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Nachlass Emmy Hennings / Hugo BallSchweizerisches Literaturarchiv (SLA)Nachlass Emmy Hennings / Hugo BallSignatur: SLA-HEN

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Nachlass Emmy Hennings / Hugo BallSchweizerisches Literaturarchiv (SLA) ; Nachlass Emmy Hennings / Hugo Ball

Signatur: SLA-HEN


Ball, Hugo (1886-1927) [Bestandsbildner], Ball-Hennings, Emmy (1885-1948) [Bestandsbildner]

1880 bis 2005. - 20 Laufmeter

Konsultation nur im Lesesaal SLA. Die Tagebücher Hugo Balls und weitere Einzeldokumente sind gesperrt. Für eine Einsichtnahme sind die Erben zu kontaktieren..

Biographische Angaben: Heute hauptsächlich noch als Begründer des Dadaismus und des Cabaret Voltaire in Zürich bekannt, durchlebten Hugo Ball (1886 - 1927) und Emmy Hennings (1885 - 1948), seit 1920 ein Ehepaar, ein sehr wechselreiches und von grosser Armut geprägtes Leben entlang verschiedener Stationen in Deutschland, Italien und der Schweiz. Hier hielten sie sich u.a. als Variété-Künstler (Zürich, Basel) und Ball 1918-1920 in der Redaktion der Freien Zeitung (Bern) über Wasser. Die Dada-Phase in den Jahren 1916/17 bildete dabei nur eine vergleichsweise kurze Episode. Mit dem darauf folgenden Rückzug ins Tessin wandte sich das emigrierte Autorenpaar einem mystisch-romantischen Katholizismus zu, der ihr weiteres Schaffen weitgehend prägen sollte. Der Grossteil ihres Nachlasses stammt aus dieser Tessiner Zeit. Umfang und Inhalt der Dokumente: Aufgrund der engen biographischen Verflechtung liegen nicht zwei getrennte Nachlässe, sondern ein Doppelnachlass vor, der neben der Lebens- auch die Produktionsgemeinschaft widerspiegelt (Hennings und Ball teilten sich zum Beispiel über Jahre hinweg dieselbe Schreibmaschine). Genauer handelt es sich um den Hauptnachlass von Emmy Hennings, der als Kryptonachlass die Sammlung Hugo Ball enthält.Nach dem frühen Tod ihres Mannes amtierte Hennings als erste Nachlassverwalterin und sorgte aufgrund von Nachbearbeitungen, aber insbesondere durch ihre Ball-Biographien für eine einschlägige Rezeptionslenkung, die den Konvertiten Ball in den Vordergrund stellte. Auch quantitativ dominiert der Nachlass von Hennings. Hier gibt es - neben den Typoskripten zu den (heute kaum mehr greifbaren) Veröffentlichungen - noch zahlreiche unpublizierte Texte zu entdecken, bspw. die Teile einer "Gefängnis"-Trilogie. Zudem finden sich auch eine Vielzahl kleinerer Prosatexte sowie Feuilleton-Beiträge und Rezensionen, die Hennings als äusserst produktive Schriftstellerin ausweisen. Eine Besonderheit des Nachlasses stellt die einige hundert Abzüge umfassende Foto-Sammlung dar, die zum Grossteil aus (Selbst-)Porträts der Autorin besteht und eindrücklich ihre Inszenierungsgabe vor Augen führt.Bei Ball verhält es sich hinsichtlich der Veröffentlichung seiner Texte umgekehrt. Von dem ohnehin nur fragmentarisch vorhandenen Nachlass ist das meiste bereits publiziert, und sein letztes Projekt über "Exorzismus und Psychoanalyse" liegt nur in Entwurfsstufen vor. Besondere Bedeutung gewinnen deshalb die zwar ebenfalls nur unvollständige, aber mit intensiven Bearbeitungsspuren versehene Autorenbibliothek sowie komplementär dazu die umfassende Exzerptsammlung, die Ball als veritablen "poeta doctus" ausweisen und Einblicke in seine Schreibpraxis gewähren. In dieses Umfeld gehört auch eine Sammlung von reproduzierten Kriegsfotografien, die Ball handschriftlich mit Bildunterschriften versah. Unter die Rubrik der "Devotionalien" ist schliesslich als Gründungsdokument Das erste dadaistische Manifest im Original zu rechnen sowie die Totenmaske Balls, die ehedem bei Emmy Hennings im Wohnzimmer hing. Eine mehr als 1'200 Briefe umfassende Korrespondenz sowie eine Sammlung mit Autographen zeugt von der engen Freundschaft des Autorenpaars zu Hermann und Ninon Hesse.Insgesamt akzentuiert der Doppelnachlass die durch den Dadaismus verdeckten Facetten ihrer Tätigkeit. Emmy Hennings kann als Schriftstellerin entdeckt werden und nicht nur, wie oft dargestellt als Künstler-Muse und Kokotte, während Ball insbesondere über seine theologischen Studien der 1920er Jahre begegnet werden kann.Zum erweiterten Nachlass gehört der Nachlass von Annemarie Schütt-Hennings, der Verwalterin der Nachlässe ihrer Eltern bis zu ihrem Tod Ende der 1980er Jahre, und die Sammlungen und Ankäufe des Robert Walser-Archivs. Diese ergänzen den Doppelnachlass um weitere Originale und dokumentieren die Rezeptionsgeschichte bis in die Gegenwart.

https://www.helveticarchives.ch/archivplansuche.aspx?ID=290066 (Bestandsbeschreibung in HelveticArchives)http://nbn-resolving.org/urn:nbn:ch:bel-37760 (Online-Inventar des Schweizerischen Literaturarchivs)

Erwerbung: Der Nachlass bildet seit 1995 ein Depositum des Robert Walser-Archivs der Carl Seelig-Stiftung Zürich (heute Robert Walser-Stiftung Bern). Gemäss der Vereinbarung zwischen der Robert Walser-Stiftung Zürich und der Schweizerischen Eidgenossenschaft vom 24. April 2009 wird der Nachlass als Depositum des Robert Walser-Archivs seit Oktober 2009 im Tieflager des Schweizerischen Literaturarchivs (SLA) der Schweizerischen Nationalbibliothek (NB) deponiert und konserviert. Diese Überführung erfolgte auf der Grundlage einer Ermächtigungsvereinbarung zwischen den Nachlasseigentümern von Hugo Ball und Emmy Ball-Hennings und der Robert Walser Stiftung Bern/des Robert Walser Zentrums vom Dezember 2009. Die Nutzung des Nachlasses durch das Schweizerische Literaturarchiv regelt ebenfalls die genannte Vereinbarung zwischen der Robert Walser-Stiftung Zürich und der Schweizerischen Eidgenossenschaft. Im Jahr 2012 wurde der Nachlass vom SLA erworben.

Bevorzugte Zitierweise: Schweizerisches Literaturarchiv (SLA): Nachlass Emmy HenningsSchweizerisches Literaturarchiv (SLA): Nachlass Hugo Ball Inventar aktualisiert 2014-03-13, wimm, Inventar aktualisiert 2014-06-10, bac

CH-000015-0-290066, http://kalliope-verbund.info/CH-000015-0-290066

Erfassung: 2009-12-10 ; Modifikation: 2022-01-05