Detailinformationen

Brief an I[oachimus] V[adianus] / von M[artinus] F[rechtus] St. Gallen KB Vadiana Vadianische BriefsammlungSignatur: VadSlg Ms 35:319

Funktionen

Brief an I[oachimus] V[adianus] / von M[artinus] F[rechtus] St. Gallen KB Vadiana ; Vadianische Briefsammlung

Signatur: VadSlg Ms 35:319


Ulm , 24 Julii 1548. - 1 Bl., 31,5 x 21 cm, Lateinisch. - Autograf, Handschrift, Briefsammlung

Es gelten die Benutzungsbestimmungen für den Sonderlesesaal.

Inhaltsangabe: Frecht hat Vadians [nicht erhaltenen] Brief vom 14. Juli am 17. Juli mitten in den grössten Unruhen empfangen. Als Gläubiger kann man diese als Geburtswehen für den dauerhaften Frieden deuten und sich damit trösten. Die Ulmer Prediger mussten das Interim akzeptieren. Der Rat hat es wie in Augsburg in gemilderter Form öffentlich verkündet. Andernorts wolle man das Interim nicht annehmen. Dies berichtete ein Besucher aus Nürnberg. In einem Brief aus Meissen wurde berichtet, dass dort das Interim einhellig abgelehnt werde. Dies bestätigt [Martin] Bucer, der von Philipp [Melanchthon] dessen Einschätzung der Lage erhalten hat [Brief vom 4. Aug.; Melanchthons Briefwechsel … T 18. - Stuttgart-Bad Cannstatt : Frommann-Holzboog, 2018, Nr. 5246, S. 419-420]. Der Kurfürst [Joachim II.] von Brandenburg hat mit [Johannes Agricola] von Eisleben ("Islebius") das Interim begrüsst. Er meint, der Kaiser [Karl V.] werde es nicht in voller Konsequenz durchsetzen. Hinsichtlich der Bestimmungen zur Messe (nach der "lesbia regula") ist aber keine Nachgiebigkeit zu erwarten. Es nützt dem Vaterland und der Kirche nichts, die Situation zu beschönigen. Die Haltung der Konstanzer gibt Hoffnung. Von Lindau und Strassburg hätte er mehr Festigkeit erwartet. Die Pläne des Kaisers sind unklar. Dessen Sohn [Philipp II.] soll angeblich Mitte August in Genua landen und Ende des Monats nach Deutschland ziehen. In der Grafschaft Tirol werden Truppen zusammengezogen ("equites, pedites et currus"), vielleicht für einen Feldzug gegen die [eidgenössischen] Kantone oder die Gegener des Interims. Hofft auf Savoyen und dass Konstanz unnachgiebig bleibt. Frecht wird in Ulm bleiben, bis man ihn vertreibt. Hofft, dass [Abraham] Musculus Vadians Rat folgt. Frecht kennt den Aufenthaltsort von ihm und [Johannes] Brenz nicht. Wünscht den Kirchen von St. Gallen, Konstanz und Lindau Glück. Macht sich Sorgen um [Ambrosius und Thomas] Blarer. In Konstanz soll Christus die Standhaftigkeit stärken ("Constantię veram constantiam confirmet Christus summus Constantinus"). Frecht möchte wissen, was der kaiserliche Gesandte [N.N.] in Budapest ("therma Budę") den Franzosen und Vertretern der römischen Kirche geantwortet hat. In Sachsen ist die Zustimmung zum Interim nicht vollständig. Pommern, Preussen, Polen, Dänen, Schweden, Russen ("Moscovitae") und Lappen ("Pilapii") haben alle ihre synkretistischen Lehren ("syncretismi"). - PS: Am 3. August wurde in Augsburg das Urteil im Fall Katzenellenbogen über den Grafen Wilhelm von Nassau(-Katzenellenbogen) gefällt. Dieser war kürzlich in Ulm und hat Frecht seinen Glauben bekannt. "Fiat iustitia et pereat mundus." Fuchs (?) lässt grüssen.

https://swisscollections.ch/Record/991170512832005501 (Katalogeintrag in swisscollections)https://han.stadtarchiv.ch/inhalt/VadSlg_Ms_35_319.pdf (Digitalisat)

Bemerkung: Adressat: D. I[oachimo] V[adiano], Sangallen[sium] cons[uli] integerrimo suo cumprimis observando Absender: TTT (totus tuus …?) M[artinus] F[rechtus] tibi notusSiegelspur

Pfad: Vadianische Briefsammlung / Vadianische Briefsammlung, Bd. 6

[Epistolae Tom. VI:319 (Frühere Signatur)]

CH-002121-2-991170512832005501, http://kalliope-verbund.info/CH-002121-2-991170512832005501

Modifikation: 09.08.2023