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Brief an WessenbergStadtarchiv KonstanzKorrespondenz Ignaz Heinrich von WessenbergSignatur: WZ 2710 VII 12

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Brief an WessenbergStadtarchiv Konstanz ; Korrespondenz Ignaz Heinrich von Wessenberg

Signatur: WZ 2710 VII 12


Gaisbach, 04.06.1848. - Brief

Inhaltsangabe: Dankt für Ws. Schreiben vom 6. Mai, das bei ihrer Ankunft in Gaisbach vorlag und dessen dessen Beantwortung durch Geschäfte und ein Besuch bei ihrer Tochter Olga verzögert wurde. "Ihr Schreiben, mein Onkel, wenn auch unverblümt, wie Sie sich ausdrücken, trägt doch den unverkennbaren Stempel Ihrer liebevollen Gesinnung für uns, und wo ich dieses finde, komme ich stets dankbar und mit weichem Gemüthe entgegen.- Seyen Sie überzeugt, daß ich in der Familie nicht störend auftreten will, und daß ich meine Lage und Stellung einsehe und begreife, somit auch jene zu meinem Schwiegervater, dessen Wünschen ich mit Bereitwilligkeit und Verehrung entgegen komme, wenn auch mit dem Vorbehalt, meine Meinung offen auszusprechen, wenn jene mit meinen Ansichten nicht übereinstimmen. Hinsichtlich unseres früheren Zusammenlebens mit der Gräfen Latour, habe ich den festen Entschluß gefaßt, nichts mehr zu sagen, denn ein mit heiliges Andenken wird jedesmal dadurch verunglimpft, und alles Andere kann ich ertragen, nur dieses nicht; deßhalb muß ich auch noch einen Irrtum berichtigen; den nehmlich, daß die G.L. die Reise von Triest nach Prag mit mir machte, und nicht mit meinem seligen Manne; wer dieses auch gesagt haben mag, hat sich stark geirrt, und ist dies eine von den unzähligen Lügen, mit denen böse Menschen so freigebig sind die Welt auf Kosten Anderer zu unterhalten. Daß die Gräfin die Reise aus Böhmen nach Deutschland und mit mir machte, das konnte ich ihr unmöglich verwehren. Wir kamen nach Offenburg, derzeit mit Einquartierungen überfüllt - da erhielt sie Briefe von ihrer Familie, die ihr abriethen nach Frankreich zu kommen - in Offenburg wollte sie wegen dem Lärm der Soldaten nicht bleiben, und beschloß - ganz ohne mein Zuthun und Willen, dies kann ich vor Gott verbürgen - so lange in Oberkirch zu bleiben, bis ihre Geschäfte geordnet sein, und ihr erlauben würden, die Rückreise nach Steiermark anzutreten, wo sie sich alsdann bei ihrer Tochter für immer zu etablieren gedenkt. Ihre Anwesenheit in Oberkrich kann nur kurze Zeit mehr dauern, und dann sind wir getrennt auf immer, dieses Versprechen kann ich Ihnen in aller Wahrheit geben, so wie auch die Versicherung, daß weder die Gräfin, noch irgend jemand auf dieser Welt mich beherrscht, daß mein Wille frei und unabhängig ist, und ich Gott unablässig um Erleuchtung bitte, die mich das Rechte erkennen und danach handeln lassen mögen. Was meine Existenz betrifft, so kann ich Ihnen die Versicherung geben, daß ich so sparsam und eingeschränkt leben werde als es irgend eine Frau thun kann; wenn die Verhältnisse es auch nicht verlangten, so wäre es doch ein Bedürfnis meines Herzens, das in gänzlicher Zurückgezogenheit von der Gesellschaft allein Ruhe finden kann, nachdem das Unglück es gebrochen. Dem threuen Andenken meines Engels, unseren Kindern, die ich nach seinem ausdrücklichen Wunsche in größter Einfachheit und Eingezogenheit erziehen soll, so wie meiner eigenen Vervollkommnung, will allein ich leben, und verlange nichts, nichts mehr von dieser Welt! Dies ist meine Antwort auf Ihr Schreiben, theurer Onkel; ich hoffe, dieselbe wird Sie befriedigen, und die Folge wird lehren, ob ich Ihres väterlichen Wohlwollens werth sein werde oder nicht; es zu verdienen ist mein Bestreben. Ihre unglückliche Nichte Ludovina von Wessenberg."

Bemerkung: dt.

Ausreifungsgrad: eigenhändige Ausfertigung

Pfad: Korrespondenz Ignaz Heinrich von Wessenberg / W-Z

DE-611-HS-1768474, http://kalliope-verbund.info/DE-611-HS-1768474

Erfassung: 3. Juni 2003 ; Modifikation: 18. Juli 2020 ; Synchronisierungsdatum: 2024-03-29T13:22:30+01:00