Kurzbiographie:
Michael Arthur Friedrich (kurz: Fritz) Klein kam am 1. September 1895 als Sohn des
evangelischen Pfarrers Friedrich Michael Klein (1851-1913) im siebenbürgischen Weißkirch
(bei Bistritz, etwa 150 km nordöstlich von Hermannstadt) zur Welt. Seine Mutter, Hermine
Klein geb. Csallner (1872-1961), entstammte ebenfalls einer Pfarrersfamilie. Nach dem
Abitur am Hermannstädter Gymnasium begann Fritz Klein 1913 als Einjährig-Freiwilliger in
einem k.u.k. österreichisch-ungarischen Feldartillerieregiment zu dienen. Während des
Ersten Weltkriegs stieg er bis zum Oberleutnant auf. Er studierte an den Universitäten
von Wien, Klausenburg und Debrecen Rechts- und Staatswissenschaften sowie
Nationalökonomie. 1921 schloss er sein Studium mit einer Doktorarbeit über den
„Neomerkantilismus in Rumänien“ ab. Bereits während seines Studiums arbeitete Fritz
Klein als freier Mitarbeiter für verschiedene Zeitungen Österreich-Ungarns sowie des
Deutschen Reichs. Außerdem war er als Redakteur für die Hermannstädter „Deutsche
Tagespost“ tätig und wurde 1921 ihr Chefredakteur. Der siebenbürgische Politiker Rudolf
Brandsch (1880-1953), der bereits die „Deutsche Tagespost“ mitbegründet hatte, plante
eine neue deutsche Tageszeitung in Bukarest, für deren redaktionelle Leitung er Fritz
Klein favorisierte. Während des Sommers 1921 sollte Fritz Klein deshalb in Berlin seine
Redaktionserfahrungen erweitern und gleichzeitig ein Netz von zusätzlichen Kontakten
knüpfen. Wenngleich das Bukarester Zeitungsprojekt nicht realisiert werden konnte, so
wurde seine Karriere jedoch durch den Berliner Aufenthalt forciert. Er hospitierte bei
einer der wichtigsten Tageszeitungen, der „Deutschen Allgemeinen Zeitung“ (DAZ), und
wurde 1922 als ihr Redakteur angestellt. Im gleichen Jahr heiratete er die
Hermannstädterin Gertrud Orendt (1900-1938). Bereits zwei Jahre später avancierte Fritz
Klein zum Stellvertreter des Chefredakteurs Paul Lensch (1873-1926), dessen Posten er
ein Jahr später, im November 1925, übernahm. Seit diesem Zeitpunkt wirkte Fritz Klein
mit seinen viel gelesenen Leitartikeln, die er unter dem Kürzel „Dr. F.K.“
veröffentlichte, auf die öffentliche Meinung in Berlin und im Reich ein. Als
außenpolitischer Berichterstatter der DAZ verfolgte er Sitzungen des Völkerbunds in Genf
und besuchte internationale Konferenzen (Locarno 1925, Den Haag 1929 u. 1930, Lausanne
1932). Er war u.a. Mitglied des Deutschen Herrenklubs sowie des Rotary Clubs und wurde
1929 zum Vorsitzenden des Vereins der Berliner Presse gewählt. Zu einigen Politikern der
Weimarer Republik, wie Gustav Stresemann (1878-1929) und Heinrich Brüning (1885-1970),
entwickelte Fritz Klein eine Vertrauensstellung, die seinem Anliegen, auch politisch zu
wirken, entsprach. Unter seiner redaktionellen Leitung vertrat die DAZ durchgehend die
Interessen der Ruhrindustriellen, Banken und Großreedereien. Sie waren im Aufsichtsrat
der DAZ vertreten und finanzierten die Zeitung während der gesamten Zeit in
unterschiedlichem Maße. Aufgrund der umfangreichen staatlichen Subventionen, die die
Zeitung gerade zu Beginn von Kleins Chefredakteurszeit erhielt, stand sie zunächst in
der Kritik, das offiziöse Sprachorgan der Reichsregierung zu sein. Fritz Klein war kein
Mitglied einer Partei, er stand jedoch der bürgerlich-konservativen Politik der
Deutschen Volkspartei (DVP) nahe. Der ab Beginn der dreißiger Jahre vertretene Kurs der
Ruhrindustriellen, für die erstarkende NSDAP eine Regierungsbeteiligung zu fordern,
wurde von ihm mitgetragen. Nach deren Machtergreifung 1933 stimmte er jedoch nicht in
die allgemeine Euphorie ein, sondern fand angesichts mancher Maßnahmen der neuen
Regierung kritische Töne. So wurde er bereits wegen seines Artikels vom 13. März 1933
zum Minister für Volksaufklärung und Propaganda Joseph Goebbels (1897-1945) und zum Chef
des Ministeramtes im Reichswehrministerium Walter von Reichenau (1884-1942) zitiert, die
zwar grundsätzlich die positive Bewertung der DAZ zur politischen Wende begrüßten,
jedoch Kleins Bedauern über den starken Rückgang der Stimmenzahlen von
nichtnationalsozialistischen rechten Kräften – wie z.B. der Deutschnationalen und ihres
sinkenden Einflusses in der Regierung – kritisierten. Nachdem Fritz Klein in seinem
Leitartikel „Bruderkampf“ vom 29. Mai 1933 an Hitlers Österreich-Politik Kritik geübt
hatte, wurde die DAZ auf persönliche Anordnung Adolf Hitlers (1889-1945) kurzzeitig
verboten. Während dieser Zeit wurde Fritz Klein seiner Position als Chefredakteur durch
die Eigentümer und den Aufsichtsrat der DAZ enthoben. Eine Stelle als Korrespondent der
DAZ in London, welche man ihm anbot, lehnte er ab. Das Verhalten des Aufsichtsrates
enttäuschte ihn stark, und er kündigte selbst. Angebote aus dem Ausland nahm er aufgrund
seiner deutschnationalen Ansichten nicht an, da er sich nicht zum Emigranten machen
lassen wollte. Anfang September hoffte Fritz Klein noch auf eine persönliche Unterredung
mit Adolf Hitler, um dessen negatives Urteil zu korrigieren. Auch bei Joseph Goebbels
und dem preußischen Ministerpräsidenten Hermann Göring (1893-1946) bemühte er sich
vergeblich um ein Gespräch.
Am 3. Oktober 1933 gründete Fritz Klein zusammen mit Paul Fechter (1880-1958) die
Wochenzeitschrift „Deutsche Zukunft“ (DZ), deren erste Nummer am 15. Oktober 1933
erschien. In wirtschaftlicher Hinsicht führte die berufliche Veränderung zu finanziellen
Problemen. Obschon kaum mehr kritisch in ihren Artikeln, gelang es der Zeitschrift, von
manchen Lesern als eine Art stille Opposition wahrgenommen zu werden.
1936 nahm Fritz Klein als Oberleutnant der Reserve an einer Wehrübung bei einem
Artillerieregiment in Liegnitz teil. Während eines Ausritts stürzte er am 8. Mai vom
Pferd und verstarb am Unfallort. Er hinterließ seine Frau Gertrud und die vier
gemeinsamen Kinder im Alter zwischen 5 und 11 Jahren.
Olaf Schlunke (Projektmitarbeiter)
Wiebke Witzel (Projektleiterin)
Bestandsgeschichte
Das Nachlassschriftgut von Fritz Klein war ursprünglich wohl Teil einer umfangreichen
privaten Registratur, die zunächst in seiner Wohnung am Lützowplatz 11 und nach einem
Umzug der Familie in der Admiral-von-Schroeder-Str. 8 untergebracht war, von wo Klein
die DZ herausgab. Es verblieb nach seinem Tod zunächst bei der Witwe. Nachdem sie 1938
an Tuberkulose verstarb, sind die Unterlagen zusammen mit anderem Familienbesitz
vermutlich zunächst eingelagert worden. Nach dem Zweiten Weltkrieg gelangten sie an den
Pflegevater der beiden ältesten Söhne Fritz Kleins, Heinrich Deiters (1887-1966), der
ebenfalls mit seiner Familie in Berlin lebte. Vermuten lässt sich dies, da der älteste
Sohn, der ebenfalls Fritz Klein (1924-2011) hieß, das Nachlassschriftgut seines Vaters
bis zu seinem eigenen Tod bei sich zu Hause aufbewahrte.
Neben einigen Korrespondenzen aus der Zeit als DAZ-Chefredakteur und biographischen
Dokumenten – von denen sein Sohn annahm, dass sie beim Ausscheiden aus der Zeitung oder
möglicherweise schon vorher wegen ihrer besonderen Wichtigkeit ausgewählt wurden –
bildet den Hauptbestandteil des Nachlassschriftgutes von Fritz Klein die
Redaktionskorrespondenz der DZ von 1933 bis 1936. Hierzu zählen v.a. die Schriftwechsel
mit den Autoren/Autorinnen zur Veröffentlichung oder Ablehnung von Beiträgen sowie mit
Lesern/Leserinnen. Geordnet wurden die Briefe sowohl alphabetisch nach den Namen der
Korrespondenzpartner als auch chronologisch. Während der Bearbeitung wurden
Buchstabenlücken in der Überlieferung der Redaktionskorrespondenz festgestellt.
Auffällig ist, dass Autoren von in der DZ veröffentlichten Beiträgen nicht in der
Korrespondenz überliefert sind. Das lässt sich nicht nur mit den bereits erwähnten
Lücken erklären, sondern deutet darauf hin, dass sich Teile der Redaktionskorrespondenz
auch im Besitz von Paul Fechter befunden haben müssen. In seinen Aufgabenbereich fielen
wohl vor allem die Kontakte zu Schriftstellern und Künstlern. Ein klares Prinzip der
Aufteilung der Korrespondenz ist jedoch nicht erkennbar.
Zum Nachlassschriftgut von Fritz Klein sr. zählt ein Splitternachlass von Rudolf Pechel
(1882-1961) mit einem Umfang von ca. 0,04 lfm. Wie dessen Unterlagen in die Registratur
von Fritz Klein gelangten, kann derzeit nicht beantwortet werden. Schon Fritz Klein jr.
war dieser Umstand rätselhaft, wie seine Briefe, etwa an Larry Eugene Jones (geb. 1940),
belegen. Die Korrespondenz zwischen Rudolf Pechel und Fritz Klein ist im Klein-Nachlass
kaum überliefert. Hier kann auf den Nachlass von Rudolf Pechel im Bundesarchiv-Koblenz
verwiesen werden. Kopien dieses Briefwechsels, die der Historiker Fritz Klein vom
Bundesarchiv-Koblenz anfertigen ließ, wurden seinem Nachlass (NL F. Klein jr., Nr. 1256)
zugeordnet.
Als Historiker arbeitete Fritz Klein jr. vorrangig zur Geschichte des Ersten Weltkriegs.
Für eigene Publikationen zur Spätphase der Weimarer Republik sowie für seine Memoiren
„Drinnen und Draußen“ nutzte er jedoch bereits seit den 1950er Jahren selbst die
Unterlagen seines Vaters. Ferner gewährte er anderen Forschern Einblick in den Nachlass
oder verlieh Nachlassmaterialien, wie die Redaktionskorrespondenz der DZ an den
Professor für Geschichte der öffentlichen Kommunikation und Publizistikwissenschaft der
FU Berlin, Prof. Dr. Bernd Sösemann (geb. 1944). Da die Auswertung und Ergänzung der
Nachlassmaterialien des Vaters sich im Nachlass des Historikers Fritz Klein jr.
niederschlagen, besteht zwischen beiden Nachlässen eine Verbindung. Fritz Klein jr.
benutzte auch einige Briefumschläge aus dem Nachlass seines Vaters für eigene
Aufzeichnungen (siehe NL F. Klein jr., Nr. 458).
Nach dem Tod von Fritz Klein jr. schenkten seine Witwe und die drei Kinder die
Nachlassmaterialien beider Fritz Kleins im April 2012 dem Archiv der
Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW). Die beiden Nachlassbestände
befanden sich im Arbeitszimmer von Fritz Klein jr. in Berlin-Johannisthal. Die an Prof.
Dr. Bernd Sösemann verliehenen Materialien wurden im Auftrag der Familie zwei Monate
später vom Akademiearchiv übernommen. Im Frühjahr 2014 und 2015 übergab Prof. Dr. Bernd
Sösemann noch weiteres Nachlassschriftgut von Fritz Klein sr., das sich bei ihm
angefunden hatte.
Die Erben von Fritz Klein jr. verzichteten auf gesonderte Benutzungsbeschränkungen. Sie
möchten jedoch über die Themen von Benutzern, die die beiden Nachlassbestände einsehen,
informiert werden. Aufgrund ihres starken Interesses an der Auswertung der Quellen
wünschten sie eine zeitnahe Verzeichnung der Materialien. Deshalb stellte der
BBAW-Präsident Günter Stock einen Antrag an die DFG zur „Erschließung der Nachlässe des
Journalisten Dr. Fritz Klein sr. und des Historikers Prof. Dr. Dr. h.c. Fritz Klein jr.
und die Digitalisierung des Nachlassschriftgutes von Fritz Klein sr.“, der Ende Oktober
2013 bewilligt wurde. Im Rahmen der Eigenleistung der BBAW wurden zunächst alle
Metallklammern aus den gesamten Unterlagen von Fritz Klein sr., die überwiegend
verrostet waren, durch Plastikklammern von dem Archivmitarbeiter Leonard Golz ersetzt,
der ferner viele kleine Einrisse reparierte und das Schriftgut glättete. Die Bearbeitung
von stark geschädigten Dokumenten übernahm eine Restauratorin. Mit den Mitteln der DFG
wurde die einjährige Erschließung der beiden Nachlässe durch Olaf Schlunke als
Projektkraft finanziert, der am 1. Januar 2015 seine Tätigkeit aufnahm. Damit die
Erschließungsergebnisse so detailliert sind, dass sie nach ihrer Verknüpfung mit den
zugehörigen Digitalisaten der Nachlassdokumente einen gezielten Zugriff auf die Scans
bieten, verzeichnete er die Dokumente aus dem Nachlass des Journalisten Fritz Klein
einzeln mit Hilfe der Archivsoftware Augias. Die Briefe des Schriftwechsels mit einer
Person wurden mit dem Ausstellungsort, dem Datum, dem Umfang und als Ein- und
Ausgangsbrief verzeichnet. Bei den Briefen der sachthematisch geordneten Korrespondenz
wurden darüber hinaus die Absender und Adressaten benannt. Ferner wurden alle
Briefbeilagen mit ihrem Umfang verzeichnet. Die 34 Ausgaben der DZ, die im Nachlass mit
einem Umfang von 0,1 laufenden Regalmetern überliefert sind, wurden hingegen nur mit dem
Titel und dem Datum erschlossen und nicht digitalisiert. Durch die von Prof. Dr. Bernd
Sösemann nach dem bewilligten DFG-Antrag übergebenen Nachlassmaterialien hatte sich der
Umfang des intensiv zu erschließenden Nachlassschriftgutes um 0,5 laufende Regalmeter
erhöht. Die Verzeichnung von 0,3 laufenden Regalmetern Nachlassschriftgut und die finale
Korrektur der Erschließungsergebnisse übernahmen deshalb die Archivmitarbeiter
Heike-Fanny Braun und Stephan Fölske. Die Nachlassdokumente foliiert, gescannt und mit
den Erschließungsdaten verknüpft hat Thomas Schmidt, der als studentische Hilfskraft
ebenfalls ein Jahr lang aus DFG-Mitteln bezahlt wurde und bis Mitte August 2016 tätig
war. Für die IT-Betreuung dieses Projektes und die Online-Präsentation der
Erschließungsergebnisse zusammen mit den digitalisierten Dokumenten auf den Webseiten
von Augias-Data, Kalliope und Europeana war der BBAW-Mitarbeiter Markus Schnöpf
zuständig. Nach der Umbettung der Materialien von Fritz Klein sr. in säurefreie Mappen,
Umschläge und Archivkartons hat der Nachlass einen Umfang von 2,6 laufenden
Regalmetern.
DE-2458-2283, http://kalliope-verbund.info/DE-2458-2283