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Nachlass Familie Borchardt/ZimmermannLandesarchiv BerlinNachlass Familie Borchardt/ZimmermannSignatur: E Rep. 300-78

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Nachlass Familie Borchardt/ZimmermannLandesarchiv Berlin ; Nachlass Familie Borchardt/Zimmermann

Signatur: E Rep. 300-78


1818-2005 [1890-1950er]. - Der Bestand umfasst 0,6 lfm mit 138 Einheiten. - Nachlass

Inhaltsangabe: Vorwort 1. Familiengeschichte Die Eheschließung von Emil Karl Joseph Hubert Zimmermann (1870 - 1911) mit Gabriele Borchardt (1880 - 1954) am 16. Juni 1903 verband die Eupener Unternehmerfamilie Zimmermann mit der Bankiersfamilie Borchardt aus Berlin. Das Paar hatte drei Kinder: Ruth (1904 - 1945), Joachim (1905 - 1957) und Edith (1907 - 1996). Die junge, in Eupen ansässige Familie erlitt einen herben Schicksalsschlag, als im August 1911 das Mühlenunternehmen auf der Hütte in der Unterstadt komplett abbrannte und bald darauf Emil Zimmermann verstarb. Die Witwe übersiedelte mit den drei Kindern zu ihrer Familie nach Berlin. Die älteste Tochter Ruth erkrankte 1934 an Schizophrenie. Sie lebte über zehn Jahre in Anstalten und Heimen, bis sie 1945 starb. Joachim Zimmermann, der lange in sowjetischer Kriegsgefangenenschaft gewesen war, verstarb 1956. Edith Borchardt, die jüngste Tochter, besuchte von 1914 - 1924 das Dürer-Lyzeum. Von Mai 1924 bis Februar 1925 erlernte sie in einem Forsthaus in Mecklenburg-Strelitz Haus- und Landwirtschaft und arbeitete danach als Haustochter in Friedenau und Lichterfelde. 1926 musste sie aufgrund einer schweren Erkrankung vorerst diese Tätigkeit aufgeben. Sie arbeitete in einem Stickerei-Atelier und erlernte Stenographie und Schreibmaschine. Im Sommer 1929 und 1930 war sie wieder als Haustochter in einem Ostsee-Fremdenheim und bis 1934 nebenbei als Aushilfeverkäuferin bei der Firma "Th. Hildebrand & Sohn" tätig. Edith wurde später Buchhändlerin; sie betrieb eine Buchhandlung am S-Bahnhof Botanischer Garten in Berlin. Sie verstarb 1996. *** Die Überlieferung zur Familie Borchardt beginnt mit dem Bankier und Geheimen Justizrat, Maximilian Siegfried Borchardt (1815 - 1880), und dessen Frau Hélène Betty, geb. Saling (1824 - 1899). Sie hatten vier Kinder: Julius Moritz Oscar (1845 - 1917), Maximilian (1845 - 1916), Franz Martin Alexander (1846 - 1925) und Felix Richard Siegfried (1857 - 1936), der später Genre- und Porträtmaler wurde. Der dritte Sohn Franz, Bankier und zeitweilig Generalkonsul von Costa Rica, heiratete Anna Windhorn (1853-1914), mit der er drei Kinder hatte: die bereits oben erwähnte Gabriele Rosa Helene (1880 - 1954), sowie Alice (1882 - 1972) und Martin (1889 - 1940). Letzterer wurde später Oberbürgermeister von Forst/Neisse. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts begann sich die Vermögenslage der Familie zu verschlechtern. Insbesondere die Jahre der Inflation nach dem Ersten Weltkrieg beschleunigten den finanziellen der im Kaiserreich zur Berliner Oberschicht gehörenden Borchardts. Während der NS-Zeit gerieten Familienangehörige in das Fadenkreuz der antisemitischen Verfolgungs- und Gewaltpolitik. Zu ihnen zählten Gabrieles Schwester Alice, geschiedene Carsch, und ihre Kinder. Mit ihrer Tochter Leonore, genannt Lore, wanderte Alice 1946 nach Amerika aus. Lore hatte die Inhaftierung in Ravensbrück überlebt; ihr Zwillingsbruder Alexander, genannt Axel, war 1943 in Theresienstadt gestorben. Leonore hatte keine Kinder; sie starb 1976. Zu den Enkeln von Maximilian Siegfried Borchardt gehört Felix' Tochter Elisabeth Anna Helena (1894-1975). Sie heiratete den Sänger Paul Castonier und wurde unter ihrem Ehenamen als Schriftstellerin bekannt; allerdings ist von ihr im vorliegenden Nachlass kaum etwas überliefert. *** Ein Teil des Nachlasses umfasst Unterlagen zu den Vorfahren von Emil Zimmermann. Sie beginnen bei Emils Großvater (?) Leonhardt Hubert Zimmermann (1830 - 1905), der mit seinen Brüdern die Firma seines Vaters, des Mühlenbesitzers und Spediteurs Johann Zimmermann, weiterführte und ausbaute. 1867 heiratete Leonhardt Maria Elisabeth, geb. Schneider, mit der er 12 Kinder hatte. Die 1907 neu errichteten Mühlengebäude auf der Hütte in der Unterstadt Eupen wurden 1911 durch ein Großfeuer zerstört. Um 1900 besaß die Familie u. a. das Gut Bovendriesch zwischen Raeren und Kettenis. Ausführliche biographische Informationen zu den Familien einschließlich ausgearbeiteter Stammbäume finden sich im Nachlass, lfd. Nr. 138. 2. Bestandsgeschichte Edith Zimmermann übergab die in ihrem Besitz befindlichen nachgelassenen Dokumente der Familien Borchardt und Zimmermann ihrer Großcousine Dagmar Frings, die sie im Juli 2005 dem Land Berlin zur Verwahrung im Landesarchiv schenkte. Der Nachlass besteht überwiegend aus biographischen Dokumenten und privater Korrespondenz der Familienmitglieder untereinander sowie zahlreichen Fotografien. Im Mittelpunkt der Überlieferung stehen das Ehepaar Emil Zimmermann und Gabriele, geborene Borchardt, sowie deren drei Kinder Ruth, Joachim und - insbesondere - Edith. Von Edith und ihrer Tante Alice (Carsch, geb. Borchardt) stammen auch die vorhandenen Memoiren (Nrn. 5 und 6). Der Nachlass wird ergänzt durch einen zeitgenössischen Überlieferungsteil zur Pflege der Familiengrabstätte Dr. Max Siegfried Borchardt auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin und Ergebnisse der familiengeschichtlichen Forschungen von Dagmar Frings.

Literaturhinweise: Frings, Dagmar und Kuhn, Jörg, Die Borchardts. Auf den Spuren einer Berliner Familie. Berlin 2011 (Hentrich & Hentrich). Castonier, Elisabeth, Stürmisch bis heiter. Memoiren einer Außenseiterin. München 1964 (Nymphenburger Verlagshandlung). Neue Auflagen u.a. (Büchergilde Gutenberg) 1968, (Deutscher Taschenbuch Verlag) 1985, (Herbig Verlag) 1987, (Ullstein) 1988.

Weitere Findmittel: Datenbankrecherche im Landesarchiv Berlin

DE-611-BF-128288, http://kalliope-verbund.info/DE-611-BF-128288

Erfassung: 26. September 2024 ; Modifikation: 26. September 2024 ; Synchronisierungsdatum: 2024-12-09T15:46:49+01:00