Detailinformationen
Bestand Goethe, Johann Wolfgang / Werke Goethe- und Schiller-Archiv / Klassik Stiftung Weimar Bestand Goethe, Johann Wolfgang / Werke
Bestand Goethe, Johann Wolfgang / Werke Goethe- und Schiller-Archiv / Klassik Stiftung Weimar ; Bestand Goethe, Johann Wolfgang / Werke
Goethe, Johann Wolfgang / Werke (1749-1832) [Bestandsbildner]
83 Archivkästen
Einleitung: Unter der Bestandsnummer 25 verwahrt das Goethe- und Schiller-Archiv den Bestand "Goethe, Johann Wolfgang / Werke". Die Geschichte dieses Bestandes ist so eng mit der Geschichte des Goethe'schen Archivs verknüpft, dass diese hier in kurzer Form dargestellt werden soll. Goethe hat das Archiv seines literarischen Nachlasses als Ergebnis eines langen tätigen Lebens selbst gegründet. Schon während seiner ersten Weimarer Jahre beschäftigte er Schreiber und Sekretäre, um effektiver arbeiten zu können, eine Gepflogenheit, die er bis zum Ende seines Lebens beibehielt. Nach und nach richtete er sich eine regelrechte Privatkanzlei ein, wobei ihm das durch seine amtliche Tätigkeit bekannte Kanzleiwesen der Behörden ein Vorbild gewesen sein mag. Zu Goethes Arbeitsweise gehörte es, Literaturstudien, Notizen, Exzerpte und Aufzeichnungen verschiedenster Art zusammenzutragen und zu verwerten. Dabei sammelte der äußerst vielseitig interessierte Dichter nicht nur Literarisches, sondern vor allem auch Papiere, die ihm im Zusammenhang mit seinen naturwissenschaftlichen Studien als hilfreich erschienen. Bedingt durch seine amtliche Tätigkeit interessierte er sich zunächst für praxisbezogene Fragen zur Land- und Forstwirtschaft sowie zum Gartenbau. Goethes Berufung in die im November 1777 gebildete Bergwerkskommission begründete sein Interesse an Geologie, Mineralogie und Bergbau. Etwa 20 Jahre lang beschäftigten ihn Optik und Farbenlehre sehr intensiv. Aber auch anatomischen, pflanzenphysiologischen und meteorologischen Phänomenen galt seine Aufmerksamkeit. Neben seinen Werkmanuskripten sowie den über einen Zeitraum von 57 Jahren geführten Tagebüchern bilden Goethes eingegangene Briefe sowie die Konzepte seiner ausgegangenen Briefe einen weiteren wichtigen Ansatzpunkt für die Entstehung seines Archivs. Der Dichter bewahrte auch Akten und Urkunden auf, die persönliche Geschäfte, Haus- und Grundstücksangelegenheiten sowie Erbschafts- und Testamentsfragen berührten. Einen separaten Teil des persönlichen Archivs bilden die umfangreich überlieferten Haushaltsrechnungen, die von April 1775 an fast lückenlos erhalten sind.Der junge Dichter war noch wesentlich sorgloser mit seinen Papieren umgegangen. Mehrmals gab es rasche Entscheidungen für Vernichtungsaktionen von Zeugnissen einer überwundenen Periode. So berichtet Goethe im Siebenten Buch von »Dichtung und Wahrheit« beispielsweise von den »in Rauch aufgegangenen« Entwürfen aus den jungen Jahren. [1] In der zweiten Hälfte seines langen Lebens entwickelte Goethe mehr und mehr eine umfassende Fürsorge für seine Papiere. So ging er dazu über, in umfänglicherem Maße auch Vorarbeiten und Konzeptstufen zu abgeschlossenen Werken zu archivieren. Bis ins Detail kümmerte er sich um Fragen der Aufbewahrung und der Ordnung seiner Überlieferungen. Zunehmend wird bei ihm das wachsende Bestreben erkennbar, Angesammeltes und Aufgezeichnetes zu bewahren und für die Nachwelt nutzbar zu machen.Goethe plante seit Mai 1822 eine neue Gesamtausgabe seiner Werke. Für diese »Ausgabe letzter Hand« erwies es sich als notwendig, unzählige Manuskripte und Unterlagen zu sichten, zu ordnen und zu verzeichnen. »Die Hauptsache war«, so schrieb Goethe über dieses Unterfangen, »eine reinliche ordnungsgemäße Zusammenstellung aller Papiere, besonders solcher, die sich auf mein schriftstellerisches Leben beziehen, wobei nichts vernachlässigt noch unwürdig geachtet werden sollte«. [2] Mit dieser anspruchsvollen Aufgabe betraute er den jungen Friedrich Theodor David Kräuter (1790-1856), der seit 1814 als Sekretär und später als Bibliothekar für ihn tätig war. Mehrere Monate lang war Kräuter damit beschäftigt, die im Laufe der Jahre im Hause am Frauenplan angesammelten Korrespondenzen, Werkhandschriften und Akten zu sichten, sorgfältig zu verzeichnen und mit einem ausführlichen Index zu versehen. Goethe selbst hatte die 27 Rubriken von »Eigen Biographisches« bis »Varia« für das Verzeichnis erarbeitet, bevor er nach Jena und kurz darauf zu Badeaufenthalten nach Marienbad und Eger aufbrach. Als er Anfang September zurückkehrte, hatte Kräuter die Arbeiten abgeschlossen. Am 2. September 1822 hielt Goethe das Ergebnis in seinem Tagebuch fest: »Kräuters Repertorium über meine sämmtlichen Werke, Schriften und litterarischen Vorrath«. [3] In einem Brief an Johann Friedrich Cotta schrieb er am 8. September 1822: »Es ist diesen Sommer in meiner Abwesenheit eine Repositur zusammengestellt worden, worin alles enthalten ist was jemals Gedrucktes und Ungedrucktes von Werken, Schriften, Arbeiten und Vorarbeiten von mir ausging; wo alle Tagebücher zu Haus und in der Fremde, alle Fragmente und, was mehr wert ist, seit gewissen Jahren sämmtliche an mich erlassene Briefe und die bedeutendsten von mir ausgegangenen in einigen Schränken aufbewahrt sind. Mit dieser Abordnung und mit einem vollständigen Verzeichniß ward ich bey meiner Rückkehr überrascht, und ich verhandele nun mit meinen älteren und jüngeren Freunden, wie davon Gebrauch zu machen seyn möchte und wie, wenn ich auch abgerufen würde, doch nichts verloren seyn dürfte.« [4] 1823 veröffentlichte Goethe in der Zeitschrift »Ueber Kunst und Altertum« seinen Aufsatz »Archiv des Dichters und Schriftstellers«, in dem er Einblick in seine Schreibwerkstatt gibt und sich eingehend über die geleistete Arbeit und den Erfolg seiner Bestandsordnung und -verzeichnung äußert. [5] Er reflektiert die Vorarbeiten für seine »Ausgabe letzter Hand« und geht ausführlich auf das Repertorium ein. Hier wird die Position des alternden Goethe deutlich, der sich in der zweiten Hälfte seines Lebens gleichsam selbst historisch geworden war. Auch räumlich sorgte er für sein Archiv. 1824 brachte er es in einem eigens dafür angefertigten Schrank im gewölbten Zimmer seines Hauses am Frauenplan - heute als Büsten- oder Brückenzimmer bezeichnet - unter. Motiviert durch das ihm eigene elementare Bedürfnis, Ordnung zu schaffen und Ordnung zu halten, veranlasste er eine bewusste Archivierung. Am 19. November 1830 äußerte Goethe gegenüber dem Kanzler von Müller: »Meine Manuskripte, meine Briefschaften, meine Sammlungen jeder Art, sind der genauesten Fürsorge werth. [...] Es wäre schade, wenn dieß alles auseinander gestreut würde. [...] Es kommt mir vor allem darauf an daß meine Verlassenschaft liberal in meinem eignen Sinn behandelt werde, daß man nicht pedantisch und lieblos damit verfahre, sondern daß die Überlebenden, Schaltenden u. Waltenden mich gleichsam fortzusetzen, allenthalben conservatorisch zu verfahren suchen«. [6] In seinem Testament vom 6. Januar 1831 vermachte Johann Wolfgang Goethe all seine Sammlungen und Hinterlassenschaften den Enkeln, Walther, Wolfgang und Alma. Am 22. März 1832 starb Goethe. Dass der Nachwelt bei seinem Tod ein derart vollständiger und gründlich geordneter Nachlass überliefert wird, ist als äußerst seltener Fall zu würdigen. Nach dem Tod des letzten Goethe-Enkels Walther von Goethe am 15. April 1885 ging durch dessen testamentarische Verfügung der Nachlass des Dichters in das Eigentum der Großherzogin Sophie von Sachsen-Weimar und Eisenach über. Im selben Jahr gründete die Fürstin das Goethe-Archiv, welches 1889 um Schillers Nachlass erweitert wurde und seither den Namen »Goethe- und Schiller-Archiv« trägt. Zitate: [1] Goethes Werke. 143 Bände. Hg. im Auftrag der Großherzogin Sophie von Sachsen. Weimar 1887-1919. Nachdruck: München 1987. Bd. 144-146: Nachträge und Register zur IV. Abt. Briefe. Hg. von Paul Raabe. München 1990 (Weimarer Ausgabe = WA). Hier: WA I, 27, 108 f.[2] WA I, 41 II, S. 27[3] WA III 8, 235[4] WA IV, 36, S. 159[5] WA I, 41.2, S. 25-28[6] Wiedergegeben nach einer Aufzeichnung des Kanzlers von Müller. GSA 68/655 Weiterführende Literatur:Jochen Golz (Hg.): Das Goethe- und Schiller-Archiv 1896-1996. Beiträge aus dem ältesten deutschen Literaturarchiv. Weimar 1996.Karl-Heinz Hahn: Zur Geschichte des Goethe- und Schiller-Archivs. In: Festschrift für Wolfgang Vulpius zu seinem 60. Geburtstag am 27. November 1957. Weimar 1957, S. 37-51.Inventare des Goethe- und Schiller-Archivs. Hg. von der Klassik Stiftung Weimar. Weimar 1989 ff. Bernhard Fischer, Gabriele Klunkert (Hg.): Goethe- und Schiller-Archiv. Weimar 2012Gerhard Schmid: 100 Jahre Goethe- und Schiller-Archiv. In: Goethe-Jahrbuch 102 (1985), S. 251-264.DE-2060-BE-25, http://kalliope-verbund.info/DE-2060-BE-25
Modifikation: 12. Februar 2013 ; Synchronisierungsdatum: 2022-05-04T14:38:47+01:00