eindeutig ins Segment Deutsches Reich/Reichsgeschichten gehörende Vorträge, Excurse, Werk-Manuscripte und Vor-Arbeiten hierzu schon von Ranke selbst und später ebenso von Joachimsen der "Deutschen Geschichte im Zeitalter der Reformation" zugeordnet, dort eingearbeitet und publiziert bzw. später dort ediert und solcherart fortan auch entsprechend rezipiert wurden: Womit diese frühe Schicht des Ranke'schen Werkes nahezu unsichtbar wurde - dabei galt Rankes erstes Interesse nicht der Reformation des Glaubens, sondern der Reformation des Reiches und folgend den sich in den Reichstags-Acten zeigenden Quellen kommunikativen politischen Handelns: Es waren verfassungsorientierte Fragen, die Ranke - als Herausgeber der Historisch-politischen Zeitschrift - den Reichsgeschichten stellte, und diese Fragen hatten sich an brennenden (Verfassungs-)Fragen seiner eigenen Gegenwardt entzündet. Eindeutig ging es Ranke nicht gestrig um Religion, sondern aktuell um Politik, wenn auch umwegig über die Reichsgeschichten. Doch gleich ob 1500 oder 1830 - zentral bleibt für Ranke der Satz: "Für Deutschland war nichts nothwendiger als Friede".Folgender Hinweis ist daher wichtig: Wenn auch die folgenden Quellen und Werk-MS der "Deutschen Geschichte im Zeitalter der Reformation" bzw. dem "Nachl. Leopold von Ranke/Segment III: Deutsche Geschichten/Reformation" zugeordnet sind, so gehören sie dennoch ursprünglich in das Segment "Deutsches Reich/Reichsgeschichten" - hier sind sie entstanden, und von hier aus sollen sie verstanden werden:"Auszug aus den Reichstagsacten 1441-1445[1495]" DS 03889349 "Das von Joachimsen sogenannte "Frankfurter Manuscript" DS 03889664"Fragmente zum Akademie-Vortrag "Über eine ungedruckte Lebensbeschreibung Kaiser Maximilian I" DS 03889684"Über einige noch unbenutzte Sammlungen deutscher Reichstagsacten" DS 03889707"Über die sogenannte Reformation Kaiser Friedrichs III vom J. 1441", in: "2 frühe Excurse" DS 03889876 etc.

Literaturhinweise: Vgl. vor "Reformationsgeschichte" und "Wallenstein" zunächst: Ranke: Über die Zeiten Ferdinands I. und Maximilians II., Hist.-pol. Zeitschrift, 2(Juli 1832), S.223f., Ranke: Vorrede zu den Jahrbüchern des Deutschen Reiches, Berlin 1837 (SW.51/52 S.475f.); Ranke: Über eine noch ungedruckte Lebensbeschreibung Maximilians I (Akademie-Vortrag 30.Oct.1837; "Reformationsgeschichte" Bd.6(1847/S.85f. & SW 1 S.343f.); Ranke: Chronisten Carls V., "Reformationsgeschichte" Bd.6(1847/S.154f. & SW 2 S.382f.); Ranke: Zur Deutschen Geschichte, SW 7(1868; I. Über die Zeiten Ferdinands I. (S.1f.), II. Zur Reichsgeschichte. 1575-1619 (S.99f.), Aktenstücke (S.266f.); Ranke: Über einige noch unbenutzte Sammlungen deutscher Reichstagsakten 1838 (Akademie-Vortrag 1.Feb.1838), in: Hg. Paul Joachimsen: Ranke: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation, Bd.6 (S.471f. ; vgl. Bd.1 S.XXXI) München 1926; Ranke: Zur Kritik fränkisch-deutscher Reichsannalisten (Akademie-Vortrag 3.Aug.1854; SW 51/52 S.9

Ordnungszustand: Geordnet - Katalogisiert

Pfad: Nachlaß Leopold von Ranke / Segment III: Deutsche Geschichten

DE-611-BF-27231, http://kalliope-verbund.info/DE-611-BF-27231

Erfassung: 7. Juli 2009 ; Modifikation: 20. Dezember 2022 ; Synchronisierungsdatum: 2024-03-29T17:18:13+01:00