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Brief an Iosueus Kesslerus, D[avid] Wetterus, Ia[cobus] Baldenbergerus et D[avid] Schowingerus / von Ioannes Kessler St. Gallen KB Vadiana Vadianische BriefsammlungSignatur: VadSlg Ms 35:327/328

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Brief an Iosueus Kesslerus, D[avid] Wetterus, Ia[cobus] Baldenbergerus et D[avid] Schowingerus / von Ioannes Kessler St. Gallen KB Vadiana ; Vadianische Briefsammlung

Signatur: VadSlg Ms 35:327/328


Sankt Gallen , IIII Kal[endas] Septemb[ris] [15]48. - 4 Doppelbl., 8 S. beschrieben, 32,5 x 22 cm, Lateinisch. - Autograf, Handschrift, Briefsammlung

Es gelten die Benutzungsbestimmungen für den Sonderlesesaal.

Inhaltsangabe: Kessler richtet den Brief an alle vier Adressaten, da sie als Freunde eine Einheit bilden. Seine Meinung zur ihrer Übersiedelung [aus Strassburg] nach Basel sollte ihnen der Buchhändler David [N.] mitgeteilt haben. Er ermahnt sie, sich ihrer Berufung [zum Predigeramt] würdig zu erweisen. Ihre gute Führung wird ihnen bisher von ihren Lehrern bestätigt. Sie haben geschrieben, dass sie mit ihrer Unterbringung sehr zufrieden sind. Kessler ermahnt sie, ihre Freiheit nicht auszunutzen. Ihren Durst sollten sie weniger mit dem besonders für Jugendliche gefährlichen Wein als mit Wasser aus dem Brunnen auf dem Kornmarkt ("forum frumentarium") stillen. Er selbst hat den Wein in seinem Haus erst als Dreissigjähriger zugelassen. Er empfiehlt ihnen Deklamationsübungen in ihrem Kreis als wichtigsten Teil der Ausbildung. Wünscht Auskunft über ihre Lehrer, Studientexte und die Organisation der Universität Basel. Das in Strassburg Gelernte sollen sie nicht vergessen. Freut sich, dass sie bei Sebastian Münster studieren können. Die politischen Ereignisse sind bekannt. Die [evangelischen] Städte konnten sich die religiöse Freiheit nicht erkaufen; nun wird ihnen vom Kaiser [Karl V.] das [Augsburger] Interim aufgezwungen. Damit werden viele ins Exil getrieben. Wolfgang Musculus aus Augsburg ist mit seinen neun Kindern zur Zeit in St. Gallen. Er hat in Stellvertretung Kesslers gepredigt. Zum Dank hat er ihn mit den [St. Galler] Predigern und dem Prediger von Ravensburg [Konrad Konstanzer oder Thomas Tilianus] zum Mahl eingeladen. Auch der Prediger von Kempten [N.N.] ist mit seiner schwangeren Frau und neun Kindern nach St. Gallen gekommen. Weitere Flüchtlinge stossen stets dazu. Nach der Kapitulation [am 13. September] wird Konstanz von inneren Zwistigkeiten zerrissen. Eine eidgenössische Gesandtschaft versucht zwischen der Stadt und dem Kaiser zu vermitteln. Die neun katholischen Orte verlangen allerdings die Annahme des Interims und die Wiedereinsetzung des Bischofs. Man erwartet nach dem Friedensschluss einen weiteren Zustrom von Glaubensflüchtlingen und allgemein Unheil für die Eidgenossenschaft. Der Kaiser hat dem Vernehmen nach Martin Frecht von Ulm in Speyer gefangengesetzt. Josua hat gebeten, eine neue Kleidung ("tunica") kaufen zu dürfen. Der Zeitpunkt für eine solche Anschaffung ist ungünstig. St. Gallen musste eine grosse Geldschuld gegenüber Strassburg begleichen. Zudem wundern sich die Behörden über die hohen Studienkosten von 185 Gulden. Kessler konnte diese zwar erklären, hält es aber nicht für angezeigt, jetzt diese Auslage zu machen, zumal in Basel alles teurer ist als in Strassburg. Kessler selbst wird von den Behandlungskosten für David belastet. Der Arzt Jakob Brülisauer ist aber zuversichtlich für seine Genesung. Ärmliche Kleidung zu tragen ist keine Schande. Als Beispiele nennt Kessler Musculus, den Sohn David und sich selbst bei seinem Studium in Basel und Wittenberg. Er will sich aber bemühen, die Mittel für den Kleiderkauf baldmöglichst bereitzustellen. Josua hat gewünscht, dass ein Bild der Stadt St. Gallen für Münsters Werk [Cosmographia] zur Verfügung gestellt wird. Kessler verspricht, sich dafür einzusetzen. Er dankt Schobinger für seinen Brief, in dem dieser für seine Unterbringung bei Conrad Lycosthenes dankt. Als Beweis für dessen Gelehrsamkeit hat er ein Exemplar von dessen Kommentar von Plinius' "Historia Romana" ["Commentarius in Plinium Juniorem de viris illustribus", Basel 1547] mitgesandt. - Bestellt Grüsse an Lycosthenes. Josua soll Marx Bertschi ("Marcus Bersius") und dessen Ehefrau Margarita grüssen, ebenso Johannes Oporinus, Johannes Martyr, Sebastian Münster (den er auch durch Kaspar Schapparitius [Schlappritzi] grüssen liess), alle St. Galler in Basel und den Hauswirt H. Birsmaister mit seiner Ehefrau. Sendet Grüsse von allen guten St. Gallern. - PS: Sendet Grüsse von den ehemaligen Mitschülern [Jakob] Stahelius, Joachim Geissberger, Kaspar Blum, Uriel Appenzeller, Otmar Fridbold, Konrad Merz und Jodokus Zollikofer. Regt an, dem Rat von St. Gallen einen Dankesbrief zu schicken.

https://swisscollections.ch/Record/991170525979705501 (Katalogeintrag in swisscollections)https://han.stadtarchiv.ch/inhalt/VadSlg_Ms_35_327.pdf (Digitalisat)https://han.stadtarchiv.ch/inhalt/VadSlg_Ms_35_328.pdf (Digitalisat)

Bemerkung: Briefüberschrift: Iosuę Kesslero, D[avid] Wettero, Ia[cobo] Baldenbergero et D[avidi] Schowingero, filiis suis charissimis. Adressat: Iosueo Kesslero, filio meo charissimo Absender: Ioannes Kessler Sangallensis, pater et preceptor vester amantissimus. Autoren- und Lesermarginalien

Pfad: Vadianische Briefsammlung / Vadianische Briefsammlung, Bd. 6

[Epistolae Tom. VI:327/328 (Frühere Signatur)]

CH-002121-2-991170525979705501, http://kalliope-verbund.info/CH-002121-2-991170525979705501

Modifikation: 09.08.2023