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Brief von Friedrich Justin Bertuch an Christian Gottfried Schütz, 21.08.1788Universitätsbibliothek LeipzigChristian Gottfried Schütz, BriefwechselSignatur: Rep. III 1a/1/59

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Brief von Friedrich Justin Bertuch an Christian Gottfried Schütz, 21.08.1788Universitätsbibliothek Leipzig ; Christian Gottfried Schütz, Briefwechsel

Signatur: Rep. III 1a/1/59


Weimar, 21.08.1788. - 2 Bl. (4 hs. S.), Deutsch. - Brief

Inhaltsangabe: Mein Bester,Des Herzogs [Carl August Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach] ganz unerwartete schnelle Zurückkunft am Montage war mir freylich nicht ganz lieb, denn ich hatte die AmtsGeschäftsMuße diese Woche zur Aufräumung von Allerley bestimmt, darinn mir nun das Concept verrückt worden ist. Noch liegt er auf dem Sopha; der Fuß heilt langsam, weil er anfangs vernachläßigt worden ist, und da giebts dann satt üble Laune, und eine Menge Igel zu kämmen; das können Sie dencken. Indeß hoff ich daß in 8 Tagen doch alles wieder vorbey seyn wird, und er nach Dreßden und Magdeburg soll abreisen können. Ich komme also zu Anfange des Septbr. gewiß auf 8 bis 10 Tage zu Ihnen, darauf verlaßen Sie sich, Lieber; denn es ist mir selbst zu viel daran gelegen, daß wir nun endlich bis auf den Grund aufräumen und in Allem ins Reine und in dauernde Ordnung kommen.Serenissimo habe ich den ganzen neuen Berliner AufklärungsKrieg erzählt, und ich soll ihm so bald als mög. die Widerleg. der letzten kleinen Broschüre über d. Aufklär. als auch den 2ten Theil davon schaffen; so wie auch alle Pamphlets die darüber in oder außer Berlin erscheinen, coute qu'il coute. Geben Sie also Riem umgesäumt Auftrag dazu. Die ganze Suite dieser Schriftgen gäb eine treffliche und vielleicht sehr zur rechten Zeit durchschlagende CollectivRecension für die A.L.Z. [Allgemeine Literaturzeitung] die aber Sie selbst oder Rehberg machen müßten, damit das Ding Gewicht und Acumen bekäme. Ich freue mich sehr täglich heller und gewißer zu sehen daß der Herzog alle die Sottisen und Sünden die man jezt in Ber. an der Vernunft begeht äußerst mißbilligt, und so zu sagen eine Art SchadenFreude drüber hat, wenn sies recht grob machen. So hat er mir gestern mit großen Lachen einen unsinnigen Wöllnerischen [Johann Christoph von Woellner] Plan zu einem neuen Edickt über strengere Sonn und Festtags-Feyer erzählt. Das aber zum Unglück der König, da er es unterschreiben sollte zerrißen und verbannt hat. Dieß würde gewiß dem Faße den Boden ausgestoßen haben. Ich suche derg. glückliche Momente immer zu benutzen, um die großen Nägel woran bey uns Denck- und Preß Freyheit hängt, immer fester zu schlagen, und unsern Himmel immer heiter und Wetterleer zu erhalten; und ich getrau mir alles zu wetten, daß wir, so lange der Herzog lebt, von diesem Dämon, der jezt in B. [Berlin] wüthet, nichts zu befürchten haben. - [Johann Gottfried] Eichhorns EntlaßungsDecret hab' ich erinnert; auch ihr Urtheil über Hasse so en passant hingeworfen, und dabey mehr auf Fabern in Anspach aufmerksam gemacht. Es schien mir als hätte der H. deßhalb noch keinen Entschluß genommen, und Hasse eben nicht vor andern auf das Korn genommen.Schicken Sie mir doch Ihr neuliches Programm, Lieber; ich möchts selbst gern lesen, und soll dem Herzoge auch den Innhalt davon referiren, weil er's selbst nicht lesen kann, ohngeachtet ihm sein Latein wohl immer an 25000 rh. kostet. Dem H Dr. [Johann Adam] Eber ist auf seine, mir mitgetheilte Vorstellung zu antworten, daß wir ihm zwar Abführung der Zahlung für die A.L.Z. möglichst nachsehen und sie ihm erleichtern wollten, aber in regula von der Condition der Pränumeration schlechterdings bey den Intereßenten nicht abweichen könnten, weil dieß noch die einzige Schutzwehr für uns, ihn selbst und alle Post-Aemter sey, um nicht ewige und ganz inexigible Reste zu bekommen, und die Gelder wenigstens im Laufe des Jahres richtig beyzutreiben; deren Einkassierung die vis inertiae, bey aller Strenge, doch immer noch genug verzögert. Der kleine Fall mit den 6 Exp. in Wetzlar muß uns nicht gleich zaghaft machen, das Steuerruder unsre[r] Casse fahren zu laßen. Der dasige PostVerwalter scheint ein Flegel zu seyn, und die Intereßenten, die die A.L.Z. sonst lesen wollen, laßen Ihre Exemplare drum sicher nicht fallen, und hohlen sie durch den einen oder anderen Weg, welches uns ganz einerley ist. Mit den PostAemtern steht es uns ja immer frey nach Beschaffenheit der Umstände Nachsicht zu haben, und exceptiones à lege zu machen; aber mit den Buchhändlern muß meo voto die beyden Meßen als ZahlungsTermine streng gehalten, und ihne[n] keine Reste gestattet werden; sonst giebts bey diesen Purschen unausbleib. schlimme Reste und Verlust. - Sie könnten von der ZahlungsOrdnung auch in der neuen Ankündigung wieder etwas sagen, l. Fr.; damit das Hinhängen bey den Intereß. nicht zur Gewohnheit wird.Der ohngefähre Extract den Sie mir aus unsern Büchern vorläufig mittheilen ist ganz erfreulich. Vera me sic amplius.[Christoph Martin] Wieland grüßt und danckt sehr für die Mitthei. der Götting. Recension seines Lucians. Ich halte dafür sie ist von Heyne [Christian Gottlob Heyne] selbst, denn sie ist mit vieler Sachkenntniß, Geschmack und Urbanität geschrieben; kurz trefflich. Hier folgt das Blatt zurück.Ich theile Ihnen hier 2 GeschäftsBriefe und Begehren von Boxberg und Göpfert mit, worüber ich mir Ihre Gutachten erbitte.Die CaffeeKanne erhalten Sie mit morgenden Kamm.Wagen. Sie war lange schon beym Flaschner bestellt, aber er kann nicht genug machen, so viel Bestellungen hat er davon. Es ist wircklich ein trefflich Ding damit, und eine beträcht. CaffeMenage, ohngeachtet man stärckeren und beßern Caffee als beym Kochen trinckt. In der Welkeschen Auction waren 2 Eng. Wand Uhren, auf die ich für Sie bis zu 21 rh. gebothen habe, allein die eine, schadhaft noch dazu gieng zu 27 rh. und die andere zu 39 rh. weg; Dieß war zu viel, da mich meine Eng. Pendüle neu nur 30 rh. kostet; ich habe es daher heute ins hies. Wochenblatt setzen laßen, daß eine gute HaußUhr gesucht wird, und hoffe Ihnen eine um billigern Preiß zu schaffen.Hierbey ein Brieflein an H. Prof. [Gottlieb] Hufeland aus Straßburg und Valutem optimam Tibi Tuisque! FJB.

Bemerkung: FJB.

Objekteigenschaften: Handschrift

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Erfassung: 14. Oktober 2015 ; Modifikation: 6. November 2015 ; Synchronisierungsdatum: 2024-03-29T14:04:37+01:00