Detailinformationen

Sammlung grotesker Gestalten nach Darstellungen auf dem K. National-Theater in Berlin. Gezeichnet und in Farben ausgeführt von E.T.W. Hoffmann. Erstes Heft: Nro. 2. Der Schneider aus dem Ballette: Die Lustbarkeiten im Wirthsgarten, nach Herrn Beske's DarstellungStaatsbibliothek BambergSignatur: I R 66

Funktionen

Sammlung grotesker Gestalten nach Darstellungen auf dem K. National-Theater in Berlin. Gezeichnet und in Farben ausgeführt von E.T.W. Hoffmann. Erstes Heft: Nro. 2. Der Schneider aus dem Ballette: Die Lustbarkeiten im Wirthsgarten, nach Herrn Beske's DarstellungStaatsbibliothek Bamberg

Signatur: I R 66


[Berlin] [ermittelt], 01.1808-04.1808 [[zwischen Januar und April 1808]]. - 1 Zeichnung (Federzeichnung in Braun und Deckfarben), eigenhändig, 1 Blatt (1 Seite, Papier, Tinte, Wasserfarbe, einseitig), 25,1 x 17,8 cm. - Zeichnung, Gemälde

Inhaltsangabe: In der Mitte des hochrechteckigen Blattes steht aufrecht im Profil nach links der Tänzer (Ballettfigurant) C. Beske als Schneidergeselle in dem komischen Ballett "Die Lustbarkeit im Wirtsgarten oder Sommerbelustigungen" von Étienne Lauchery mit der Musik von Peter von Winter: gekleidet in einen blauen Rock mit gefältelten Schößen und großen hellen Knöpfen auch an den Ärmeln, dessen rosafarbenes Futter am großen aufgeklappten Kragen und unter den Taschen sichtbar wird, aus deren breitem geknöpften Verschluss zum Zeichen der dargestellten Profession als Schneider die Griffe einer großen Schere herausragen; darunter werden eine weinrote Weste mit weißem Hemdkragen und Jabot und eine schwarze, von den Hüften herabgerutschte, aber mit heller Schnalle über den grauen Strümpfen gehaltene Kniebundhose sichtbar; dazu flache schwarze Schuhe mit kleinen Schleifen und ein schwarzer, gänzlich in den kurzen Nacken gerutschter Dreispitz über großem Ohr und dunklen Haaren, die nach rückwärts in einen dünnen, lang baumelnden Zopf geflochten sind. Die extrem langen Arme der dürren Figur recken sich aus dem runden Buckel über den Schultern mit übergroßen Händen und begierig gespreizten Fingern aus den viel zu kurzen Ärmeln nackt nach vorn, der rechte hinten über den linken vorn erhoben; vom durchgedrückt hinten aufgesetzten linken Bein entfernt sich gerade das rechte mit angehobenem Knie und direkt vor der linken noch den Boden berührenden rechten Fußspitze zu einem bedeutungsvoll erwarteten Schritt nach links in Richtung einer mit dem Blick heftig geradeaus fixierten Person; das großflächige, erwartungsvoll lächelnde Gesicht mit rot geschminkten Wangen und Mund zeigt eine jüdisch anmutende Physiognomie: rundliche Stirn, kleine stechende Augen unter mächtigen gewölbten Brauen, große gebogene Nase über wulstigen Lippen und hervorstehendem Kinn. Zu Füßen der Hauptfigur wiederum in Grau-Camaieu-Manier eine Nebenszene: Über einen senkrecht, aber leicht schräg aufgestellten, zuoberst von einer Plinthe abgedeckten Quader ist ein langer Balken als Wippe gelegt; vorne rechts auf dem kürzeren Ende sitzt wie ein Reiter, das Holz zwischen den Knien, ein altmodisch auf höfisch-ritterliche Weise gekleideter Mann in kurzen geschlitzten Pumphosen, die bestrumpften Beine in großen schwarzen Stiefeln mit herabgesunkenen Stulpen, über das enge Wams mit geschlitzten Achselstücken und Spitzenkragen am Hals geschlagen der weite Mantel und in diesen eingehüllt die über der Brust verschränkten Arme; auf dem Kopf ein großer Schlapphut, besteckt mit zwei großen, nach vorn herabhängenden Federn, die Beine lässig ausgestreckt - der Degen an seiner linken Seite berührt mit der Spitze den Boden - blickt er im Dreiviertelprofil ruhig abwartend auf die linke Seite hinüber, wo auf dem längeren Ende, nach hinten aufgereiht, neun hagere und hohlwangige, ähnlich gewandete Schneider in wildem Haufen übereinanderpurzeln und sich mit grimm- und angstverzerrten Gesichtern und wild gestikulierend ausgestreckten Extremitäten mühsam balancierend und gegenseitig festhaltend auf der Stange halten, die von ihm, dem Einzelnen und Starken, offenbar immer stärker in die Höhe gehebelt wird; lediglich die beiden vorderen bedrohen ihn in weitem Abstand mit großen Scheren in den lang ausgestreckten dürren Händen. Das Licht fällt von links auf beide Szenen und modelliert mit entsprechenden Schatten Raum und Figuren. Der breite Rahmen des Bildes, eingefasst von farblosen schmalen und flachen Profilen, bleibt auf seiner grauen Grundierung ungeschmückt.

Editionshinweise: Ponert, Dietmar Jürgen: E.T.A. Hoffmann - Das bildkünstlerische Werk : ein kritisches Gesamtverzeichnis. Herausgegeben von der Staatsbibliothek Bamberg. Band 1: Text, Petersberg 2012, Seite 133-135, Nummer 85 ; Band 2: Abbildungen, Petersberg 2012, Seite 38, Abbildung 48

http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bvb:22-dtl-0000027271 (Digitalisat)

Bemerkung: Künstler nicht genanntKreisförmiger Prägestempel Joseph Hellers in der Ecke unten rechts

Material: Papier

Erwerbungsgeschichte:Provenienz:Geschenk E.T.A. Hoffmanns an Carl Friedrich Kunz, Bamberg. - Wahrscheinlich 1820 im Tausch an Joseph Heller, Bamberg. - Mit Joseph Hellers Sammlung in die Königliche Bibliothek Bamberg, die heutige Staatsbibliothek Bamberg, gelangt

Objekteigenschaften: Handschrift

DE-611-HS-3045832, http://kalliope-verbund.info/DE-611-HS-3045832

Erfassung: 13. September 2016 ; Modifikation: 21. April 2017 ; Synchronisierungsdatum: 2024-03-29T11:59:28+01:00