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Brief an Ignaz Heinrich von WessenbergStadtarchiv KonstanzKorrespondenz Ignaz Heinrich von WessenbergSignatur: WZ 2710 X 5

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Brief an Ignaz Heinrich von WessenbergStadtarchiv Konstanz ; Korrespondenz Ignaz Heinrich von Wessenberg

Signatur: WZ 2710 X 5


Schulenburg, Wolfhardine von [Verfasser],Wessenberg, Ignaz Heinrich von (1774-1860) [Adressat]

Berlin, 21.04.1835. - Brief

Inhaltsangabe: Dankt für die Übersendung von Gedichten, die sie wenige Stunden zuvor erhielt, in geradezu poetischen Worten.Sie "zauberten mir die Erinnerungen vergangener Zeiten vor die Seele, in welchen Ihr Bild mir stets so leuchtend undverehrungswürdug vorschwebte! Den Überbringer der Botschaft sah sie noch nicht, aber sie wird Wessenbergs Wunsch zu erfüllen suchen. "Er wird sich hoffentlich hier bald heimisch fühlen, da hier viele junge Schweitzer studieren, freilich seine Berge und seine klaren Seen wird er schmerzlich vermissen.- Nur flüchtig habe ich einige Ihrer schönen Gedichte durchgeblättert, und freue mich dass Sie mehrere Punkte Italiens besungen haben, welche mich auch ganz ausnehmend bezauberten, unter anderen der Sturz des Velino bei Turin, und die überaus malerische Küste von der Riviera de Genova... Welchen unendlichen Zauber von Schönheit hat der gütige Schöpfer über dieses Land ausgegossen! Wer einmal seine Blicke in die blauen Wellen des mittelländischen Meeres tauchte, der hat freilich Mühe, sich an die graue Nebelatmosphere unsers kalten Nordens wieder zu gewöhnen! In Ihren Gesängen werde ich den Nachklang meiner Erinnerungen wieder finden; Sie sollen mich diesen Sommer auf meinen einsamen Spaziergängen am Ufer der sandigen Spree begleiten und mir durch ihre begeisternden Klänge die Gegenwart verscheuchen. Vielleicht gelingt es Ihrer Muse, theuerster Onkel, mich in die Gefilde Parthenopa's zu versetzen, und mir dadurch Freude zu bereiten, die nicht so bald mir wieder zu Theil werden dürften. Wie herrlich sind Ihre Gedichte! "Am Meere, bei Neapel, und Tarsos Eiche, und der Dom von St.Peter, und so viel Anderes. Im vorigen Jahr um diese Zeit wandelt' ich noch auf diese geheiligten Boden. Nie habe ich die Peterskirche betreten ohne aus dem innersten meiner Seele aufzujauchzen und den Hymnus anzustimmen: "Wir glauben all' an einen Gott!" Jeder Sectengeist schwindet in diesem herrlichen Gotteshause. Ach, Rom, nie werde ich Dich vergessen; sechs Monate haben wir da verlebt, und hätte es von mit abgehangen, so wäre es mir leicht wie jenem Reisenden ergangen, welcher Rom aufsuchte, mit dem Vorsatz, einige Monate daselbst zu verweilen, und nach Verlaufe von 35 Jahren noch immer vorgab keine Gelegenheit gefunden zu haben um wieder fortzureisen.- Als wir uns im vorigen Juny bei der Heimreise Ihren Bergen nahten, stieg öfter der Wunsch in uns auf, Sie, verehrter Onkel, unter Ihrem gastfreundlichen Dach aufzusuchen, doch führte uns unser Weg zu sehr seitwärts über Tyrol und München, und es fehlte mir auch zum Theil an dem gehörigen Muth, an dem Vertrauen in der Fortdauer Ihrer Freundschaft. War dies Unrecht, so glauben Sie, daß nur schmerzliche Erfahrungen mir dieß Misstrauen geben konnten; doch (k?)ein Herz blieb sich gleich. Im September sah ich nach langen Jahren meine Familie wieder; Ihre Schwester, meine Mutter war sehr gütig und that meinem Herzen unendlich wohl; auch die gute Adolphine freute ich mich näher kennen zu lernen, denn ich sah sie nicht seit ihrer Verheirathung; in einigen Wochen denke ich nach Nörenthal zu gehen, um auch daselbst noch die gute Mutter vor ihrer Reise wiederzusehen; der Gedanke, dass sie sich auf längere Zeit entfernen wird, und wir öfters ohne Nachricht von ihre seyn werden, geht mir nach; doch gönne ich ihr herzlich diese Erfrischung an Geist und Gemüth! Es ist hier jetzt ein sehr reges Kunstleben; man geht mit dem Gedanken um, ein Nationalmuseum zu begründen, in welchem man nur Kunstwerke von unseren jetzt lebenden vaterländischen Künstlern aufnehmen will; die vielfachen und vielseitigen Talente unseres Leissings (?), Hildebrands, Sohns, Hübners, Bandemanns, Schiermers, Mörs, Schrötters, Krügers, Jegas, Schulz und so vieler anderer verdienen wohl ein solches Denkmal. Die Kunstausstellungen sind mit jeden Jahr reichhaltiger und gediegener. Auch in diesen Tagen ist nachträglich eine kleine Kunstausstellung eröffnet worden, in welchem sich ein Altarblatt von Hübner, die Auferstehung, dur#u2 2222

Bemerkung: dt.

Ausreifungsgrad: eigenhändige Ausfertigung

Pfad: Korrespondenz Ignaz Heinrich von Wessenberg / W-Z

DE-611-HS-1768475, http://kalliope-verbund.info/DE-611-HS-1768475

Erfassung: 2. Juni 2003 ; Modifikation: 18. Juli 2020 ; Synchronisierungsdatum: 2024-03-29T13:22:30+01:00