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Die Königliche Bibliothek zu Berlin und die Vorarbeiten zu Rankes Edition der „Augsburger Confession 1530“(Analecten)Staatsbibliothek zu Berlin. HandschriftenabteilungNachlaß Leopold von Ranke

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Die Königliche Bibliothek zu Berlin und die Vorarbeiten zu Rankes Edition der „Augsburger Confession 1530“(Analecten)Staatsbibliothek zu Berlin. Handschriftenabteilung ; Nachlaß Leopold von Ranke


Berlin, 1843-1846. - Insgesamt 32Bl. zu 3 Einheiten(2 fadengebundene "Hefte"), keine Mappen erhalten., Deutsch Latein

Inhaltsangabe: Wie so viele, so lagen auch die hier erstmals wieder versammelten Bl. unerkannt im Berliner Ranke-Nachlass: Sie sind sämtlich von fremder Hand und zeigen – teils direkt eingearbeitete - Vorarbeiten zu Rankes Edition eines „dem Original möglichst entsprechenden Textes“ der deutschsprachigen Augsburger Confession, so erstmals erschienen in Bd.6 (1847) der „Deutschen Geschichte im Zeitalter der Reformation“. Ein Relikt der eigenhändigen Vorarbeiten Rankes findet sich in seiner Bibliothek in der Syracuse University Library, in Förstemanns Urkundenbuch (Bd.1/1833, S.375f.): Darin hat Förstemann die 2.Abschrift der deutschen Confessio aus den Markgräflich Brandenburgischen Acten zu Ansbach ediert, und eben diese Quellen-Edition unterzieht Ranke einer umfassenden Collation - wie seine emsigen Korrekturen, Lituren und Ergänzungen zeigen, glich Ranke Förstemanns Edition mit Melanchthons gedruckter Ur-Confessio aus der Königlichen Bibliothek zu Berlin ab, und fügt ergänzend Vergleiche mit der ebenfalls in Förstemanns Urkundenbuch (S.310f.) edierten, sich in Weimar befindenden Handschrift Spalatins bei: Rankes Notiz im (Syracuser) Urkundenbuch Förstemanns (S.381 oben) „Alle Anführungszeichen fallen weg Nichts gesperrt zu drucken“ mag zeigen, daß Ranke direkt aus dieser Vorlage erste Druckfahnen fertigen ließ, an denen dann weiter gearbeitet wurde.Die hierzu gehörenden MS fremder Hand aus Rankes Berliner Nachlass schliessen direkt daran an: Offenbar wurden Rankes (bereits die Seitenzählung von Ref.Bd.6 tragenden) Confessio-Druckfahnen in mindestens 2 Durchgängen möglichst mit allen bereits gedruckten, teiledierten bzw. kommentierten Confessio-Handschriften abgeglichen, und dabei umfänglichst quellenkritische Angaben zu einzelnen Stellen aufnotiert, stets mit den Druckfahnen entsprechenden Seiten- und Zeilen-Angaben: Um solcherart Text-Varianten ihrer Vielfalt und Entwicklung gemäß aus verschiedensten Publikationen passgenau zusammen zu tragen und endlich in eine eigene Edition zu bringen, ist umfassende Kennerschaft und sorgfältige Planung und Abstimmung notwendig (vgl. etwa die Listen Bl.18/19‘/23): Allemal eine höchst komplexe Arbeit, bei welcher auch Fehler vorkommen (vgl. etwa Bl.30‘ von Schreiberhand „in der 1.Corr[ectur] von mir übersehen“). Dabei hatte Ranke einzig Förstemanns Urkundenbuch in seiner Bibliothek, weitere hier eingearbeitete Werke finden sich in der Königlichen Bibliothek zu Berlin – ob dort oder etwa in Rankes Wohnung gearbeitet wurde, ist unklar. Die Schreiber selbst konnten noch nicht identifiziert werden – doch daß auch hier ein bestens qualifiziertes Studenten-Team aus Rankes Seminar zuarbeitete, legen Rand-Bemerkungen nahe, wie etwa Bl.30 „vom HPR (Herr Prof. Ranke) geändert“. Ebenso wird später die Confessio-Edition in SW 6 (1868) studentisch ergänzt, wie Ranke dort schreibt mit „einer neuen von Herrn Dr.[Carl August Hugo] Burkhardt in Weimar besorgten Collation“ der Spalatinschen Handschrift; auch Burkhardt war ein Student Rankes – für WS 1855/56 ist sein Besuch des Ranke-Seminars nachgewiesen.„Lesarten I“(Bl.1-17): Beginnend Bl.1 „N hat oft die Lesart von A. M in die, welche mel. allein hat, geändert 177,11 zuuerstehn A M zuersehen Mel. zuersehn N 178,30 derselbigen A M dieselbigen Mel der die selbigen N 179,7 bequeme handlung alle Hdsch. fehlt Mel. (..)“; endend mit Bl.17 „Ha stimmt nicht wie gewöhnlich mit a, sondern mit den späteren [Handschriften] 181,16 geborn aus Maria der reinen jungfrauen W. Ha. Ä. Mel.“. Zur Erläuterung - Bl.1 Seiten/Zeilen-Angaben „177,11“ etc. beziehen sich auf die Druckfahnen von Ref.Bd. 6(1847, hier SW 6 S.86), der zuerst mit „N“ benannte Referenz-Druck der Confessio ist Panzer’s Edition aus dem Nürnberger Archiv von 1782, weitere sind Förstemanns Edition der Ansbachischen Handschrift im Urkundenbuch („A“, Rankes collationierte Quelle), die Edition der Confessio-Handschrift aus dem Reichsarchiv zu Mainz („M“) durch Weber 1783, sowie der Druck der deutschen Confessio 1531 von Melanchthon („Mel“, mel.“); und zuletzt Bl.17 die Angaben zu 181,16 (SW 6 S.86) sind wohl aus Webers Edition der Mainzer Handschrift entnommen, der im Kommentar zu „Jungfrawen Maria“ an Referenzstellen u.a. aufzählt „Weim[arer Handschrift], Hannov[ersche Handschrift = Ha], Ae[lteste] Ex[emplare; Druck], Mel[anchthon]“. In „Lesarten I“ sind solcherart – und zwar dem ersten Teil der Confessio-Edition Rankes in Ref.Bd.6(1847 S.177-190; SW 6 S.85-89) folgend - über 70 Lesarten aus mindestens 12 Confessio-Publikationen zusammen getragen.„Lesarten II“(Bl.18-27): Beginnend Bl.18 „[177] Sp. und a. haben die Vorrede nicht; Ha. hat sie von anderer hand als die artikel [177],3 allhie her A (her steht als Berichtigung über der Linie) allhere N allher ä alhier M. He. Alhir W.Mel. Statt alhir gen hat Mü alhir zu; dann [links am Rand:] a=1.Ansp. A=2 Ansb. M=Mainzische ä=aelt.Ex 1.2.“; endend auf dem mit „Epilog“ überschiebenen Bl.27‘ unten „190,4 darzuthun M. a. In A und Mel. getrennt geschrieben: Darzu thun“.Zur Erläuterung – Auch hier beziehen sich die vorgesetzten Zahlen auf die Druckfahnen von Ref.Bd. 6(1847, hier SW 6 S.86/95). Referenz-Text scheint zunächst die deutsche Confessio-Ausgabe von 1531 der Königlichen Bibliothek zu Berlin , wie z.B. die Artikel-Zählung zeigt „Der Ander“(Bl.21‘), „Der Dritte“(Bl.22) - freilich nur bis „Der Neunzehend“(Bl.27), um dann sofort zu „Der Epilog“(Bl.27‘) zu springen; zudem finden sich häufig „Fö“ und „We“ (Bl.18/19 /20‘/21 etc.) notiert: Zeichen, daß Webers „Kritische Geschichte der augspurgischen Confession“ bzw. Förstemanns Urkundenbuch noch stärker herangezogen wurde als für „Lesarten I“. Der anfängliche Hinweis, Spalatin und die Ansbachische Abschrift „haben die Vorrede nicht“, ist wohl der Weberschen Edition der Confessio-Handschrift aus dem Reichsarchiv zu Mainz entnommen, ebenso „Ha[nnover] hat sie von anderer Hand“; folgend die Lesarten „allhie“, „allehere“ etc. wieder mit Verweis auf die Ansbachische Handschrift („A“) in Förstemanns Urkundenbuch (dort S.375 auch wörtlich „Berichtigung über der Linie“), die weiteren Lesarten-Verweise auf Confessio-Handschriften aus Mainz („M“), aus Hessen („He“), Weimar („W“), München („Mü“) wohl aus Webers Edition abnotiert; auch die kleine Liste Bl.18 mag zunächst von Weber stammen (vgl. den dortigen Vorbericht zur Mainzer Handschrift-Edition), wobei auch die erst genannte Confessio-Handschrift aus den Markgräflich Brandenburgischen Acten zu Ansbach in Förstemanns Urkundenbuch („a=1.Ansp.“; S.343f.) ediert ist, folgend „M“ für die Mainzer Handschrift bei Weber; sodann „ä=aelt.Ex.1.2.“ bezeichnet vor-Melanchthonische Drucke. Am Ende zeigt Bl.27‘ Lesarten für „darzuthun“ nach der Mainzischen Handschrift (bei Weber) und den beiden Ansbachischen (bei Förstemann) sowie zuletzt bei Melanchthon, wie im Exemplar der Königlichen Bibliothek zu Berlin nachzulesen. Analog zu „Lesarten I“ sammelt „Lesarten II“ solcherart weitere, über 200 Varianten aus knapp 20 Confessio-Publikationen.„Correcturen II“ (Bl.28-31; Correcturen 1 wohl verloren - vgl. Notiz Bl.30‘ „in der I.Corr. von mir übersehen“): Beginnend Bl.29 „Die Orthographie habe ich genau nach dem schwarzeingebundenen Exemplar des Melanchthon corrigiert, bin aber an einigen Stellen irre geworden (..) p.178,19. Hier hat Mel. und Mainz keinen Absaz, und da H.P.R. [Herr Prof. Ranke] den Absaz 5 Zeilen vorher wegcorrigiert hat, so würde ich ihn auch hier wegcorrigieren.“; endend Bl.31 „192,20 Den Absaz würde ich mit HPR nicht aufheben; er findet sich zwar nicht in Mai; aber Ansp.2, Mel. und Lat.Conf. haben ist, und es schließt sich auch nicht so unmittelbar ans vorige.“Zur Erläuterung – auch in der II.Correctur entsprechen die vorgestellten Seiten/Zeilen-Zahlen der Edition der Confessio in Ref.Bd.6(1847; S.178-192, bzw. SW 6 S.86-97), allerdings reichen die Correcturen nun in die streitigen Artikel hinein. „In Hinsicht der Orthographie aber haben wir (..) das Muster Melanchthons vorgezogen“ schreibt Ranke in SW 6 S.85/86 – man sieht, was hier weshalb als Referenz-Druck genutzt wurde; folgend zu „178,19“ wurden neben Melanchthons Confessio-Druck auch die Mainzer Handschrift herangezogen, wie von Weber ediert – der betreffende Absatz ist in Rankes Edition tatsächlich weggelassen, während der nächst genannte Absatz belassen wurde (vgl. SW 6 S.86&97), dabei sind Varianten benannt wiederum aus der Mainzer Handschrift und dem Melanchthon-Druck der Confessio, sodann der kleinen Ansbachischen Handschrift wie von Förstemann im Urkundenbuch ediert und dem lateinischen Druck der Confessio Melanchthons. Diese wenigen CorrecturBl. bringen aus 16 Handschriften weitere fast 50 Correcturen zusammen – dabei wird durchaus auch Ranke corrigiert, wie Bl.30 zeigt: „184,27 da die Interpunction doch nicht diplomatisch ist, habe ich das Comma vor gesetze gestrichen; gute ordnung pp gehört zum Prädicat: sunt bona opera dei. Ubrigens haben A[nsp.] 2 und Mai auch kein Comma. HPR [Herr Prof. Ranke] hat sich geirrt.“ – das Komma blieb tatsächlich weg (vgl. SW 6 S.91).Bl.32 (Fragment - wohl aus einem Brief ausgeschnitten?): Beginnend „Lat MSS „Regensb. Würzb. Fabri nicht gut passen zu „ex quibus caetera facile iudicari possunt.“ Auffallend ist: Melanchthons deutscher Text stimmt nicht mit dem eigenen latein Text [überein]“ – erneut sind Varianten lateinisch/deutsch zusammengestellt, wohl aus Förstemanns Urkundenbuch, der S.442f. die Augsburger Confession Melanchthons in lateinischer Sprache ediert, denn u.a. die Verweis-Folge zu „ex quibus“ etc. aus Regensburger und Würzburger Handschrift sowie der Editio Fabriciana 1573 findet sich hier S.557 unter „Epilogus“; zuletzt auf dem kleineren Bl.32‘ finden sich Varianten zum Confessio-Kapitel „Von der Bischoue Gewalt“ (vgl. SW 6 S.112&S.107).

Literaturhinweise: Philipp Melanchthon: Confessio fidei exhibita invictiss. Imp. Carolo V Caesari Augusto in Comiciis Augustae Anno MDXXX., Wittenberg 1530(1531), latein und deutsch – Exemplar (schwarzer Einband) der Kön. Bibl./Staatsbibliothek Berlin mit der Sign. Df 1507;, Philipp Melanchthon: Confessio oder Bekantnus des Glaubens etlicher Fürsten und Stedte, Nürnberg bei Johann Petreius, 1530(1531), deutsch – Exemplar (brauner Einband) der Kön.Bibl./Staatsbibliothek Berlin Sign. Df 1515;, Andreas Fabricius: Harmonia Confessionis Augustanae, Köln 1573 – Exemplar der Kön.Bibl./Staatsbibliothek Berlin Sign. Df 3271;, Christian August Salig: Vollständige Historie der Augspurgischen Confession und derselben Apologie, 6Bd., Halle 1730-45 (Syr.Bibl. Ra 270.6 S16) – Exemplar der Kön.Bibl.Berlin/Staatsbibliothek Sign. Df 3739-1f. ;, Johann Christian Gueinz: De Augustanae Confessionis interpretatione ebraica curante Philippo Gallo, Halle 1733 (Syr.Bibl. Ra 270.6 S16) – Exemplar der Kön.Bibl.Berlin/Staatsbibliothek Sign. Bd 7317.

Editionshinweise: Ranke: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation, Bd.6(Analecten; Berlin 1847) - "Die Augsburgische Confession" S.176f.;, SW 6(Analecten, 5.Auflage, Berlin 1873) - "Die Augsburgische Confession" S.85f., Fortsetzung Literaturhinweis:, Georg Wolfgang Panzer: Die unveränderte Augspurgische Confession, deutsch und lateinisch (aus dem Nürnberger Archiv), Nürnberg 1782 - Exemplar der Kön.Bibl.Berlin/Staatsbibliothek mit der Sign. Df 1864;, Georg Gottlieb von Weber: Kritische Geschichte der Augspurgischen Confession, 2 Bd. Frankfurt/Main 1783/84 - Exemplar der Kön.Bibl.Berlin/Staatsbibliothek Sign. Df 4008-1f.;, Daniel Eberhardt Beyschlag: Die Augsburgische Confession, Augsburg 1830 – Exemplar der Kön.Bibl.Berlin/Staatsbibliothek Sign.Df 2054;, Karl Eduard Förstemann: Urkundenbuch zu der Geschichte des Reichstages zu Augsburg im Jahre 1530, 2 Bd., Halle 1833/35 (Syr.Bibl. Ra 270.6 F65, dort Bd.1 Rankes Collation S.375f.).

In: Beispiele aus der Arbeit mit Beständen der Königlichen Bibliothek zu Berlin: Listen, Excerpte und Abschriften (Quellen), nebst Vorarbeiten zur Edition der Augsburger Confession (Manuscripte)

Bemerkung: Bemerkung zur Datierung: Ein Datum findet sich nicht – daß Masch.Pap.(Bl.1-27) Verwendung fand, deutet eher auf 1840er; zudem hatte Ranke bei Erwähnung der Augsburger Confession in Ref.Bd.3 1840&1843 noch keine Edition ankündigt: Offenbar wurde dieser Plan später gefasst, womit die Vorarbeiten zumal in der Königlichen Bibliothek zu Berlin grob zwischen 1843 und 1846 entstanden sein mögen; Rankes in der Syracuse University Library bewahrter Bibliotheks-Katalog zeigt zudem, daß Förstemanns Urkundenbuch erst spät angeschafft wurde, vermutlich ebenfalls 1843f.Bl.1-17 „Lesarten I“(13,1x21,6cm; beiges, fadengebundenes Masch-Pap., verschiedene Schreiber); Bl.18-27 „Lesarten II“(20,4x26; beiges, fadengebundenes Masch-Pap., verschiedene Schreiber); Bl.28-31 „II.Correctur“ (17,5x21//21,4; beiges Bütten, einst zur Hälfte gefaltet, WZ: MR, verschiedene Schreiber); EinzelBl.32 „Auffallend ist“ (12x17,5; helleres Velin, vielleicht aus einem Brief an Ranke ausgeschnitten).

Ausreifungsgrad: Vorarbeiten zur Edition: Lesarten-Abgleiche und Korrekturen sämtlich von der Hand verschiedener Schreiber.

Objekteigenschaften: Handschrift

Pfad: Nachlaß Leopold von Ranke / Segment III: Deutsche Geschichten / Reformation / Beispiele aus der Arbeit mit Beständen der Königlichen Bibliothek zu Berlin: Listen, Excerpte und Abschriften (Quellen), nebst Vorarbeiten zur Edition der Augsburger Confession (Manuscripte)

DE-611-HS-3884000, http://kalliope-verbund.info/DE-611-HS-3884000

Erfassung: 6. Juli 2022 ; Modifikation: 29. November 2022 ; Synchronisierungsdatum: 2024-03-29T17:18:15+01:00