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    Familiengeschichtliche Sammlung Sachse

    Signatur: E Rep. 200-03

    Familiengeschichtliche Sammlung Sachse

    1794-1945. - umfasst 31 AE (0,45 lfm). - Nachlass, Sammlung

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    Inhaltsangabe: E Rep. 200-03 Familiengeschichtliche Sammlung Sachse 1. Familiengeschichte Johann Christoph Ambrosius Sachse (02.12.1751 - 1808), ein aus Dessau stammender Perückenmacher, zog nach Berlin um und war seit 1781 Bürger der Stadt. Er war zwei Mal verheiratet. Aus seiner ersten Ehe mit Mariane Justin Judith Gillet, die dreißigjährig in Berlin starb, gingen zwei Töchter und ein Sohn hervor. 1787 heiratete er Charlotte Françoise Louise Chevalier (28.11.1770 - 16.09.1831); aus dieser Ehe gingen drei Töchter und fünf Söhne hervor. Beide Ehefrauen zählten zur französisch-reformierten Gemeinde Berlins, sie waren hugenottischer Abstammung. Die Familie Sachse wurde in Berlin Teil der "Französischen Kolonie". Trotz der Qualifizierung zum Perückenmacher-Meister trug das Geschäft nicht genug, um die vielköpfige Familie zu ernähren, weswegen Ambrosius Sachse sich nach Alternativen umsah. 1803 kaufte er ein Haus mit Laden unter der Adresse Jägerbrücke Nr. 30. Im Jahre 1805 übernahm er gegen Zahlung einer Jahresrente einen bestehenden Tabakhandel, der aus gesundheitlichen Gründen von dessen Inhaber Johann Heinrich Hildebrand aufgegeben wurde. Ambrosius Sachse verlegte das Geschäft in sein Haus und ergänzte es mit einem Geldwechsel sowie einer Lotterie-Kollekte. Nach seinem Tod 1808 ließ seine Witwe 1809 - nun unter der Bezeichnung Jägerstraße 30 - das Haus renovieren und führte das Tabak-Geschäft bis über das Jahr 1812 fort. Als siebtes Kind der zweiten Ehe von Ambrosius Sachse wurde Louis Friedrich Sachse am 12. Juli 1798 in Berlin geboren. Nach dem Besuch des Friedrich-Werderschen Gymnasiums besuchte er die Berliner Universität und studierte wahrscheinlich Literaturgeschichte. Um die verwitwete Mutter und die Geschwister währenddessen finanziell zu unterstützen, fertigte er schriftliche Auftragsarbeiten an, so für den Verwalter des Fürsten Hardenberg und für den Minister Wilhelm von Humboldt. Humboldt machte Louis Friedrich Sachse 1819 zu seinem Privatsekretär. Seine Freundschaft mit dem polnischen Studenten Louis Köhler, der eine Studentenvereinigung Panta Koina zur Wiederaufrichtung seines Vaterlandes gründete, führte vor dem Hintergrund der sog. "Demagogenverfolgung" am 18. Februar 1822 zur Festnahme Sachses. Anderthalb Jahre Untersuchungshaft verbrachte er in der Berliner Stadtvogtei, dann wurde er zu sechs Jahren Festungshaft verurteilt und nach Magdeburg überführt. Hier genoss er trotz der Haft großzügige Privilegien und hatte engen Kontakt zur dortigen französischen Kolonie. Im Hause des Großkaufmanns Henry L'Hermet lernte er dessen Nichte, seine spätere Ehefrau Nanny L'Hermet (geb. 30.01.1804 in Hamburg, verst. 1863 in Berlin) kennen. Am 11. Dezember 1824 wurde Louis Friedrich Sachse begnadigt und freigesprochen. Seine durch die Haft unterbrochene akademische Laufbahn setze Sachse nicht fort, nutzte jedoch sein zeichnerisches Talent und nahm zunächst eine Lehre im Königlich lithografischen Institut in Berlin auf. Finanziell von Henry L'Hermet unterstützt und mit Empfehlungen der Gebrüder Humboldt konnte er im März 1827 nach Paris an das von Alois Senefelder gegründete Knecht'sche Institut reisen und dort das Steindrucker-Handwerk lernen, bevor er von dort im September 1827 zu einer mehrwöchigen Europareise aufbrach. Anschließend gelang es Louis Friedrich Sachse, über zwei Monate direkt von Alois Senefelder in München ausgebildet zu werden. Während dieser Zeit wurden die beiden Männer zu engen Freunden. Bestens ausgebildet und mit finanzieller Unterstützung durch Henry L'Hermet begründete Louis Friedrich Sachse dann zum 1. Juni 1828 gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Edouard Sachse ein "Lithographisches Institut L. Sachse et Comp.", das von Beginn an auch eine Kunsthandlung umfasste, im väterlichen Haus Jägerstraße 30. Im Oktober 1828 heirateten er und Nanny L'Hermet. Sachse machte sich anfangs v. a. mit Bildnissen und Lithografien einen Namen. 1832 gelang es ihm, den Maler Adolph Menzel als Kunden für seine Anstalt zu gewinnen. Aus dieser Zusammenarbeit entwickelte sich eine rege und freundschaftliche Beziehung, die Jahrzehnte währte. Zwischen 1834 und 1861 führte Louis Friedrich Sachse insgesamt 16 Kunstreisen durch, bei denen er quer durch Europa mit Künstlern, Kunsthändlern und Sammlern Kontakte knüpfte. So nahm er 1835 auf seiner dritten Reise Karl Blechen mit nach Frankreich; auch mit diesem Maler verband ihn eine langwährende Freundschaft. 1838 führte ihn seine 5. Kunstreise auch nach Paris, wo er mit den Erfindungen des Malers Louis Jacques Mandé Daguerre in Berührung kam. 1839 verabredeten beide, dass Sachse als erster die nach den Plänen Daguerres gebauten Apparate erhalten und in Berlin und auch sonst in Deutschland einführen sollte. Am 6. September 1839 erreichten Sachse die ersten "Photographenapparate", die leider den Transport aus Paris nicht unbeschadet überstanden hatten. Nach ihrer Reparatur konnte Sachse dann zwischen dem 17. und dem 21. September erste Fotografien anfertigen. Am 5. Oktober durfte er die neue Erfindung sogar dem preußischen König Friedrich Wilhelm III. im Schloss Charlottenburg vorführen und einige Aufnahmen machen. Auch das erste fotografische Atelier für Portraitaufnahmen in Berlin entstand bei Sachse im Haus Jägerstraße 30. Die Bildniszeichnung auf Stein, bisher Basis der Geschäfte von Sachse, wurde durch die Fotografie verdrängt. Louis Friedrich Sachse konzentrierte sich seit den 1850er Jahres deswegen mehr und mehr auf den Kunsthandel, die verlegerische Arbeit trat in den Hintergrund. 1853 eröffnete er in der Jägerstraße seinen "Kunstsalon", eine "Permanente Gemäldeausstellung" und bot dazu ein Besuchs-Abonnement an. Er war bestrebt, neben den heimischen auch die besten auswärtigen Meister der Gegenwart zu zeigen. Dies war neu und der Kunstsalon wurde für Berlin von höchster Bedeutung. Sachse gilt daher als Pionier des Kunsthandels. Der Tod seiner Frau Nanny im Jahre 1863 traf Sachse schwer. Sein einziger Sohn, George Louis Alfred Sachse (geb. am 29. März 1834), unterstütze ihn in dieser Phase sehr und half bei den Geschäften. Er wurde 1863 Prokurist im väterlichen Geschäft, 1865 Mitinhaber und erhielt 1865 den Titel eines "Hofkunsthändlers" der Kronprinzessin Victoria von Preußen. Am 2. September 1867 heiratete er in der Französich-Reformierten Kirche in der Friedrichstadt die 22jährige (geb. 27.02.1845) Margarethe Wendt. Die Tochter Lilli Elisabeth wird am 1. Juli 1880 geboren. In den 1860er Jahren offerierte die "Hof-Kunsthandlung L. Sachse & Co." - eine breites Angebot an Leistungen: - "Permanente Gemälde-Ausstellung ausländischer und einheimischer Kunstwerke gegen Entreé und Jahres-Abonnement - Oelgemälde- und Aquarell-Leih-Institut - Kunstverlags-Handlung - Lithographisches Institut und Kunst-Druckerei - Sortiments-Handlung mit Kupferstichen, Lithographien, Farbendruck, Original-Photographien und Kunstsachen des In- und Auslands - Einrahmung in allen modernen Arten - Reinigung und Reparatur von Kupferstichen, Oelgemälden und Kunstwerken." Spätestens seit diesem Zeitpunkt erwiesen sich die Räumlichkeiten in der Jägerstraße als zu klein - obwohl die zugekauften Gebäude Jägerstraße 29, 30 und 31 umgebaut und mit einer einheitlichen Fassade versehen worden waren -, und ein Neubau für Ausstellungszwecke wurde geplant. Hier sollten dann auch die aufkommenden Riesenformate der Historienmalerei gezeigt werden können. Die Kriege von 1866 und von 1870/71 ließen dieses Projekt zunächst nicht zur Ausführung kommen. Sachse jun. nahm die Pläne danach wieder auf, das Grundstück Taubenstraße 34 wurde erworben und 1873 bezog dort der Kunstsalon einen Neubau, das "Kunst- und Vereinshaus". Finanzierungsprobleme führten jedoch bereits 1875 zu Schwierigkeiten und das Haus konnte sich nicht halten. Sachse sen. zog sich ins Privatleben zurück und widmete sich fortan kunsthistorischen Studien. Louis Friedrich Sachse, Königlicher Kommerzienrat, verstarb am 29. Oktober 1876. Obwohl die Fa. "L. Sachse & Co." infolge dieser Ereignisse im Jahre 1876 quasi nur noch auf dem Papier bestand - im Mai 1877 wurden die vorhandenen Kunstwerke und andere Waren vom Auktionshaus Rudolf Lepke versteigert -, blieb Louis Alfred Sachse weiterhin auf dem Kunstmarkt tätig; Schwerpunkte seiner Tätigkeit waren Kunstauktionen und Bilderhandel. 1885 strebte Sachse jun. die Erweiterung des Geschäfts seiner Fa. "Sachse's Kunst-Auction" an und suchte Teilhaber für den Ausbau der "Kunstauctions- und Kunsthandelsgeschäfte". Wenig später entschloss er sich, seine alte Sortiments- bzw. Verlagsfirma "L. Sachse & Comp." in Berlin zu verkaufen. Außerdem verfasste er unter dem Pseudonym L. A. Senior diverse Stücke, Gedichte und Texte. Unter dem Pseudonym Siul Eshcas [rückwärts für Luis Sachse] erschien 1880 ein Gedichtband. Der Hofkunsthändler Louis Alfred Sachse starb am 1. Dezember 1897 und wurde auf dem französischen Friedhof in der Liesenstraße bestattet. Sein Sohn Alfred Sachse (1869 -1945), von Beruf Kursmakler, wohnte in Berlin Lichterfelde-West, in der Schenkendorfstraße 2 und ab Mai 1945 in Berlin-Friedenau, Haehnelstraße 15. Seit 1. Dezember 1917 arbeitete Alfred Sachse als Kursmakler an der Berliner Börse, zunächst mit einem eigenen Büro in der Burgstraße, dann in der Heiligegeiststraße. Er galt als selbständiger Unternehmer. Die Regelungen der Maklerordnung vom 1. August 1934 bestimmten eine Altersgrenze von 67 Lebensjahren, bei deren Erreichen die Kursmakler aus dem Geschäft auszuscheiden hatten; Alfred Sachse ist dem entsprechend am 1. Oktober 1936 aus dem Amt geschieden und hat seinen Gewerbebetrieb am 26. Oktober 1936 abgemeldet. Die Firma wurde 1937 im Handelsregister gelöscht. Alfred Sachse war historisch interessiert. Schon während seines Berufslebens begann er mit der Zusammenstellung einer Portraitsammlung, er verwaltete das Familienarchiv und trug im Zusammenhang damit außerdem eine familiengeschichtliche Sammlung zusammen. Vordergründiges Anliegen dieser Sammlung war das Verfassen eines Lebensbildes über seinen Großvater, den Kunsthändler Louis Friedrich Sachse. Außerdem bemühte sich Alfred Sachse, die Erzeugnisse des Lithographischen Instituts L. Sachse et Comp. wieder zusammenzutragen. Bei der Auflösung der Firma im Jahre 1876 waren nämlich alle Nachweisungen, Schriftstücke und Korrespondenzen verloren gegangen, der "Kunstnachlass" war, wie oben erwähnt, im Mai 1877 vom Auktionshaus Rudolf Lepke versteigert worden. Für die "Sammlung Sachse" gab es einen eigenen Stempel. Umfangreichster Teil der Sammlung waren die Portraits mit 605 Blatt; Städte und Landschaften mit 241 Blatt, hinzu kamen weitere Blätter. Alfred Sachse schenkte seine Portrait- und Ansichtensammlung im August 1943 dem Märkischen Museum. 1944 erhielt Alfred Sachse die Fidicin-Medaille in Bronze, womit der Verein für die Geschichte Berlins e.V. Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens und Mitglieder ehrt, die sich um die Aufgaben des Vereins, insbesondere die Erforschung der Berliner Geschichte, verdient gemacht haben. 2. Bestandsgeschichte Im Dezember 1953 erwarb das Landesarchiv Berlin von Alfred Sachses Bruder, Georg Sachse, Berlin-Dahlem, den "Nachlass der Gründung der Firma Sachse" als Schenkung. Die Unterlagen wurden als Zugang Nr. 391 übernommen. Diese Überlieferung beinhaltet die familiengeschichtliche Sammlung, die Alfred Sachse in den 1920er Jahren begründete und bis 1945 ergänzte bzw. die Unterlagen kommentierte. Sie enthält Originaldokumente (Zeichnungen, Manuskripte, Briefe, Tagebücher und ), Abschriften von Archivalien (v. a. aus Akten und von Briefen), Exzerpte, Zeitschriftenbeiträge, Abbildungen und Zeitungsartikel. Die von Alfred Sachse vergebenen Aktentitel, sein Signatursystem und die Bearbeitungsvermerke wurden bei der jetzigen Verzeichnung berücksichtigt und auf den Archivalien belassen. Ergänzungen und ggf. Korrekturen finden sich in den Enthält-Vermerken. Die Sammlung umfasst in 30 Konvoluten Dokumente aus der Zeit von 1794 bis 1945 zu folgenden Mitgliedern der Familie Sachse: Ambrosius Sachse (1751-1808) Louis Friedrich Sachse (1798-1876, Louis Sachse sen.) und Nanny Sachse geb. L'Hermet (1804-1863) Louis Alfred Sachse (1833-1897, Louis Sachse jun.) Anna Sachse (1830-nach 1905) Alfred Sachse (1869-1945). Sie Sammlung bekam seinerzeit im Landesarchiv Berlin die Repositurnummer Rep. 200, Acc. 391. Das Manuskript von Alfred Sachse "Ein Pionier der Berliner Kunst. Das Lebensbild des Kunsthändlers Louis Friedrich Sachse, 1798-1877" aus dem Jahre 1943 fand sich im Jahre 1990 Stadtarchiv Berlin im Rahmen einer Bestandsrevision; die Umstände des Erwerbs sind nicht nahzuweisen. Zunächst wurde es als Handschrift Hs 170 in die Handschriftensammlung eingearbeitet, bevor das Manuskript dann der Sammlung hinzugefügt wurde, sodass die E Rep. 200-03 nun 31 Nrn. (0,45 lfm) umfasst. Bitte zitieren Sie: Landesarchiv Berlin, E Rep. 200-03, Nr. XX.

    Bemerkung: 3. Literaturhinweise Ahrens, Anna: Sachse, Louis Friedrich. In: Bénédicte Savoy, France Nerlich (Hrsg.): Pariser Lehrjahre. Ein Lexikon zur Ausbildung deutscher Maler in der französischen Hauptstadt. Band 1: 1793-1843. De Gruyter, Berlin/Boston 2013, S. 249-251. Kern, G. J.: Louis Friedrich Sachse, der Begründer des Berliner Kunsthandels. In: Zeitschrift des Vereins für die Geschichte Berlins, Jg. 1934, Nr. 1 Reinhard, Otto F.: Louis Friedrich Sachse, ein Pionier der Berliner Lithografie". Zum Sterbetag Alois Senefelders. In: Der Graphische Betrieb, Febr. 1940. Schlagenhauff, Annette: Die Kunst zu Handeln: Louis Friedrich Sachse. Lithograph, Kunstförderer und Kunsthändler in Berlin. In: Jahrbuch der Berliner Museen 42, 2000, S. 259-294. Schliepmann, Hans: Louis Friedrich Sachse, ein Kunstförderer Alt-Berlins. In "Kirchliche Nachrichten" der französischen Kolonie, Nr. 34/35 vom 11. September 1927.(Person-ID: 11806; Person-Erfassungsdatum: 2008-03-24)

    Weitere Findmittel: Datenbankrecherche im Landesarchiv Berlin

    DE-611-BF-106845